
Wie blicken Sie auf das Jahr 2023 zurück?
Das Jahr geht dem Ende entgegen – in der letzten Ausgabe von Inside! 2023 wollen wir deshalb ein erstes Resümee ziehen. Wir haben Kolleginnen und Kollegen gefragt, mit welchen Gedanken sie auf die letzten Monate zurückblicken. Das Fazit fällt ausgesprochen positiv aus.
von Grit Landwehr erschienen am 09.10.2023
Jessica Haubner: „2023 war aufregend und doch so lehrreich!“
Mit viel Ungewissheit sind wir in das Jahr 2023 mit unseren Gartencentern gestartet. Die Begriffe Inflation, steigende Preise, verändertes Kaufverhalten schwirrten in unseren Köpfen herum. Würden Kunden weiterhin ihr Geld für Blumen und Pflanzen ausgeben – unsere Produkte werden nicht zwangsläufig zum Leben gebraucht, dass ist nun mal Fakt. Und doch wurden wir positiv überrascht, denn vielleicht sind genau die schönen Dinge die wir verkaufen, dass was sich Viele noch leisten wollen.
Natürlich haben wir gemerkt, dass das Kaufverhalten eher zurückhaltend, überlegter war, trotzdem war unser Geschäftsverlauf stabil. Wir durften viele Stammkunden begrüßen und haben uns gerade mit unserem zweiten, jüngeren Standort in Stein etabliert und Neukunden dazu gewonnen.
Aber wie man so schön sagt: „Ohne Fleiß kein Preis“ haben wir schon Anfang 2023 angefangen einen Jahresplan zu erstellen, der über das Jahr verschiedene Events beinhaltet, unseren Social Media Auftritt komplett verändert und unser Marketing sowohl in der Printwerbung als auch auf den Verkaufsflächen optimiert.
Wir wollen den Kunden ein Erlebnis bieten, wenn sie unsere Gartencenter besuchen. Jeden Monat fand ein saisonal passendes Event statt, dass kombiniert war mit Aktionen, Angeboten und alle Abteilungen beinhaltet hat. Dafür waren auch Ausgaben unserer Seite nötig. Wir wollten eine Wiedererkennung in allen Medien: Print, Homepage, Social Media und haben dementsprechend den roten Faden konsequent durchgezogen.
Ein schönes Beispiel dafür war der diesjährige Muttertag, der sehr stark war. Es gab Großflächenplakate als Werbefläche in den Regionen, wir haben eine Aktion auf Instagram gestartet und auch diese Werbung mit Budget gestreut, um mehr Menschen zu erreichen – und es war ein voller Erfolg.
Zum Glück war die Warenverfügbarkeit in 2023 kein Problem mehr, das kannten wir ja aus vergangenen Jahren anders, da kommt uns auch die Eigenproduktion aus unserer Gärtnerei zugute, die uns meist wie selbstverständlich mit den Saisonpflanzen versorgt. Auch da war es diesmal so, dass der Absatz zeitnah erfolgte und wir nur sehr wenig Artikel hatten, die stehen blieben. So wie die Pflanzen gewachsen sind, wurden sie in den Gartencentern verkauft.
Es war lehrreich, dass wir 2023 nicht die Selbstverständlichkeit hatten, „das geht schon weg“. Das hat uns bewegt und aus der Komfortzone geholt. Jessica Haubner
Klingt das jetzt alles super und haben wir uns umsonst Sorgen gemacht? Nein, ich persönlich finde es lehrreich, dass wir mal nicht diese Selbstverständlichkeit á la „Das geht schon weg“ hatten, denn das hat uns bewegt, mutiger gemacht, uns aus der Komfortzone geholt und daran können wir wachsen. Wir haben durch das Jahr die Kunden besser kennengelernt, wissen, dass wir ihnen ein Einkaufserlebnis bieten, durch Storytelling auf der Verkaufsfläche sie mit den Artikeln vertraut machen und auch die Auswahl durch Sortimentsstraffung erleichtern müssen.
Mein Fazit 2023: Ja es war ungewiss, ja es war angespannt und aufregend, es ist alles gut gegangen, aber es war auch nötig, um sich als Unternehmen für die Kunden weiterzuentwickeln und das ist gut so!

Heino Schwarz: „Unserer leichten Umsatzsteigerung steht ein massiver Anstieg der Kosten gegenüber“
2023 war ein sehr dynamisches Jahr. Januar bis März waren wir fast zweistellig im Umsatzplus. Das Wetter im März hat einfach gepasst und damit wurde der Frühlingsflor gut abverkauft. An unserem süddeutschen Standort gehen, klimabedingt, im Januar und Februar einfach keine Frühlingspflanzen. Daher sind wir sehr stark März-abhängig, und der war einfach gut.
