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BHB GardenSummit

Potenziale und Herausforderungen

Am letzten Messetag der spoga+gafa lädt der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) die Entscheider des Gartenfachhandels traditionell zum BHB Gardensummit. Das Motto „Klimafit und voller Werte“ definierte die Leitplanken in der aktuell herausfordernden Zeit und lieferte die Grundlage für angeregte Diskussionen.

von BHB/Landwehr Quelle BHB erschienen am 19.07.2023
Alexander Kremer eröffnete den BHB Gardensummit © BHB
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Über 140 Teilnehmer konnte BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst am 20. Juni im Congress Centrum der Koelnmesse begrüßen. Zu besprechen gab es viel: Nach einem sehr schwierigen Jahresauftakt laufen die Geschäfte mittlerweile zwar wesentlich besser, aber auch die grünen DIY-Geschäfte leiden unter den aktuellen Herausforderungen wie der hohen Inflation, nach wie vor Problemen entlang der Logistikkette und natürlich aktuell auch dem wettertechnisch schwierigen Jahresauftakt mit Umsatzverlusten besonders im Pflanzenbereich.

Doch neben diesen eher operativen Aspekten hatte die Branche den Blick auf die Zukunft gerichtet. Das Motto „Klimafit und voller Werte“ zeigte den Weg. Dies treibt auch BHB-Vorstandsmitglied und Gartenhändler Alexander Kremer um. In seiner Keynote wies auch er auf die gute Stimmung und das positive Feedback zum gelungenen Austausch auf der Messe hin. Aber auch darauf, dass die Branche vor enormen Aufgaben steht.

„Die Plastikspur, den der Wareneingang Pflanze hinterlässt, ist Mist.“ Alexander Kremer

Als Impuls gab er den Zuhörern unter anderem ein Humboldt-Zitat mit auf den Weg: „Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“ – dies verknüpfte Kremer mit der Frage: Wie grün ist die Branche wirklich? Angesichts immer noch zu großer Mengen produzierten Kunststoffmülls entlang des gesamten Wareneingangs gelte es schnellstens Veränderungsprozesse anzustoßen. Denn die Gefahren des Klimawandels sind bereits für jeden heftig spürbar.

Seine Message an die Summit-Teilnehmer: „Machen sie diese Aktivitäten und Ideen zu ihrer Herzensangelegenheit“. Seine Erfahrung dazu teilte er: Die Idee zur Konzeption seiner vier Naturgartencenter entstand aus einer simplen Diskussion mit seinem damals zehnjährigen Sohn, bei der sich viele komplizierte scheinende Dinge sinnvoll simplifiziert haben. Kleine Schritte auf einem langen, aber lohnenden Weg.

Verbraucher kaufen gern und häufig Gartenprodukte

Auch in schwierigen Phasen gibt es hoffnungsvolle Ziele: Diese Botschaft hatte diesmal besonders GfK-Director Consumer Panels, Martin Langhauser, im Gepäck. Auf Basis des GfK-Panels Nonfood, gerechnet am Shoppingverhalten von 40,7 Mio. Haushalten, zeigte er zunächst eine nüchterne Zahlenbasis: 2022 sank der Anteil des Gesamtmarkts Garten um 8 % (rund 13,5 Mrd. Euro) aufgrund der bekannten Parameter. 80 % aller Nonfood-Konsumenten kaufen Gartenprodukte, geben dabei im Mittel 414 Euro im Jahr aus.

Die gute Botschaft: Die Affinität der Shopper zum Garten nimmt zu. 2018 waren es 45,9 Prozent der Befragten, die Gartenarbeit und den Outdoor-Lifestyle lieben, 2022 sahen dies bereits 50,5 % so – mit weiter steigender Tendenz. Besonders gilt das für die jüngeren Shopper: Bei ihnen ist der Anstieg der Gartenrelevanz also am größten – darauf gilt es sich einzurichten.

Aber eben auch auf ihre besonderen Anforderungen: Die Gruppe der Millennials, die innerhalb der Käuferschicht besonders stark zulegt, braucht ein anderes Maß an Emotionalität, an Werten und Verbindlichkeit. Genaue Zielgruppenanalyse wird also einer der entscheidenden Hebel des Handels werden.

