
Was erwarten Sie für diese Saison?
Wenige Wochen vor dem Saisonstart haben wir Unternehmerinnen und Unternehmer, sowie Branchenexperten gefragt: Mit welchen Gedanken blicken Sie auf die bevorstehende Saison? Welche Erkenntnisse nehmen Sie aus dem letzten mit ins neue Jahr? Und was haben Sie sich für die kommenden Monate vorgenommen?
von Grit Landwehr, Redaktion DEGA erschienen am 10.02.2025
© SchliebenerWir müssen mit Preisanpassungen das richtige Maß finden, um unsere Kunden weiterhin zu halten. Martina Schliebener, Gärtnerei Schliebener, Wolfsburg-Hehlingen
Ich starte optimistisch ins neue Jahr und hoffe, dass sich unsere Kunden wieder ihr Heim mit unseren Pflanzen und Produkten schön machen, wenn sie sich größere Anschaffungen nicht leisten wollen oder können. Unsere Gärtnerei befindet sich in Wolfsburg, wir sind deshalb stark von Volkswagen abhängig – ein großer Teil der Wolfsburger sind bei VW beschäftigt. Daher sind wir froh, dass sich die Tarifparteien Ende des Jahres angenähert haben und nun keine Kündigungen mehr ausgesprochen werden sollen. Wir machen positiv weiter und sind davon überzeugt, dass wir auch diese Krise meistern werden.
In unserem Betrieb bin ich für das Marketing und den Einkauf von Hartware zuständig, daher habe ich mir vorgenommen mich verstärkt um die Präsentation der Zusatz- Artikel zu kümmern und für gute Verfügbarkeit zu sorgen. Weiterhin werde ich steigende Warengruppen weiter ausbauen und untersuchen/ analysieren, warum andere Warengruppen stagnieren. Außerdem möchten wir Angebote speziell für Kundenkarten Besitzer forcieren, um diese noch stärker an uns zu binden.
Auch in 2025 erwarten uns weiter steigende Kosten, sei es im personellen Bereich, oder auch im Energiesektor. Hier müssen wir mit Preisanpassungen das richtige Maß finden, um unsere Kunden weiterhin zu halten.
© Grit LandwehrWenn das Wetter mitspielt, werden wir ein gutes Jahr haben. Wir waren immer schon sehr flexibel was unser Sortiment angeht und können aufgrund unserer guten Verbindungen zu unseren Zulieferern rasch auf neue Situationen reagieren. Christian Dinger, Dinger’s Köln
Ich erwarte auch für 2025 weiterhin eine Kaufzurückhaltung aufgrund der als unsicher empfundenen Rahmenbedingungen und mehr Extrem-Wetter. Wir bereiten uns so gut es geht auf Starkregen und Hitze vor. Auch für Sturm und Hagel haben wir bereits Pläne, die die Schäden zumindest verringern können. Trotzdem glaube ich, dass wir ein gutes Jahr haben werden, wenn das Wetter halbwegs mitspielt. Wir waren immer schon sehr flexibel was unser Sortiment angeht und können aufgrund unserer guten Verbindungen zu unseren Zulieferern rasch auf neue Situationen reagieren.
© Heike WenzelVieles können wir nicht beeinflussen und vergessen dabei oft, dass wir in unserem direkten Umfeld eine Menge Gestaltungsmöglichkeiten haben. Heike Wenzel, Gartencenter Christ, Glauburg-Stockheim
Meine Erwartungen an 2025 sind gemischt. Sind wir gerüstet für extreme Wetterlagen? Wie entwickeln sich die weltpolitischen Themen? Vieles können wir nicht beeinflussen und vergessen dabei oft, dass wir in unserem direkten Umfeld eine Menge Gestaltungsmöglichkeiten haben. Nachhaltigkeit und Wertschätzung sind zwar Modeworte, aber wir können sie tatsächlich mit Leben füllen. Und eines ist ganz sicher: Wir können uns jeden Tag entscheiden unser Bestes zu geben. Und diese Herausforderung nehme ich auch in 2025 gerne an.
Sorgen macht mir die Altersstruktur meines Teams. Viele langjährige Mitarbeitende werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Junge Menschen für Berufe im Handel zu begeistern fällt schwer. Gründe dafür sind nicht nur die Arbeitszeiten und die Verdienstmöglichkeiten im Vergleich zu anderen Branchen, sondern auch das Verhalten einiger Kunden und Kundinnen. Kritisch sehe ich das Thema Mindestlohn. Es wäre viel hilfreicher, wenn vom Brutto mehr Netto übrig bliebe.
Wir haben einen umfangreichen Veranstaltungskalender mit Workshops, aber auch mit großen Events für unsere Kunden. Das macht viel Arbeit, bringt aber auch gute Frequenz und ein sympathisches Image fürs Gartencenter. Das positive Feedback hierfür tut dem Team sehr gut und fördert die Kundenbindung.
Regionalität hat bei uns eine ganz hohe Priorität. Die Lieferanten werden jedoch weniger. Oft liegt das daran, dass kein Nachfolger zu finden ist oder – gerade im Lebensmittelbereich – dass die Auflagen so hohe Hürden darstellen, das Betriebsteile oder ganze Betriebe stillgelegt werden.
