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Mathys fragt …

Die Klimainseln sind meine Herzensangelegenheit

Eine 30 m² große Abteilung im Gartencenter, die allein der Information der Kunden dient, was sie im eigenen Garten zum Klimaschutz beitragen können – das ist die Idee der Klimainseln. Oliver Mathys sprach mit Brenda Horstra von Tuinbranche Nederland, die die Klimaatplein, wie sie in den Niederlanden heißen, mitentwickelt hat.

von Oliver Mathys erschienen am 05.03.2024
Brenda Horstra ist stellvertretende Geschäftsführerin beim niederländischen Branchenverband Tuinbranche Nederland und hat die Klimainseln federführend mitentwickelt. www.tuinbranche.nl © Oliver Mathys
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Oliver Mathys: Hallo Brenda – erzähl uns etwas über dich und was du machst. Brenda Horstra: Ich bin seit 15 Jahren bei Tuinbranche Nederland – das ist das niederländische Pendant zum Verband deutscher Gartencenter (VDG). Dort bin ich als stellvertretende Geschäftsführerin für Nachhaltigkeit und Trends zuständig. Bei unserer sehr übersichtlichen und kleinen Struktur ist man für sehr viele unterschiedliche Projekte zuständig – vom Gestalten von Verpackungen, dem Organisieren von Veranstaltungen bis zum engen Kontakt zu unseren Mitgliedern. Ähnlich wie du, werde ich immer durch die Bedürfnisse der Konsumenten angetrieben, ich betrachte alles, was wir tun auch immer mit den Augen der Kunden. OM: Ein Grund warum wir uns heute hier treffen, ist der sogenannte Klimaatplein, die Klimainsel. Erklär uns doch bitte mal was es ist und wie es entstanden ist. BH: Das ist eine richtige Herzensangelegenheit von mir. Ich beschäftige mich viel mit Konsumenten- und Marktuntersuchungen. Über die Resultate einer dieser Untersuchungen kam ich vor sieben Jahren mit unserem Vorsitzenden Jelmer van der Meulen ins Gespräch. Die generelle Problematik des Klimawandels muss ich glaube nicht erklären. Eine wichtige Erkenntnis dieser Untersuchung war, dass wir in den Niederlanden rund 5,5 Millionen Gärten haben. Wenn wir es schaffen, pro Garten 10 m² versiegelte Flächen wieder zu bepflanzen, bekommen wir eine Fläche von der Größe eines unserer schönsten Naturgebiete – der Veluwe (Anm. ein geschütztes Heidegebiet, welches das größte zusammenhängende Waldgebiet der Niederlande formt). Die Auswirkungen auf unsere Lebensumgebung sind dementsprechend groß. Die Gartencenter in den Niederlanden haben pro Jahr rund 60 Millionen Besucher. Sie sind ein regelrechtes Walhalla für Grün und Lifestyle und haben das Potenzial auch ein Ort zu werden, an dem die Kunden informiert und inspiriert werden, in ihrem Umfeld selbst aktiv zu werden.
Es ist Alarmstufe Rot für das Klima. Als Branche können wir etwas zur Klimarettung beitragen, auch im europäischen Kontext. Brenda Horstra
In unserem Gespräch kreierte Jemer van der Meulen den Namen Klimaatplein – und dann folgten Taten. Worum es im Kern gehen sollte, war schnell definiert: Hitze und Temperaturschwankungen, Wasser – zu viel, also Überschwemmungen, und zu wenig, also Trockenheit –, aber auch um Gesundheit, Wellbeeing und Biodiversität. Und dann galt es, mit vielen unterschiedlichsten Instanzen zu sprechen und diese von der Idee zu überzeugen, um die finanzielle Umsetzung zu gewährleisten. OM: Ich seh schon, eine Megaaufgabe. Was mir am schwierigsten scheint, ist es, die Inhaber der Gartencenter zu überzeugen. Schließlich gehen hier ja 30 m² Verkaufsfläche verloren. Wie läuft es in den Niederlanden mit der Umsetzung? BH: Wir sind vor ein paar Jahren mit drei Testpräsentationen gestartet und mittlerweile gibt es in 60 Gartencentern einen Klimaatplein – und inzwischen ist es so, dass wir von vielen Gemeinden auch konkret kontaktiert werden, die gerne in ihrer Umgebung in einem Unternehmen eine Umsetzung hätten. Dabei ist die Finanzierung immer gedrittelt – 1/3 zahlt die jeweilige Gemeinde, 1/3 das Gartencenterunternehmen und 1/3 kommt von der Regierungsorganisation „Het Waterschap“. Die Gartencenter erkennen immer mehr den Mehrwert, den sie damit für die Gesellschaft schaffen und auf der Verkaufsfläche sichtbar machen. Natürlich ist auch die Industrie involviert, die zunehmend innovative Lösungen entwickelt. Seit kurzem haben wir auch zwei französische Umsetzungen, je eine in Italien und in Belgien, und in Deutschland gibt es Klimainseln – beim Gartencenter Moubis in Ibbenbüren und bei Schlößer in Moers.
OM: In den Niederlanden bist du selbst in Sachen Überzeugungsarbeit unterwegs, engagierst du dich auch bei den Projekten in den europäischen Nachbarstaaten? BH: Nein, das kann ich nicht. Hier braucht es Partner in den jeweiligen Ländern – das ist in Deutschland der VDG, der seinen Mitgliedern das Angebot einer Klimainsel macht und sich bei den jetzigen Pilotprojekten engagiert hat. Schlussendlich ist aber die Problematik auch ein globales Problem und es bringt uns absolut nichts, wenn wir alle unser eigenes Süppchen kochen. OM: Du geht also von deiner Mutterrolle in den Niederlanden über in eine Art Patentanten- Rolle in den Nachbarländern? BH: (lacht) – ein schöner Vergleich – ja man muss Kinder auch loslassen – aber ja, ich stehe bei Fragen und Problemen natürlich parat und unterstütze, wo es gewünscht wird. Und verfolge, wie sie sich entwickeln. OM: Bei unserem Gespräch steht die Eröffnung der Klimainsel am 6. März bei Moubis in Ibbenbüren direkt bevor. Du bist dabei, was erwartest du? BH: Ich hoffe, dass die Eröffnung viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und der Politik hervorruft. Am Abend hat der VDG zudem zu einem Informationsabend eingeladen. Ich hoffe, dass viele daran teilnehmen und ihr Interesse geweckt wird, eine Klimainsel auch im eigenen Unternehmen umzusetzen. OM: Ich drücke dir die Daumen – danke für deine Offenheit und dass du uns ein wenig auf deine Reise mitgenommen hast.
Autor:in
Oliver A. Mathys
begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zur Situation und Zukunft der Branche.
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