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Marktbericht 2024

Verbraucher haben Lust auf Grün

2024 hat gezeigt, dass der Gartenbau seinen Weg trotz vieler Herausforderungen geht. Das liegt vor allem daran, dass die Konsumenten gerade in Krisenzeiten auf der Suche nach bezahlbaren Ablenkungen im Alltag sind. Blumen und Pflanzen erfüllen trotz Preissteigerungen diese Anforderung, ist Andreas Löbke, Co Concept, überzeugt. Für die IPM Essen hat er den Blumen- und Pflanzenmarkt 2024 analysiert

von Andreas Löbke, CO CONCEPT erschienen am 10.02.2025
© Shutterstock/wavebreakmedia
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Auch wenn die finanziellen Spielräume der privaten Haushalte stark belastet waren und die Sparquote auf hohem Niveau war, war eine Kaufzurückhaltung oder gar Kaufverweigerung bei Blumen und Pflanzen im Frühjahr 2024 nicht so zu beobachten, wie manche befürchteten. Es zeigt sich wieder, dass der Konsum an Blumen und Pflanzen nicht dem allgemeinen Trend der Konsumgüter folgt, sondern stabil ist oder sogar wachsend.

Warmer März sorgte für einen guten Saisonstart

Das Ostergeschäft ist im Nachgang betrachtet ganz ordentlich verlaufen. Sowohl Landgard, als auch Veiling Rhein-Maas berichten von einer höheren Nachfrage bei höheren Preisen. Gerade Pflanzen für den Außenbereich wurden trotz des frühen Ostergeschäfts aufgrund des guten Wetters rege nachgefragt.

Aus den Niederlanden hört man ähnliches: Insgesamt lagen die Mengen und Preise bei den meisten der Top-Ten-Gartenpflanzen im März 2024 über dem Vorjahresniveau. Im Durchschnitt wurden 3,4 % höhere Preise bei 12,8 % mehr Warenumsatz erzielt. Viele erklärten die starken Umsätze im März durch die relativ stabile Wetterlage. Zur Erinnerung: Der März 2024 war der wärmste März seit Aufzeichnung der Wetterdaten. Egal ob im Fachhandel, in den Baumärkten oder im Lebensmitteleinzelhandel, die Nachfrage der Kundschaft war ungetrübt und kontinuierlich stark.

Vollbremsung im April

Der April 2024 war sehr herausfordernd, da nach einem wetterbedingt phänomenalen Start in den ersten beiden Wochen das Saisongeschäft in der zweiten Hälfte des April wetterbedingt in vielen Regionen zurückging. Nach den sehr frühlingshaften Tagen wurden die Konsumenten durch das Wetter in der Kauffreude gestoppt. Das Kältehoch mit Frostperiode Ende April bremste das Geschäft nachweislich aus.

Anfang Mai verbesserte sich das Wetter, so dass die Saison der Beet- und Balkonpflanzen wieder Fahrt aufnahm. Der Mai bot dann wieder sonnige Abverkaufstage, die gelegentlich durch Feiertage und Regen leichte Dämpfer erhielten. Die Ware floss nicht so ab, wie sie sollte. Das Beet- und Balkongeschäft verlagerte sich somit wetterbedingt etwas vom Mai in den Juni. Damit kam es zu einer Überschneidung im Verkauf mit der Staudensaison, die terminlich normal angelaufen ist. Das führte dieses Jahr zu einer großen Auswahl an Blumen und Pflanzen für die Kundschaft im Juni, da beide Produktgruppen parallel geführt wurden.

Durchwachsender Mai, schlechter Juni

Laut Royal FloraHolland waren die Umsätze im Mai 2024 durchweg niedriger als im Vorjahresmonat 2023. Der Umsatz der Zimmer- und Gartenpflanzen fiel im Mai fast 10 % geringer aus als 2023. In Summe sei die Beet- und Balkonsaison 2024 aber doch überdurchschnittlich gut gelaufen, so die Blumengroßmärkte.

Wetterbedingt ist viel Beet- und Balkonware zum Schluss der Saison stehen geblieben. Die Konsumlust ist seit Mitte Mai 2024 bei vielen Kunden bundesweit etwas zurückgegangen. Der Juni blieb hinter den Erwartungen der Händler.

Nach einem starken Februar, März und den zwei ersten Aprilwochen waren der Mai und Juni durch eine schwierige Vermarktungssituation charakterisiert. Selten herrschte passendes Gartenwetter, was sich in den Absatzzahlen von Beet- und Balkonpflanzen zeigte. Im ersten Halbjahr kam laut Aussagen verschiedener Einzelhandelsgärtner 10 % weniger Kundschaft. Die verbleibenden Kunden gaben aber im Durchschnitt 5 % mehr aus, was die geringere Kundenfrequenz in vielen Fällen abfederte. Stauden hingegen wurden ordentlich gekauft, was teilweise durch Ersatzpflanzungen aufgrund von Schneckenfraß erklärt wurde.