Vom Arbeiten und den Kulturen war der April ein Traum: Kaltes Wetter, kaum Kunden, die am 5. April schon mit Balkonpflanzen „nerven“ und damit ein paar Tage Luft, um die B&B-Saison gut vorzubereiten. Gleichzeitig hat uns das kalte Wetter im April gerettet. Durch Umstellung bei Kultur- und Heizung (Klimacomputer erneuert, auf Weihenstephaner Heiz-Modell umgestiegen, Dünger von Osmocote auf Schafwolle umgestellt und damit zu wenig Stickstoff im Topf gehabt, später mit dem Topfen begonnen) waren unsere Kulturen, nicht wie in den Vorjahren in der dritten Aprilwoche fertig, sondern erst Anfang Mai.
Obwohl der kalte April für die Arbeiten optimal war, war der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr stark rückläufig. Bei der Kälte wurde ja noch nicht mal Stauden und Gehölze gepflanzt: Die Kunden hatten einfach keine Lust auf Garten. Mai und Juni waren ausgeglichen, mit Umsätzen wie 2022. Von Juli bis September ist der Umsatz deutlich schlechter ausgefallen. Verlierer sind bis jetzt die Calluna. Hier haben wir deutlich weniger als im Vorjahr gebraucht. Das hängt einfach damit zusammen, dass sehr viele Pflanzungen noch richtig schön sind. Aktuell sind wir noch ein paar Prozente im Umsatzplus.
Die Hartware lässt bei uns deutlich nach, während Pflanzen und Floristik von den Kunden gut nachgefragt werden. Heino Schwarz
Im Sortimentsbereich lässt bei uns in der Endverkaufsgärtnerei die Hartware deutlich nach. Die Kunden suchen bei uns einfach nach Pflanzen und Floristik. Alles andere ist nur Beiwerk und wird nur spontan gekauft. Unserer leichten Umsatzsteigerung steht ein massiver Anstieg der Unkosten entgegen. Negativ herausstechen hier die Bereiche Personal und Energie.
Um unsere Angestellten dauerhaft zu binden, bieten wir Zusatzleistungen wie Firmenauto und ab 2024 auch Job-E-Bikes. Unser Stammpersonal ist seit vielen Jahren mit uns unterwegs. Gleichzeitig ist aber jetzt schon absehbar, dass es in spätestens zehn Jahren, richtig eng werden wird, weil hier ein großer Teil der aktuellen Leistungsträger in Rente geht. Wir wollen deshalb dauerhaft mehr ausbilden.
Wenn der Herbst öfters so warm und schön ist, benötigen wir dringend Veranstaltungen, Sortimente, Ideen, die wir 2024 ab Ende August umsetzen. Die Sommerpause dauert einfach zu lange und wir müssen hier dagegen arbeiten, um Umsätze zu generieren. Allerheiligen, als Umsatzbringer im Oktober, ist leider im freien Fall. Noch extremer ist der Totensonntag, obwohl wir eine evangelische Gegend sind, nimmt der Bekanntheitsgrad laufend ab. Hier werden wir die nächsten Wochen noch intensiv diskutieren, was möglich und umsetzbar ist und dabei natürlich die Umsätze steigert. Die Totengedenktage laufen bei uns asymmetrisch zur Grabpflege. Grabpflege nimmt zu, Gedenktage werden umsatzschwächer.

Michael Löschau: „Diesen positiven Verlauf hatten wir so nicht erwartet“
2023 ist in allen drei Geschäften, die wir betreiben absolut positiv verlaufen. Sowohl von der Frequenz, als auch vom Umsatz her – das hatten wir so nicht erwartet. In den Gartencentern sind besonders die Saison- und Zimmerpflanze und Boutique-Artikel im niedrigeren Preissegment sehr gefragt gewesen.
Die Warenverfügbarkeit war in den meisten Bereichen durchaus gut. Baumschulpflanzen, Hartware und Dekoration im hochpreisigen Segment haben sich in den Gartenmärkten eher schwergetan. In der Raumbegrünung und im B2B-Objektkundengeschäft (Anmerkung der Redaktion: Dazu ist ein Artikel in DEGA GRÜNER MARKT erschienen, den Sie in unserem Archiv nachlesen können) hatten wir eine außergewöhnlich starke Nachfrage und viele schöne große Aufträge
. Sorge bereitet, dass wir im Personalbereich manche Stellen kaum noch neu besetzen können und die Kostensituation sich weiter verschärfen wird. Aufgrund des starken Wachstums der letzten Jahre, haben wir in diesem Jahr angefangen, die interne Struktur zu verändern und erhoffen uns damit mehr Tempo bei der Optimierung unserer Geschäfte.
Für das nächste Jahr werden wir viele neue Details und Ideen auf die Flächen bringen, die unsere Geschäfte für den Kunden noch attraktiver machen. Jetzt hoffen wir natürlich noch auf ein gutes Jahresendgeschäft!
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