
Wie lief der Saisonstart 2025?
Das wechselhafte Frühjahr hat Unternehmerinnen und Unternehmer einiges an Nerven gekostet. Lang anhaltende Schönwetterperioden blieben vielerorts aus, aber wenn sich die Sonne zeigte, füllten sich auch die Verkaufsflächen. Das Fazit der Befragten fällt deshalb nicht so durchwachsen aus, wie sich das Frühlingswetter über lange Strecken zeigte.
von Grit Landwehr, Redaktion DEGA GRÜNER MARKT erschienen am 13.05.2025
© NBB egesaNach nunmehr einem Drittel des Jahres konnte in den Gartencentern das gute Vorjahresniveau erreicht werden. Stefan Lange, Unternehmensberater, Köln
Der für die Gartencenter typischerweise schwächste Monat Januar bescherte den Betrieben diesmal einen positiven Jahresbeginn, da es doch erfreulich viele Kunden mit einem großen Warenkorb gab. Im Februar kam außer dem kalten Wetter noch die Tatsache hinzu, dass dieses Jahr ein Verkaufstag fehlte. Insofern war ein positiver Vergleich zum Vorjahr nicht zu erzielen. Alle Warengruppen mit Pflanzen haben das Ergebnis nach unten gezogen, was insbesondere die kleineren Betriebe schmerzhaft ablesen konnten.
Die große Herausforderung war dann der Monat März, da hier im Vorjahr außerordentlich gute Umsätze und Frequenzzahlen erzielt wurden. Wie erwartet, konnte das hohe Niveau des Vorjahres von der Branche nicht erreicht werden, zumal in diesem Jahr Ostern erst auf Mitte April fiel. Die meisten Gartencenter mussten gar ein zweistelliges Minus ausweisen. Doch so mau war der März auch wieder nicht, denn wer das Positive suchte, stellte fest, dass sowohl die Umsätze als auch die Kundenfre-quenz über denen der Jahre 2023 und 2022 lagen.
Vorjahresergebnis erreicht
Der April hat dann bei nahezu allen Betrieben wunderbar gepasst, weshalb das kumulierte Minus zu 2024 aus dem 1. Quartal dann auf null gesetzt wurde. So hat das späte Osterfest zur Verschiebung der Umsätze vom März auf April beigetragen, auch wenn sich nicht bei allen Betrieben eine hohe Dynamik mit Osterartikeln entwickelte. Und auch in der Baumschule und dem Staudensortiment ist momentan eine unterdurchschnittliche Entwicklung zu beobachten. Da sich aber beispielsweise die Stauden, das Beet- & Balkonsortiment und der Erdenverkauf positiv entwickelt haben, wurde nach nunmehr einem Drittel des Jahres insgesamt das gute Vorjahresniveau erreicht.
Die Vorzeichen für eine insgesamt gute Gesamtsaison sind also positiv. Das über alle Betriebe höchste kumulierte Gesamtminus ist in der Warengruppe Pflanzenschutz zu verzeichnen, was wohl wesentlich an der bislang ausgebliebenen Schneckeninvasion liegt, welche das Vorjahr prägte … doch vermisst werden die Schnecken eher nicht.
Stefan Lange ist Unternehmensberater. Er wertet monatlich die Umsatzzahlen von zahlreichen Gartencentern aus und erstellt daraus ein monatliches Branchenbarometer – unter anderem für den Verband Deutscher Garten-Center und die NBB egesa.
© EPSWenn alle Marktteilnehmer flexibel, fokussiert und mit Blick auf Qualität agieren, können wir gemeinsam eine erfolgreiche Saison gestalten. Martin Engler, EPS
Der Start in die Beet- und Balkonsaison verlief insgesamt solide. Auch wenn wir Ende April noch nicht an die Zahlen des Vorjahres anknüpfen können – was vor allem an einer eher verhaltenen Frühjahrsblüher-Saison liegt – sehen wir seit April eine spürbare Belebung. Die Nachfrage hat sich auf einem guten Niveau stabilisiert, was Hoffnung auf eine insgesamt verlängerte Saison macht. Die abschließende Bilanz ziehen wir wie gewohnt Ende Juni.