„Die Millenials haben den Garten für sich entdeckt. Diese Zielgruppe braucht aber eine besondere Ansprache.“ Martin Langhauser, GfK

In einer spannenden Podiumsdiskussion nahmen sich auch Dominique Rotondi, Einkaufs-Geschäftsführer toom Baumarkt, Michael Wittmann, Geschäftsführer Einkauf & Logistik Pflanzen Kölle, Dr. Jens Oldenburg, Geschäftsführer der Stiftung Initiative Mehrweg und BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst besonders der enormen Bedeutung des Megatrends Nachhaltigkeit an – und dies funktioniert, wie Alexander Kremer bereits klargestellt hatte, entscheidend über Vermeidung von Plastikmüll. Oldenburg stellte die Arbeit der Initiative Mehrweg in Sachen Pflanzentrays vor, Rotondi und Wittmann zeigten ebenso anlaufende Alternativen aus ihren Unternehmen, einige davon im Teststadium, auf.

Die Überlegungen, eine gemeinsame Branchenlösung bei den wiederverwendbaren Pflanzentransportsystemen zu finden, stoßen auf einige Hindernisse und erfordern an vielen Stellen ein aufeinander Zugehen ebenso wie ein Eingreifen in bestehende und funktionierende Strukturen. Rotondi beschwor die Dynamik, die eine gemeinsame Lösung entwickeln kann, warnt aber auch die Gefahr einer monopolistischen Abhängigkeit.

Das Ganze wird ein komplexer Prozess, erfordert viele Gespräche und Abstimmungen – aber, und da waren sich alle einig, alles andere als ein gemeinsames System bringt nicht die notwendige Lösung. Dass die Kunden solche klimafreundlichen Ergebnisse einfordern werden, ist aber ebenso deutlich wie die Notwendigkeit, den Nachhaltigkeitsgedanken bei den Mitarbeitern in den Handelsunternehmen fest zu verankern.

„Nachhaltigkeit wird kein Wettbewerbsvorteil mehr sein, sondern ein Hygienefaktor“ Dominique Rotondi, toom

Sie sind das derzeitige No-Go der Gartenszenerie: Schottergärten, haben ihren schlechten Ruf als Verhinderer einer diversifizierten Flora und Fauna, aber auch als Aufheizungsfläche in den Siedlungsbereichen mehr als verdient, so Gartenexperte Tjards Wendebourg, Leiter der Gartenbauredaktion im Verlag Ulmer. Er zeigte mit eindrücklichen Bildern und Fakten, wie die Vermeidung von Schottergärten der Artenvielfalt aktuell enorm weiterhilft. Aber auch wirtschaftliche Aspekte spielen dabei eine Rolle: „Mit Kies verdient man keinen Schotter“ betonte Wendebourg und ermutigte den Gartenfachhandel, mit Engagement für den grünen und bunten Siedlungsgarten einzutreten.

Wie die Klimakrise die Wirtschaft revolutioniert

Und der Chefredakteur des Fachmagazins Wirtschaftswoche, Horst von Buttlar, thematisierte in seinem Schlussgedanken die These vom „grünen Jahrzehnt und wie die Klimakrise die Wirtschaft revolutioniert“. Das Thema Dekarbonisierung im Besonderen beschäftigt alle Teile von Handel und Produktion schon aktuell – wichtige Entscheidungen stehen bevor, um Kipppunkte noch vermeiden zu können. Die wesentlichen Technologien dazu sind schon existent, ihr Einsatz muss nun effizient getaktet werden. Und es braucht enorme Investitionen, um den Energiehunger der Industriegesellschaften zu stillen.

Welche Probleme treiben die Branche? Reduzierung von Müll, Energieverbrauch – es gilt für jeden Beteiligten, den entscheidenden Hebel zu finden und schnellstmöglich anzusetzen. Buttlar sieht aber auch den Wendepunkt voraus, an dem die Menschen explizit bereit sind, für echte Klimaneutralität bei Handel und Produkten zu zahlen, was derzeit noch nicht der Fall ist.

Die Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen müssen übrigens absolute Chefsache sein – hier wies von Buttlar auf die Fehler hin, die während der Umsetzung der Digitalisierung gemacht wurden, da das Thema unterschätzt wurde – dies dürfe diesmal nicht passieren.

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