
Tipps für erfolgreichen Transformationsprozess
Für den Hobbybereich steht der Torfausstieg in Handelssubstraten unmittelbar bevor. Ab 2026 sollen Handelsprodukte zu 100 % torffrei sein. Anbei einige Tipps, wie eine möglichst reibungslose Umstellung gelingen kann.
von Norbert Elgner, Heppenheim erschienen am 16.07.2025Die Umstellung von konventionellen zu torffreien Erden setzt bei allen Beteiligten neues Lernen voraus. Es sind die grundlegend anderen Substratkomponenten, die eine Anpassung in der Anwendung dieser neuen Erden erfordern. An wissenschaftlichen Untersuchungen und Anbautest fehlt es nicht. Dennoch ergeben sich etliche Problemstellungen, die diesen Transformationsprozess begleiten und zu hinterfragen sind. Die folgenden Punkte könnten Stolpersteinen für eine erfolgreiche Umstellung und Anwendung werden. Wer sie kennt, kann erfolgreich entgegensteuern.
Kundeninformation
Viele Hobbygärtner sehen die Erde nicht als besonders wichtig an. Sie ist lediglich Mittel zum Zweck. Im Vordergrund der Kaufentscheidungen stehen die Pflanzen und deren Pflege. Dementsprechend gering wird die Bedeutung des Substrats für das Pflanzenwachstum eingeschätzt, was eine persönliche Beratung durch das Fachpersonal zur effektiven Einflussnahme werden lässt.
Kunden lesen keine Gebrauchsanweisung
Erfahrungsgemäß werden beim Einkauf von Substraten die Verpackungsaufdrucke mit Hinweisen zum Umgang kaum beachtet. Das bestätigten auch Eye-Tracking-Studien im Rahmen des HOT-Programms. Besonders problematisch wird es, wenn der Verpackungsaufdruck aus Kleingedrucktem in mehreren Sprachen besteht. Somit droht die Gefahr, dass Kunden von all den wichtigen Hinweisen gar nichts mitbekommen. Plakative Infos, Plakataufsteller, Flyer zum Mitnehmen oder vielleicht auch ein Videoclip am POS können aktiv entgegenwirken.

Verkaufspreise
Preise sind immer ein wichtiges Einkaufsargument. Der Herstellungsprozess von torffreien Erden ist mit höheren Kosten verbunden. Dies wirkt sich schlussendlich auf die Verkaufspreise aus. Solange Kunden die Wahl zwischen konventionellen Erden und torffreien Erden haben, entscheiden sich viele, trotz allen gut gemeinten Nachhaltigkeitshinweisen, für die günstigeren Varianten.
Vernässen – vertrocknen
Wer die Veröffentlichungen zu diesem Thema verfolgt, wird einige Ungereimtheiten zu diesem wichtigen Punkt feststellen. So wird zum Beispiel auf die Vernässungsgefahr am Gefäßboden hingewiesen. Die Gefahr ist allerdings nicht zu verallgemeinern, denn sie besteht kaum in herkömmlichen Balkonkästen, sondern, wenn überhaupt, nur in größeren Kübeln ab 40 – 50 Liter Fassungsvermögen. Für diese Fälle schafft eine Drainage mit grobem Sand, Kies, Blähton oder auch Perlite Abhilfe. Außerdem ist auf ausreichende Wasserabzugslöcher am Gefäßboden zu achten.
Der Vernässungsgefahr steht eher eine Austrocknungsgefahr gegenüber. Konsens ist, dass torffreie Erden durchlässiger sind und deshalb schneller abtrocknen. Dies erfordert an heißen Tagen häufigere Gießgänge. Ob gegossen werden muss, zeigt eine zwei bis drei cm tiefe Fingerprobe recht zuverlässig, sofern die Substratoberfläche es erlaubt.

Düngeempfehlung und -dosierung
Die Anwendungsempfehlungen beschränken sich durchweg auf sehr allgemeine Formulierungen. Hinzu kommt, dass viele Hobbyisten dem Nachdüngen wenig Bedeutung beimessen und häufig gar nicht nachdüngen. Andererseits kommt der Nachdüngung in torffreien Erden, bedingt durch ihre besonderen Eigenschaften, die entscheidende Bedeutung zu. Die Hauptaufgabe besteht darin, den Pflanzen in Gefäßen genügend Dünger zur Verfügung zu stellen.
Statt im Verkauf „Ross und Reiter" zu nennen, beschränken sich die Angaben auf Hinweise und Dosiervorschriften der Düngermittel- oder Substrathersteller, die sehr allgemein gehalten sind und nicht auf die speziellen Belange torffreier Substrate eingehen. Wichtig für den Handel wäre, auf eine konsequente Vorratsdüngung beim Pflanzen hinzuweisen, die entweder mit Horndüngern oder konventionellen Langzeitdüngern vorgenommen werden kann. Mit dem Grunddepot ausgestattet, kommen die Pflanzen gut durch eine Saison ohne Hunger zu leiden.