Die Sommerferien machten sich im Umsatz bemerkbar und erzeugten eine normale Flaute im Absatz. Die Erwartungen wurden aber erfüllt. Die Veiling Royal FloraHolland weist für den Juli bei den Umsätzen und Stückzahlen ihrer Top-Ten-Produkte positive Entwicklungen gegenüber Juli 2023 aus. Gewinnerinnen dabei sind vor allem Schnittblumen, die 30 % mehr Umsatz bei 8 % höheren Stückzahlen brachten. Verantwortlich für die sehr guten Umsatzzahlen waren 20 % höhere Durchschnittspreise.

Schaut man sich die Absatzkanäle an, so fällt auf, dass der Absatz an Supermärkte in 2024 noch einmal um zwei % gestiegen ist. Der Absatz über diesen Kanal machte im ersten Halbjahr 2024 bereits mit 36,6 % einen der größten Absatzkanäle im Export aus, gefolgt von Großhändlern mit einem Warenumsatz von 26,6 %. Gartencenter und Baumärkte stehen mit 15,2 % des Umsatzes in der Bedeutung an dritter Stelle, gefolgt von Cash&Carry-Märkten (7,2 %) und Blumengeschäften (6,8 %). Die restlichen 7,6 % des Umsatzes erfolgten über diverse andere Absatzkanäle. Laut der niederländischen Experten würden sich die Absatzzahlen zwischen Blumen und Pflanzen, aber auch zwischen dem spezialisierten Facheinzelhandel und dem organisierten Großhandel seit Corona stark verändern. Im Export nach Großbritannien werden weiterhin Probleme durch den Brexit erwartet. Für mehr Normalität sind neue Abkommen zwischen der EU und Großbritannien nötig. Importe aus Afrika hätten leicht abgenommen, wegen ungünstigen Wetterumständen (Regenperioden).

Verbrauchern bleibt Heim und Garten wichtig

Die große Frage, die sich alle in der Branche stellen, ist, inwiefern die Verbraucherschaft noch Lust auf Grün hat. Hier lässt sich eindeutig festhalten, dass die Kundschaft in Corona-Zeiten gelernt hat, dass ihr Zuhause einen Wert für sie darstellt, der gehegt und gepflegt werden muss. Entsprechend ist sie trotz Polykrisen bereit, in ihr Heim und Garten zu investieren, vor allem wenn die Ausgaben – wie bei Blumen und Pflanzen – überschaubar sind. Die Kunden wollen inspiriert werden bei Blumen und Pflanzen – das ist die Aufgabe der Branche.

Als Indikator für die Beliebtheit von Blumen und Pflanzen kann indirekt auch der Absatz von Blumenerden an Verbraucher herangezogen werden. Mit insgesamt 5 Millionen Kubikmetern Erden in Deutschland wurden 2023 schon 76 % mehr Substrate verkauft als in 2022. Das zeigt, dass die Konsumenten trotz gedämpfter Kauflaune nicht bei Substraten und beim Thema Garten generell sparen und die Lust am eigenen Gärtnern nach wie vor ausgeprägt ist.

Auch ein Blick auf die Baumarktbranche bestätigt die Vermutung. Die Baumarktbranche meldete nach dem dritten Quartal 2024, dass sie zwar weiterhin nicht zufrieden sei mit dem Geschäftsverlauf, gleichwohl das Minus im Hinblick auf Konsumverzicht, lange Schlechtwetterstrecken und schwierige Rahmenbedingungen besonders in den baunahen Gewerken noch als moderat zu bewerten sei. Der Umsatz in den deutschen Baumärkten sei in Deutschland mit 16,32 Milliarden Euro 1,4 % hinter dem Vorjahreszeitraum (Schweiz minus 4,2 %/Österreich plus 0,5 %).

Schaut man sich die Zahlen aber genauer an, sticht eine Besonderheit in den Segmenten heraus. So verzeichnet das Segment Gartenchemie/Erden/Saatgut ein Plus von 8,9 % (Österreich sogar plus 11,9 %). Das zeigt, dass das Interesse und die Beliebtheit von Grün steigen, gerade mit Blick darauf, dass in der Vergangenheit oft die Segmente wie Gartenmöbel und Grills für Wachstum verantwortlich waren und Blumen, Pflanzen und alles, was dazu gehört eher stagnierten.

Blick auf 2025

Es gilt, Blumen und Pflanzen als Lösung und Nutzenstifter für diesen Bedarf noch plakativer und verständlicher als Branche auszuloben. Ein großer Wunsch für 2025 wäre, dass der Wettbewerb nicht wie üblich über Klassiker, die in Mengen produziert werden, erfolgt, sondern der Gartenbau noch differenzierter im Angebot wird. So lässt sich auch die zwingend notwendige Wirtschaftlichkeit der Betriebe besser darstellen. Die Produkte dafür stehen ausreichend zur Verfügung.

Der Gartenbau ist für die Zukunft gewappnet, wenn die großen Themen in der Branche von allen gemeinsam angegangen werden und alle einen Beitrag dazu leisten: Klimaresilienz, Nachhaltigkeitszertifizierung, Energie- und Wassereffizienz, Pflanzenschutz-Lückenindikation, Eingrenzung der Quarantäne-Schaderreger und Bürokratieabbau. „Die Branche muss frischer, frecher und präsenter werden!“, so auch die neue Präsidentin des Zentralverbands Gartenbau Eva Kähler-Theuerkauf. Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.

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