
So trainieren Sie Ihren Kreativitätsmuskel
Bewundern auch Sie Menschen, die kreativ sind? Oder Kollegen, die immer eine überraschende Lösung für Probleme finden? Und Sie wünschen sich, selbst häufiger auf solche Ideen zu kommen? Dann ist hier eine gute Nachricht: Auch Kreativität lässt sich trainieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Sie und Ihr Team.
von Miriam J. Hohenfeldt, Burgen bei Koblenz erschienen am 07.10.2024„Die Anforderungen an Führungskräfte haben sich verändert“, ist Miriam J. Hohenfeldt überzeugt. Seit vielen Jahren betreut sie Handelsunternehmen, insbesondere Gartencenter beim Führungskräftecoaching. Wir starten 2024 deshalb gemeinsam mit ihr eine kleine „Führungsschule“. Die Beraterin wird in zehn Teilen, die im Wechsel in DEGA GRÜNER MARKT und in unserem Digitalmagazin Inside! veröffentlicht werden, die wichtigsten Grundlagen und praxisnahe Tipps für die erfolgreiche Führung im Gartencenter zusammenstellen. Nach dem Erscheinen sind die Teile auf www.gruener-markt-online.de verfügbar.
Kreativitäts-Steigerer 1: Die 55-Minuten-Regel von Albert Einstein
Wer gute Ideen und Lösungen für Probleme finden will, grübelt oft stundenlang vor dem weißen Papier oder dem leeren Bildschirm. Genau das ist der falsche Weg. Der als Genie bekannte Physiker Einstein hat einmal erklärt, wie er seine Ideen findet: „Wenn ich einmal getötet werden sollte und ich nur noch eine Stunde Zeit hätte, um herauszufinden, wie ich mein Leben retten könnte, würde ich die ersten 55 Minuten darauf verwenden, nach der richtigen Frage zu suchen. Hätte ich diese Frage gefunden, bräuchte ich nur fünf Minuten, um die passende Antwort aufzuspüren.“
Tipp für Sie als Führungskraft: Wenn Sie nach Ideen und Lösungen suchen, verbringen Sie den Löwenanteil Ihrer Zeit damit, das Problem zu untersuchen und von allen möglichen Blickwinkeln zu betrachten. Recherchieren und beobachten Sie. Dann stellt sich eine Lösung wie von allein ein. Entscheidend ist nur, die richtigen Fragen zu stellen.
Kreativitäts-Steigerer 2: Sorgen Sie für gute Stimmung
Wenn Sie nicht gerade eine schwermütige Musik komponieren oder einen Horrorroman schreiben wollen, sollten Sie bei der Ideensuche für gute Stimmung sorgen. Kreatives Denken funktioniert dann am besten, wenn sich Körper und Geist wohlfühlen. Nutzen Sie also Ihre persönlichen Stimmungsaufheller, bevor Sie eine Aufgabe angehen, die frische Ideen erfordert.
Tipp für Sie als Führungskraft: Ein paar persönliche Standard-Stimmungsaufheller, die Sie auch anwenden können, wenn im Laden viel los ist, sollten Sie immer parat haben. Zum Beispiel: eine kurze, entspannte Runde durch eine besonders schöne Ecke der Ausstellung; oder bewusst ein paar Minuten Tagträumen, mit schönen Erinnerungen; oder liebevolle Gedanken an besondere Menschen in Ihrem Leben. Dabei ein paar tiefe Atemzüge.
Kreativitäts-Steigerer 3: Was wäre, wenn?
Wenn Sie an einem Problem festhängen oder einen neuen Lösungsansatz für ein Problem suchen, stellen Sie die Frage: „Was wäre, wenn…?“ Gehen Sie also in der Zeit zurück, und spielen Sie einmal durch, was passiert wäre, wenn alles, was mit der jetzigen Situation zu tun hat, ganz anders gelaufen wäre. Der Fachmann spricht dabei vom kontrafaktischen Denken – also von den Gedanken, die den Fakten widersprechen.
Tipp für Sie als Führungskraft: Der Effekt dieser Gedankenspiele: Sie machen sich bewusst oder entdecken überhaupt erst, welche Umstände zu genau dieser Situation geführt haben und welche Sie ändern können. Möglicherweise entdecken Sie mit dieser einfachen Methode, dass es ganz andere Ursachen oder Lösungsmöglichkeiten gibt als vorher angenommen. Das Ergebnis kann eine frische Idee oder eine Lösung sein, die vorher niemand im Blickfeld hatte.
