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Stationärer Handel in Seoul

Sinneserlebnis pur

Was geschieht in einem Land, in dem der Online-Handel ein Drittel des Marktes beherrscht? Kann der stationäre Handel dort noch profitabel wirtschaften? Der Blick nach Südkorea gibt wertvolle Anstöße, die sich auch in der grünen Branche und für das eigene Gartencenter nutzen lassen.

von Antje Verstl erschienen am 13.05.2025
Spannendes Konzept:  Metro Farm, konzipiert als Salat-Bistro und Frischemarkt. © Antje Verstl
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In Südkorea ist genau dieser Fall eingetreten, den viele Kaufleute bei uns fürchten. 35,5 % des Handels mit Konsumgütern entfallen derzeitig bereits auf den Internethandel. Das Wachstum des Online Handels hat das Profil und die Rolle des stationären Handels grundlegend verändert.

In Seoul geht es längst nicht mehr um Waren, sondern um Genuss, Spaß, Abenteuer, Selbstdarstellung, Unterhaltung, Information. Es gibt keine Stadt der Welt, in der die Transformation der Handelslandschaft so spürbar und erlebbar ist, wie in Seoul. Genau dies wollte ich selbst erleben und erfahren, als ich im Mai 2024 nach Südkorea reiste, mit vielen Fragen im Gepäck. Antje Verstl

Wie sehen die Zukunftsläden in Seoul aus? Welche Formen der Erlebniskultur spielt sich in den Läden ab? Was unternehmen die Händler, um Frequenz in ihre Geschäfte zu bekommen? Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Lebensweise der Menschen? Welchen Einfluss hat die Generation Z; vor allem die K-Pop-Szene, die weltweit Mode, Fashion, Musik und Esskultur beeinflusst? Welche Impulse können wir vor allem auch für uns als grüne Branche mitnehmen?

Marken werden zur Genussbühne: Spaß, Abenteuer, Genuss und Selbstdarstellung sind Lockvögel für die Kundschaft.
Marken werden zur Genussbühne: Spaß, Abenteuer, Genuss und Selbstdarstellung sind Lockvögel für die Kundschaft. © Antje Verstl

Ladendramaturgie in Seoul

Seoul hat in Sachen Ladendramaturgie spannende Strategien. Das emotionale Drama über die fünf Sinne spannt sich wie ein Schirm über jedes stationäre Geschäft. Noch nie habe ich vorher erlebt, welche Kraft ein Sinneserlebnis über Musik, Düfte, Haptik und Lichtdrama ausüben kann.

In den Läden taucht man förmlich ein in glitzernde Welten, die nicht nur schön, sondern vor allem durch die vielseitige Sinnesklaviatur ansprechen. Beziehungen zwischen der Ware und der Wahrnehmung der Kunden werden professionell aufgebaut. Die Ladeneinrichtung orientiert sich eindrucksvoll und konkret an den verschiedenen Kundentypen.

Für die Generation Z entstehen neue Ladenwelten, in der die Show zählt. Es dominieren metallische Möbel, Spiegelkabinette, harte Beleuchtung, spielerisch wildes Feeling, holzige Düfte, Techno Musik und K-Pop. Erleben ist wichtiger als Haben.

Eindrucksvoll lässt sich in den Läden von Seoul erleben, wie eine Gesellschaft mit dem demographischen Wandel umgeht. Es regt an zu fragen, wo und wie in unseren Gartencentern die Generation Z ihre Plattform findet.

Ladenlayout für die Generation Z.
Ladenlayout für die Generation Z. © Antje Verstl

Erleben in Seoul

In der Hauptstadt Südkoreas lässt sich erleben, welche Macht ein einzigartiges Markenprofil ausübt und wie es gelingt, das Ladenlayout und die Wareninszenierung professionell auf konkrete Zielgruppen zu formatieren. Hier werden Waren in kreativen Themenwelten inszeniert, wo man nicht nur ins Staunen kommt, sondern sofort hineintauchen möchte.

Monster-Läden sind Pilgerorte. Hier erlebt man, wie Kunstprodukte in Ikonen verwandelt werden und Läden zur Attraktion, die jeder sehen muss.
Monster-Läden sind Pilgerorte. Hier erlebt man, wie Kunstprodukte in Ikonen verwandelt werden und Läden zur Attraktion, die jeder sehen muss. © Antje Verstl

Szenetreff und sozialer Ort

Viele Händler fragen sich, wie die Kundenfrequenz hoch gehalten werden kann, wenn die Menschen immer mehr die digitalen Einkaufsmöglichkeiten nutzen. In Seoul finden Sie viele Anregungen. Vor allem auch, wie es gelingen kann, Menschen zu Fans zu machen. 

In den Läden steht die vielfältige Verknüpfung zur Gastronomie, Kultur und Entertainment jeder Art im Mittelpunkt. Sie werden so zu Treffpunkten der Gemeinschaft, wo das interaktive Erleben und die Selbstdarstellung am wichtigsten sind. Man trifft sich in diesen Läden und es zählt der Genuss, die Gastronomie, das gemeinsame Erleben und die Begegnung – im Grunde all das, was online nicht oder nicht so gut möglich ist.

Damit keine Langeweile aufkommt

Pop up Stores sind beliebt, um mit dem Ladenkonzept neue Gebiete abzuklopfen und neue Kunden zu gewinnen. Das Opening wird meist als Luxusevent inszeniert, die Menschen strömen nur so herein. Meine These: Luxus avanciert zum Erlebnis Nummer eins.

Live Cooking und Verköstigungen mit menschlicher Animation sind Standard und ein stetig guter Frequenzbringer. Interaktive Sessions mit Musik, Body Painting, Theateraufführungen und besonders beliebten Kosmetik- und Gesundheitsevents, bei denen probiert, getestet und kompetent beraten wird, sind häufige Angebote. Menschen sind auch im digitalen Zeitalter der wichtigste Bindungsmotor. Instagram-Models sind deshalb auch als Gäste und Entertainer geschätzt.

Momentan der absolute Hype: Das Roboter-Café.
Momentan der absolute Hype: Das Roboter-Café. © Antje Verstl

Coming Soon ist eine weitere beliebte Strategie; es werden Bereiche oder Warengruppen gesperrt und erzeugen dadurch Neugier zum Wiederkommen. Sehr wirkungsvoll und spannungsreich sind auch Installation von VIP-Bereichen mit der Information „New Design – Don‘t Touch. Don‘t take a Foto“. Professionelle Fotokabinen, in welchen sich die Kunden mit Produkten und Freunden in Szene setzen und die Fotos gleich danach versenden können sind ebenfalls sehr begehrt, des Weiteren Game Play Stations mit Gewinnen. Der absolute Hype sind derzeit Roboter-Cafés. Hier bereitet ein Roboterarm den Kaffe in einer Siebträgermaschine innerhalb eines Glaskubus zu.

Beliebt – Terrarium Garden-Shop, wo man sich trifft und Tiny-Gardens pflanzt.
Beliebt – Terrarium Garden-Shop, wo man sich trifft und Tiny-Gardens pflanzt. © Antje Verstl
Blick über den Tellerrand

Südkorea ist für Händler und Hersteller eines der spannendsten Länder in Fernost. Der Blick nach Südkorea gibt wertvolle Anstöße, die sich auch in der grünen Branche und für das eigene Gartencenter nutzen lassen. Für alle Zukunftsstrategien gilt vor allem eines: Leise Abschied vom grünen Retail-Konzept mit seinen klassischen Warenhausstrukturen nehmen. Es warten wunderbare grüne Zukunftskonzepte auf uns.

Auf nach Seoul.

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