Unsere Kunden im Fachgartencenter-Einzelhandel beschreiben die Saison bislang als „komisch“. Viele berichten, dass der Schwung noch fehlt und sich das Geschäft schwerfälliger anfühlt als gewohnt. Ob tatsächlich eine spürbare Kaufzurückhaltung vorliegt, lässt sich derzeit schwer einschätzen. Fakt ist aber: Viele Menschen wirken verhaltener, vielleicht auch verunsichert – nicht zuletzt aufgrund der politischen Wirrungen und allgemeinen Unsicherheiten. Dieses diffuse Stimmungsbild überträgt sich auch auf den Handel, der aktuell noch auf der Suche nach einer klaren Einordnung und passenden Antworten ist.
Die Zusammenarbeit ist anspruchsvoller geworden
Die Zusammenarbeit im Markt – gerade zum Saisonstart – ist anspruchsvoller geworden. Einkaufsentscheidungen werden noch bewusster getroffen, viele Sortimente und Prozesse stehen auf dem Prüfstand. Das fordert uns als Lieferant, zeigt aber auch, wie wichtig ein klarer Fokus auf Qualität und Sortimentskompetenz ist. Wer zur richtigen Zeit mit starken Impulsartikeln und einer überzeugenden Warenpräsentation punktet, kann beim Endkunden nach wie vor Begeisterung wecken.
Ein weiterer Trend, der sich verstärkt: Die Konzentration des Kundenstroms auf bestimmte Spitzentage. Wochenenden und Brückentage bringen deutlich erhöhte Frequenz im Handel – was den Druck auf die gesamte Lieferkette massiv erhöht. Flexibilität, schnelle Reaktion und enge Abstimmung sind hier entscheidend. Von Montag bis Freitag „darf es gerne ein bisschen mehr sein“.
Der Fachkräftemangel ist überall spürbar
Was in Gesprächen mit Partnern und im eigenen Alltag immer wieder deutlich wird: Die Personaldecke ist vielerorts angespannt. Saisonspitzen bringen unsere Teams regelmäßig an die Belastungsgrenze – nicht nur bei uns, sondern entlang der gesamten Lieferkette. Der Fachkräftemangel ist längst auch in der grünen Branche angekommen. Das betrifft Produktion, Logistik und den Handel gleichermaßen.
Gute, verlässliche Mitarbeitende sind heute ein echter Erfolgsfaktor – und in Stoßzeiten oftmals das Nadelöhr für reibungslose Abläufe. Umso wichtiger wird es, Personal nicht nur zu finden, sondern auch langfristig zu binden und zu motivieren
Trotz aller Herausforderungen bin ich zuversichtlich: Wenn alle Marktteilnehmer flexibel, fokussiert und mit Blick auf Qualität agieren, können wir gemeinsam eine erfolgreiche Saison gestalten.
Martin Engler ist Geschäftsführer der EPS. Das Großhandelsunternehmen aus Kevelaer beliefert seit über 25 Jahren inhabergeführte Gartencenter und den Fachhandel mit hochwertigen Pflanzen. eps-gmbh.com
© NBB egesaSobald sich die Sonne zeigt, ist richtig was los in den Märkten: volle Gänge, lange Schlangen, volle Einkaufswagen, aber eben erst, sobald das Wetter mitspielt. Susanne Kern-Schulz, Geschäftsführerin NBB egesa
Die bisherige Saison 2025 … puh – ein echter Spätzünder, oder ist doch die Klimakatastrophe schuld? Das Frühjahr hat sich lange geziert – kalt, grau, aber zu trocken. Statt Frühlingslaune und Kauflust gab’s vielerorts warme Jacken und leere Parkplätze. Das hat den Start leider ordentlich ausgebremst. Wie uns eine Gartencenterinhaberin aus dem Norden augenzwinkernd schrieb: „Frühling? Den mussten wir dieses Jahr mit der Lupe suchen.“ Aber: Sobald sich die Sonne zeigt, ist richtig was los in den Märkten. Wir hören aus dem gesamten Netzwerk das gleiche Bild: Volle Gänge, lange Schlangen, volle Einkaufswagen, aber eben erst, sobald das Wetter mitspielt. „Man merkt richtig: Die Leute wollen raus, pflanzen, gestalten. Das Bedürfnis nach Garten ist da – es kommt nur später.“, so ein Partner aus Bayern.