Kreativitäts-Steigerer 4: Training für den Kreativitäts-Muskel
Kreativität funktioniert auch wie ein Muskel: Wenn Sie sie trainieren, wird sie immer stärker, und Herausforderungen gelingen mühelos. Trainieren Sie deshalb Ihren Ideen-Muskel. Zum Beispiel so: Schreiben Sie jeden Abend in ein Buch mindestens zehn Ideen. Ohne spezielle Vorgaben – Ideen für die Arbeit, für private oder berufliche Projekte, für Kunden oder Freunde … alles ist erlaubt, nur Ideen sollten es sein. Der Effekt: Sie finden immer leichter Ideen und Lösungen, wenn es darauf ankommt, und Sie bauen mit Ihrem Ideenbuch einen interessanten Schatz auf. Denn viele Ideen, die Sie bei Ihrem täglichen Training finden, werden sich als brauchbar herausstellen.
Tipp für Sie als Führungskraft: Geben Sie diese Aufgabe auch an Ihr Team und nutzen Sie etwas Zeit in Ihren regelmäßigen Teambesprechungen, um die besten Ideen auszutauschen. So finden Sie gemeinsam im Team und mit Spaß Lösungen mit Leichtigkeit und nicht mehr nur wenn es drückt und eilt.
Kreativitäts-Steigerer 5: Brainstorming im Team
Fast schon ein Klassiker unter den Kreativitätstechniken ist das Brainstorming. Im Kern geht es darum, erst einmal alle Gedanken zu einer Frage oder einem Thema zu sammeln. Soll heißen: Es wird zunächst einmal nichts weggelassen oder ausgeschlossen. Jeder Gedanke ist wertvoll und wird festgehalten, selbst wenn es sich um total ausgefallene oder scheinbar unrealistische Vorschläge handelt.
Tipp für Sie als Führungskraft: Wer sagt, dass Sie alle Lösungen allein finden müssen? Beziehen Sie Ihr Team mit ein und fungieren Sie eher als Moderator. Halten Sie Zettel und Stift bereit und dann Feuer frei für alle Ideen, die dem Team in den Kopf kommen. Speziell weil ALLES erlaubt ist, macht Ideen finden so richtig Spaß. Die Stimmung ist gut und die Teammitglieder fühlen sich obendrein gehört und gewürdigt. Ruhigere Teammitglieder können hier ganz bewusst aktiviert werden
Kreativitäts-Steigerer 6: Das ABC der Kreativität
Mit ein wenig Struktur kommen Ideen so richtig in Gang. Wenn es darum geht, möglichst viele Ideen und Impulse zu sammeln, kann man sich deshalb das ABC zu Hilfe nehmen. Auf einem Blatt Papier schreiben Sie die Buchstaben des Alphabets von A bis Z. Ziel ist es nun, Ideen und Anregungen zu den jeweiligen Anfangsbuchstaben zu finden. Neben das A kommen also alle Einfälle, die mit A beginnen usw..
Tipp für Sie als Führungskraft: Im besten Fall wird so zu jedem Anfangsbuchstaben mindestens ein Impuls aufgeschrieben, in der Praxis zeigt sich jedoch, dass meist einige Buchstaben etwas schwer zu füllen sind (z.B. Q, X und Y). Dennoch eine schöne Möglichkeit, spielerisch mit dem gesamten Team den Kreativitäts-Muskel zu trainieren.
Kreativitäts-Steigerer 7: Walt Disney Methode
Eine – tatsächlich vom Namensgeber entwickelte – Methode, speziell um Denkblockaden zu überwinden. Wer kennt es nicht, Für und Wider drehen sich beim Nachdenken über ein Thema ständig im Kreis. Um hier auf die Lösungs-Zielgerade zu kommen, schlüpfen Sie in drei verschiedene Rollen und argumentieren aus der jeweiligen, speziellen Sichtweise:
- Der Träumer denkt chaotisch und visionär und lässt sich weder durch (logische) Regeln noch Traditionen einschränken
- Der Realisierer konzentriert sich danach auf das Machbare – jedoch mit viel gutem Willen: Falls die Idee des Träumers umgesetzt würde, was wäre dazu nötig? Was würde es kosten? Wichtig ist, dass der Realisierer stets vor dem Kritiker gehört wird. So bekommt die Idee die Chance, ihr Potenzial zu zeigen.
- Der Kritiker stellt schließlich konstruktive (!) Fragen, prüft, analysiert und verbessert das vorläufige Ergebnis.
Disney hatte für die einzelnen Rollen unterschiedliche Räume. Es funktioniert aber auch mit drei unterschiedlichen Stühlen oder drei Bereichen im selben Raum. Wichtig ist der bewusste Wechsel von einer in die andere Rolle. Die Rollen werden so häufig von 1 bis 3 durchlaufen, bis idealerweise der Kritiker keine offenen Fragen mehr hat, der Realisierer von dem Gelingen des Projekts überzeugt und der Träumer von dessen Strahlkraft begeistert ist.
Tipp für Sie als Führungskraft: Es ist hilfreich, sich beim Durchschreiten der einzelnen Rollen von einer anderen Person unterstützen zu lassen, die ggfs. auch die einzelnen Aspekte notiert. So können Sie sich noch besser in die einzelne Rolle einfühlen. Oder Sie begleiten und ein Teammitglied durchläuft die einzelnen Rollen.
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