Wurzelverbrennungen bei Einhaltung der Dosierempfehlungen sind unwahrscheinlich. Empfohlen werden kann somit eine Depotdüngung mit Horngrieß in einer Aufwandmenge von 3 g/Liter Substrat, für Starkzehrer 5 g. Für die Nachdüngung, etwa 4 Wochen nach dem Pflanzen, werden weitere 2 bis 3 g/Liter Horngrieß im Aufstreuverfahren verabreicht. Eine zweite Aufstreudüngung, wiederum mit Horngrieß in gleicher Dosierung, kann nach weiteren vier Wochen erfolgen. Bei der Verwendung eines konventionellen Depotdüngers ist die Vorgehensweise identisch. Allerdings ist für die Aufstreudüngung ein aufstreufähiger Depotdünger zu verwenden.
Bei der Verwendung von Flüssigdüngern sind Gaben im wöchentlichen Turnus in einer Konzentration von etwa 0,5 Prozent erforderlich. Bei Verwendung von flüssigen Bio-Düngern liegt die Konzentration um das Drei- bis Vierfache darüber. Erfahrungsgemäß widerspricht eine wöchentliche Nachdüngung den üblichen hobbygärtnerischen Gepflogenheiten. Da nur gelegentliche flüssige Nachdüngungen zu einer Unterversorgung führen, bieten Grund- und Aufstreudüngungen auch unter arbeitstechnischen Aspekten die bessere Lösung.
Angepasste Flüssigdünger
Die im Handel erhältlichen Flüssigdünger nebst Anwendungsempfehlungen sind naturgemäß auf konventionelle Substrate abgestimmt. Es fehlen Präparate für torffreie Erden. In der Tendenz sollten diese K2O- und P2O5-reduziert, dafür N-betont sein. Vor allem durch den Anteil Grüngutkompost verfügen die Substrate von Haus aus über die beiden erstgenannten Hauptnährstoffe. Stickstoff muss dagegen zugeführt werden. Die Firma Compo hat mit dem neuen Booster-Flüssigdünger (N : P : K = 7 : 4 : 2 + Spurenelemente) für torffreie Erden diesen Ansprüchen Rechnung getragen.
Fachkundige Beratung
Beratung setzt gutes fundiertes Fachwissen einschließlich der Spezialkenntnisse zum Thema Torfersatz in Substraten voraus. In Anbetracht des allgemeinen Fachkräftemangels und dem oft knapp bemessenen Arbeitskräftebesatz in den Hauptfrequenzzeiten könnte das ein schwieriges Unterfangen werden. Andererseits gehört auch zur Wahrheit, dass nur wenige Kunden überhaupt eine Beratung wünschen, da sie sich der Problematik nicht bewusst sind. Insofern stellt sich für viele Händler die Frage, ob sie dem Problembewusstsein auf die Sprünge helfen oder einfach alles so weiterlaufen lassen, auch auf die Gefahr, treue Kunden zu enttäuschen.
Für engagierte Unternehmerinnen und Unternehmer ist das vermutlich keine Option. Unterstützung in der Aufklärungsarbeit bieten zum Beispiel Schulungsprogramme von der FNR sowie vom HOT-Projekt. Die maßgeblichen Anpassungsregeln ließen sich etwa anlässlich von Hausveranstaltungen oder einem Tag der offenen Gärtnerei im Rahmen einer Aktion „Torffrei gärtnern" näher bringen.
Bio oder nicht
Im Handel stehen für den Kunden torffreie und torffreie Bio-Substrate zur Wahl. In Fachmedien und auf diversen Online-Plattformen, auch jener der FNR, wird lediglich die Variante „torffreie Substrate" näher beleuchtet. Torffreie Bio-Erden treten in den Hintergrund. Die meisten Substrathersteller bieten beide Varianten an. Oft werden sogar die Bio-Varianten bevorzugt, da sie unter Marketingaspekten zwei Mehrwertargumente liefern, wodurch sich höhere Preise besser rechtfertigen lassen. Aus Sicht der Politik geht es lediglich um das Merkmal „Torffreiheit", „Bio" hin oder her.
Da sich die Varianten jedoch vor allem im Punkt der Nährstoffbevorratung deutlich unterscheiden, wäre es wünschenswert, diese Unterschiede auch in der Kommunikation deutlicher herauszuarbeiten. Schließlich geht es darum, Konsumenten in die Lage zu versetzen mit torffreien Erden gleich gute Wachstumsergebnisse zu erzielen, um sie in Kauflaune zu halten.
Am Ende des Tages gilt es zu einer Win-Win-Situation mit Bonuspunkten fürs Klima, Zufriedenheit bei Substratherstellern und Händlern sowie ungebrochenem Gärtnerspaß beim Konsumenten zu gelangen. Etliche Herausforderungen sind vorhanden aber bestens bekannt. Nun geht es um eine erfolgreiche Kundenkommunikation, um etwaige Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.
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