Die mangelnde Planbarkeit ist eine Herausforderung
Die große Herausforderung: Planbarkeit. Oder besser gesagt: deren Abwesenheit. Viele haben sich gut vorbereitet, mussten dann aber kurzfristig umdisponieren – Aktionen verschieben, Personal umplanen, Lieferungen umdisponieren. Wie ein Partner sagte: „In diesem Jahr sind wir mehr Wetter-App-Nutzer als Gärtner!“ Aber ist das nicht schon seit Jahren so und wir vergessen das nur jede Saison wieder?
Und wie zufrieden sind unsere Partner bisher? Durchwachsen bis zufrieden – UND nicht entmutigt. Die letzten sonnigen Wochenenden waren stark, das gibt Rückenwind. Besonders die Betriebe, die aktiv auf ihre Kundschaft zugehen – etwa über Social Media, Newsletter oder kreative Aktionen vor Ort – konnten frühzeitig Zeichen setzen.
Übrigens hat die gute alte Beilage im Print nicht ausgespielt! Gerade Gartencenter, die wieder damit gestartet sind, konnten berichten, dass die Parkplätze nach Erscheinen der Werbung richtig gut gefüllt waren! Spricht doch für Beilagen, oder?
Unsere Branche ist wach, motiviert und anpassungsfähig
Ganz klar: Einen starken Mai mit guter Frequenz und hoher Kaufbereitschaft! Länger anhaltendes Interesse der gartenbegeisterten Kunden bis weit in den Sommer hinein – vor allem bei Balkon-, Terrassen- und Hochbeetthemen. Und die Hoffnung darauf, dass die Kauflust nicht einbricht. Aber wir können weder das Wetter noch die weltweiten Nachrichten vorausahnen noch bestimmen. Wer weiß, was uns da noch so blüht … , aber wir bleiben optimistisch!
Unser Partner aus dem Frankfurter Kreis bringt es auf den Punkt: „Wenn’s läuft, dann läuft’s – aber nur, wenn das Wetter mitspielt. Und unsere Kunden/-innen sind dieses Jahr ziemlich gut vorbereitet. Die kommen nicht bummeln, die kommen shoppen!“ Also dort steigt der durchschnittliche Kassenbon sehr gut an. Unterm Strich bleibt: Unsere Branche ist wach, motiviert und anpassungsfähig. Auch wenn das Frühjahr uns wettertechnisch Nerven gekostet hat – das Jahr ist noch lange nicht gelaufen und wir bleiben trotzdem motiviert und zuversichtlich.
Und was mich besonders freut: Das große Interesse der Kunden an nachhaltigen und regionalen Produkten – das wächst zudem stetig, aber mir zu langsam!
Susanne Kern-Schulz ist die Geschäftsführerin der NBB egesa garten. Sie ist immer in engen Kontakt mit ihren Partnern und hat deshalb einen guten Überblick über die Entwicklungen in den Märkten. egesagarten.de
© Oliver MathysDie Kunden greifen zu, wenn sie sich wohl und willkommen fühlen. Oliver Mathys, Den Haag
Wer die letzten Wochen vergleicht mit anderen Jahren oder dem Topstart 2024, der wird wahrscheinlich die Stirn runzeln. Dabei war es doch eigentlich wie immer: kühl, aber meist nicht zu kalt, ja, zu trocken – all das wird die Hobbygärtner aber nicht wirklich abschrecken. Schwierig sind eher die allgemeine Unsicherheit und die politischen Turbulenzen.
Wenn ich mir die Zahlen über Land verteilt ansehe, dann gab es im Landesschnitt ja wohl doch ein Minus gegenüber dem Vorjahr. Taucht man aber etwas tiefer ein, findet man einige Kollegen mit einem Plus von 10 bis 15 %. Wie geht das? Auf die Lage oder die Größe scheint man es nicht schieben zu können. Woran liegt es dann?
