
Die eigenen Azubis am Bewerbungsprozess beteiligen
Als es in der Gärtnerei Bendler in Regensburg sechs Wochen vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahrs noch eine unbesetzte Lehrstelle gab, wagten die Inhaber Monika und Stefan Roth ein ganz besonderes Experiment: Sie überließen dem aktuellen Auszubildenden Paul das Gespräch und den Betriebsrundgang mit den Bewerbern.
von Monika Roth, Regensburg erschienen am 29.08.2024
Wir wollten den zukünftigen Lehrlingen eine andere Chance des Kennenlernens geben. Ich war mir sicher, dass unter den jungen Leuten ein ganz anderes Gespräch entstehen wird, als zwischen einem zukünftigen Chef und einem zukünftigen Mitarbeiter, gerade wenn diese sehr jung sind. Monika Roth, Inhaberin der Gärtnerei Bendler in Regensburg
Zudem sei es für den jetzigen Lehrling ein Zeichen der Wertschätzung, das sicher zu mehr Identifikation mit dem Betrieb führt, wenn er eine solch verantwortungsvolle Aufgabe übertragen bekommt, fügt die Inhaberin hinzu. Ein Briefing gab es nicht. „Wir haben unseren Azubi gefragt, ob er darauf Lust hat und sich das zutrauen würde“, erklärt Monika Roth. Sie habe ihn nur gebeten, den Gärtnereirundgang durchzuführen und dabei aus seiner Sicht zu erzählen, was er in seiner Ausbildung erlebt.
Die beiden Bewerber waren begeistert und einer der beiden hat am 1. September mit seiner Ausbildung in der Gärtnerei begonnen. „Er sagte uns im Anschluss, dass es ihm bei einigen Fragen leichter gefallen sei, sie einen gleichaltrigen Menschen zu fragen. Zudem habe ihn diese Art des Betriebsrundgangs beeindruckt, weil es gezeigt hätte, dass wir unserem Auszubildenden offensichtlich sehr vertrauen, sonst hätten wir ihn nicht alleine mit ihm durch den Betrieb geschickt“, erzählt Monika Roth.
Die Inhaberin ist überzeugt: In Bezug auf die Ausbildung müssen sich Betriebe verändern, neue Dinge ausprobieren, neue Wege gehen. „Mit unseren klassischen Erfahrungen funktioniert das nicht mehr. Die jungen Leute wollen mit ihren Sorgen und Nöten ernst genommen werden. Wenn wir zukünftig mit ihnen in einem Team arbeiten wollen, müssen wir uns bewegen“, ist die Inhaberin überzeugt. Die Idee, die Auszubildenden in den Bewerbungsprozess für künftige Azubis einzubeziehen, werden die Roths auf alle Fälle weiterverfolgen, fügt sie hinzu.
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