© Oliver MathysIch sehe für 2025 viele Chancen, die es zu erkennen und konsequent zu verfolgen gilt. Oliver Mathys, Oliver M. Consulting
Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Coronapandemie endgültig vorbei ist – unsere Kunden haben wieder alle Möglichkeiten, ihr Geld auszugeben. Dabei wechseln sie sehr schnell von einem Extrem zum anderen – was gestern noch gut war, muss morgen nicht mehr relevant sein. Zudem überlegen sie sehr genau, wofür sie ihr Geld ausgeben und erwarten das Optimum für ihre Investition.
2024 hat zudem gezeigt, dass es sich lohnt sich in Planung und Vorbereitung der jeweiligen Saison zu investieren – damit meine ich rechtzeitig fertig zu sein und die aktuellen Produkte vorrätig zu haben. Wichtig dabei ist, alle Mitarbeiter mit ins Boot zu nehmen. Jeder muss verstehen, dass er maßgeblich zum Endresultat beiträgt. Denn wenn Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft auf der Verkaufsfläche fehlen, können es nur noch Niedrigpreise richten.
Im vergangenen Jahr habe ich immer wieder beobachtet, dass einige Unternehmer auf die Kaufzurückhaltung mit günstigeren Produkten reagiert haben. Hier braucht es viel Fingerspitzengefühl bei der POS-Gestaltung, damit die Verkaufsfläche nicht zu nervös und unruhig wirkt. Zudem besteht die Gefahr, dass man sich zu sehr dem DIY- oder LEH-Sektor annähert. Aufgrund des zunehmenden Mitarbeitermangels werden derzeit auch viele Basisartikel fertig zugekauft, wie Sträuße, Gedenktags- und Grabgestecke, bepflanzte Schalen und Kränze. Auch hier sollte man die Produktqualität und den Preis, vor allem im Vergleich zu den zu den Mitbewerbern, immer im Auge behalten.
Auch dieses Jahr verläuft vermutlich wieder wechselhaft – diverse Wahlen werden die Grundstimmung im Land beeinflussen, in welcher Art und Weise ist schwer voraus zu sagen. Ich sehe aber viele Chancen, die es zu erkennen und konsequent zu verfolgen gilt.
© HermannsGerade in herausfordernden Zeiten sehnen sich die Kunden nach positiven Erlebnissen und kleinen Auszeiten. Das zeigt sich eindrucksvoll im großen Zuspruch zu Floristik- und Kreativkursen, Schulungen und Events. Peter Hermanns, CCS GmbH
2024 war ein Jahr voller spannender Herausforderungen, das von dynamischen Entwicklungen geprägt war. Die Gartenbranche hat sich flexibel an die wirtschaftlichen Veränderungen angepasst und konnte viele Chancen nutzen. Die unterschiedlichen Reaktionen auf die Schwankungen spiegeln sich in der Vielfalt und in der Kreativität der grünen Branche wider. Die Schwankungen selbst waren sehr groß und hingen stark vom Sortiment, Standort und dessen Umfeld ab.
Gerade in herausfordernden Zeiten sehnen sich die Kunden nach positiven Erlebnissen und kleinen Auszeiten. Sie möchten sich etwas Gutes tun und ihre Kreativität entfalten. Das zeigt sich eindrucksvoll im großen Zuspruch zu Floristik- und Kreativkursen, Schulungen und Events. Diese positiven Erfahrungen sind ein klarer Beweis dafür, wie wichtig es für die Kunden ist, sich mit ihrem Gartencenter zu identifizieren.
Für die grüne Branche bin ich für dieses Jahr sehr optimistisch, da wir nicht zu den Großinvestitionen im privaten Bereich zählen. In die Glaskugel kann keiner von uns sehen und somit ist es wichtig, das die Unternehmen agil und resilient in das neue Jahr gehen. Zudem sollten Produkte, Sortimente und Warengruppen stärker unter Beobachtung sein. Da die zur Verfügung stehenden Flächen und Mitarbeiter begrenzt sind und zur Flächenproduktivität beitragen.
Auch das Thema Warengruppen-Management (CM) darf nicht nur auf dem Papier stehen, sondern sollte auch gelebt werden. Hier zu zählen nicht nur das reine verwalten von Zahlen, sondern das Analysieren, das kreative Reagieren und das „praktische“ Umsetzen im Verkauf, es also auch in der Fläche zu realisieren.
Entscheidend für Effizienz und Effektivität ist zudem, den Einsatz von Mitarbeitern, der wichtigsten Ressource der Unternehmen, stärker zu bearbeiten. So können die unproduktiven Arbeitszeiten in vielen Unternehmen um bis zu 25 % reduziert werden. Bei einer Wochenarbeitszeit von rund 38 Stunden und einer Arbeitszeiteinsparung von nur rund 13 % ergebe das eine Ersparnis von rund 5 Stunden in einer Woche und 207 Stunden im Jahr je Mitarbeiter. Diese gesparte Zeit sollte in den Kunden und in den Mitarbeiter selbst investiert werden.
Wichtiger denn je wird der Informationsfluss untereinander sein, um trendig und innovativ zu sein und zu bleiben. Erfragungen allein auszutauschen, reicht nicht mehr aus. Vordenken ist angesagt – wir bieten das in unseren Mastermind-Gruppen (Vordenker) die als treibende Kraft eine kreative Lösung gemeinsam schaffen.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.