Ich glaube, Kunden fühlen im Moment auch deutlich zwischen den Zeilen – wo bin ich willkommen, wer freut sich, dass ich da bin und wo fühle ich mich wohl? Ich merke es an mir selbst, wenn ich auf meinen Touren spontan zugreife, ist es sicher nicht preisgesteuert. Ich lasse mich von der Qualität, aber vor allem von meinem Gefühl leiten.
Ungefähr so, wie bei einem Spaziergang bei uns in Scheveningen am Strand: Kehre ich ein, trinke einen Cappuccino und ziehe weiter oder lässt mich die Wohlfühlatmosphäre, die Zeit und das ursprüngliche Ziel vergessen und zum Cappuccino kommt noch ein kleines Gericht oder ein zweites Getränk. Zurück zu unserer Branche heißt das: Wo sich die Kunden wohlgefühlt haben, konnten die Umsatzzahlen des Rekord-März 2024 erreicht werden.
Mein Tipp: Holen Sie unbedingt ihr Team ins Boot. Es können kleine Punkte pro Tag sein, wie: „heute grüßen wir alle Kunden mit einem Lächeln“, oder „wir versuchen fünf neue Namen von Stammkunden zu erfahren“, oder „wir helfen mindestens einem Kunden ungefragt beim Aufladen“. Es sind die kleinen Dinge, die uns von anderen unterscheiden.
Aber ich bin mir sicher: Wenn es jetzt wärmer wird, kommen auch die höheren Umsatzzahlen. Wie hoch sie ausfallen, bestimmen Sie und Ihr Team!
Oliver Mathys ist Kolumnist von DEGA GRÜNER MARKT, Berater und ein ausgesprochener Branchenkenner. www.oliver-m-consulting.com
© Grit LandwehrWir müssen einfach jeden Tag unser Bestes geben und das Wetter so nehmen, wie es gerade ist. Und wenn wir das aufrichtig, konzentriert und professionell machen, werden wir auch am 15. Juni sagen können: Hey, das ist doch gut gelaufen. Alexander Kremer, Garten-Center Kremer GmbH Lennestadt
Wir sind in diesem Jahr extrem gut gestartet, sogar der März ist gut gelaufen. 2024 hatten wir ja den besten März aller Zeiten, und ich war mir sicher, dass es schwierig werden würde, daran heranzukommen – aber es lief gut. Gerade dafür, dass die konjunkturelle Lage aktuell eher schwierig ist, sind wir mit dem bisherigen Verlauf des Jahres sehr zufrieden. Aber es kommen ja noch ein Mai und ein Juni – wie das Frühjahrsgeschäft war, kann ich erst Mitte Juni sagen. Wir sind auf das Tagesgeschäft organisiert und konzentriert, schauen uns unsere Zahlen täglich an, um uns orientieren zu können. Dabei betrachten wir aber immer nur den nächsten Schritt. Wir müssen einfach jeden Tag unser Bestes geben und das Wetter so nehmen, wie es gerade ist. Und wenn wir das aufrichtig, konzentriert und professionell machen, werden wir auch am 15. Juni sagen können: Hey, das ist doch gut gelaufen. Für unsere Branche gilt nach wie vor: Das Wetter schlägt die Konjunktur. Deshalb mache ich auch keine Umsatzplanung für das Gesamtjahr – das mache ich erst, wenn mir jemand den Wetterbericht für das gesamte Jahr geben kann. Wir sehen ja eher, dass die Wetterkapriolen zunehmen und die Berechenbarkeit geringer wird. Deshalb sind wir strategisch so aufgestellt, dass wir anpassungsfähig und konzentriert sind, um möglichst agil und flexibel zu bleiben.
Alexander Kremer ist Geschäftsführer der Garten-Center Kremer GmbH mit Filialen in Lennestadt, Gummersbach, Siegen, Remscheid und Lüdenscheid. kremer-naturtalente.de
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