
Torf-Aus für Hobbysubstrate rückt näher
Für den Hobbybereich steht der Torfausstieg in Handelssubstraten unmittelbar bevor. Ab 2026 sollen Handelsprodukte zu 100 % torffrei sein. Die Thematik tangiert alle Wertschöpfungsstufen der Branche.
von Norbert Elgner, Heppenheim erschienen am 13.05.2025Der Termin für den Torfausstieg in Hobbysubstraten rückt näher. Ab 2026 soll gemäß der Torfminderungsstrategie, die vom BMEL als Vorgabe dient, der Torf in Hobbyerden zu 100 % ersetzt werden. Das BMEL sorgt für vielfache Unterstützung, die Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe (FNR) tritt hierbei als federführendes Organ auf. Weiterhin wurde die Arbeitsgruppe HOT (Hobbygärtnern ohne Torf) gegründet, in der Wissenschaftler, Marketingexperten und Feldversuchsansteller sich dem Transformationsthema „Torfausstieg in Hobbyerden" widmen.
Situation im Facheinzelhandel
Das Gros der Einzelhändler steht den Dingen abwartend gegenüber. Es fehlen am POS explizite Hinweise für Kunden. Inwieweit das Fachpersonal darauf vorbereitet ist, darf bezweifelt werden. Reagiert wird offensichtlich erst, wenn es tatsächlich soweit ist, dass nur noch torffreie Substrate zur Verfügung stehen. Nicht zu verschweigen sind jedoch auch Vorreiter wie etwa die Gärtnerei Löwer in Aschaffenburg oder das Gartencenter Mencke, Sprockhövel, die vorbildliche Aufklärungsarbeit für ihre Kunden leisten und ihre „Substrat-Hausmarken“ bereits auf torffrei umgestellt haben.
Wo stehen die Substrathersteller?
Bei der Erden-Industrie wird fieberhaft daran gearbeitet, den Einzelhandel mit funktionierenden torffreien Substraten zu beliefern. Jeder Hersteller hat inzwischen torffreie Erden, respektive torffreie Bio-Erden in seinem Portfolio. Die Rezepturen unterscheiden sich zwar bezüglich der verwendeten Torfersatzstoffe, sollen aber in jedem Fall den Ansprüchen, die an die neue Substratgeneration gestellt werden, vollumfänglich erfüllen. Dennoch wird an weiteren Verbesserungen getüftelt. Beklagt wird, dass es möglicherweise zu Engpässen in der Verfügbarkeit der Torfersatzstoffe kommen könnte.
Thematik an den Endkunden bringen
Hobbygärtnern ist die Materie wenig vertraut. Das Bewusstsein für mehr Umwelt- und Naturschutz, Klimawandel oder Artenerhaltung wächst zwar in der Bevölkerung kontinuierlich, über die Hintergründe, was mit dem Torfverzicht in Blumenerden erreicht werden soll, gibt es dagegen wenig Wissen. Eine Vermittlung der Zusammenhänge ist notwendig, auch wenn das Interesse der Kunden an diesen Dingen – etwa beim Einkauf in der Hauptsaison im Mai – gering ist. Non verbale Erklärungen in Form von Flyern oder Aufdrucken auf den Verpackungen können deshalb hilfreich sein. Im Fokus steht der Fakt, dass Hobbyisten auch mit torffreien Substraten Pflanzenerfolge feiern können.
Torf raus, Ersatzstoffe rein
Grob gesagt geht es darum, die wichtigsten Torfersatzstoffe zu kennen, wie etwa Holzfasern, Rindenhumus, gütegesicherter Grünschnittkompost sowie Cocopeat. Schon daraus lässt sich eine gewisse Komplexität erkennen, die Stoffe so miteinander zu kombinieren, dass daraus ein permanent reproduzierbares und funktionstüchtiges Substrat entsteht. Vorausgesetzt, der Handel benennt konkret die Möglichkeiten und Grenzen dieser Produkte und der Konsument stellt sich darauf ein.
Wichtige Unterschiede
Der entscheidende Unterschied zu den konventionellen Substraten auf Torfbasis besteht darin, dass torffreie Substrate eine geringere Speicherfähigkeit für Wasser und Nährstoffe aufweisen. Die Substrate haben zudem eine gröbere Struktur, fühlen sich lockerer und fluffiger an und sind im Allgemeinen auch leichter. Torffreie Substrate erfordern deshalb mehr Fingerspitzengefühl beim Gießen.
Vor allem an heißen Tagen erhöht sich der Gießaufwand. Es muss etwas mehr Wasser verabreicht werden, wobei vorher stets der Feuchtezustand ins Auge zu fassen ist, möglichst in Verbindung mit einer Fingerprobe. In größeren Kübeln mit vierzig Liter und mehr Volumen, beugt man einer Staunässegefahr durch eine Drainageschicht am Gefäßboden vor, bestehend aus grobem Sand, Bimskies, Blähton oder Perlite. In normalen Blumenkästen ist diese Gefahr kaum gegeben.

Schnellere Nachdüngung
Wie die konventionellen, so sind auch die torffreien Substrate mit Startdüngern bevorratet. Allerdings sind diese schneller aufgebraucht. Deshalb muss mit der Nachdüngung frühzeitig, in der Regel zwei bis drei Wochen nach dem Einpflanzen begonnen werden. Vor allem der Stickstoffversorgung ist besondere Beachtung beizumessen, denn Stickstoff (N) ist leicht löslich und unterliegt verstärkt der Auswaschung. Des Weiteren leidet durch die erhöhte Immobilisierung infolge der mikrobiologische Tätigkeit in torffreien Erden die Pflanzenverfügbarkeit.
Somit kommt der N-Versorgung eine Schlüsselposition zu. Am besten gibt man beim Pflanzen eine Grunddüngung mit Horngrieß (14 % N) in einer Aufwandmenge von 3 – 5 g/Liter Substrat. Dies gilt für Saisonpflanzen. Nach etwa sechs Wochen folgt eine Aufstreudüngung, ebenfalls mit Horngrieß in einer Aufwandmenge von 2 – 3 g/Liter Substrat. Diese kann nach weiteren vier bis sechs Wochen wiederholt werden. Die Beibehaltung der Bioschiene wird dabei gewahrt.
Alternativ kann auch mit konventionellen Langzeitdüngern gearbeitet werden. Auch hier beträgt die Grundbevorratung 3 g/Liter Substrat. Für Starkzehrer kann auf 5 g/Liter Substrat erhöht werden. Zur Nachdüngung bieten sich in diesem Falle aufstreufähige Langzeitdünger in einer Dosierung von 1,5 g – 2 g/Liter Substrat an. In allen Fällen ist auf eine gleichmäßige Verteilung mit leichtem oberflächlichem Einkratzen zu achten, damit der Dünger beim Gießen nicht abschwemmt. Die Nachdüngung kann auch in flüssiger Form erfolgen, wobei mit jedem Gießen eine schwach dosierte Nährlösung (0,05 – 0,1 %) eines N-betonten Flüssigdüngers verabreicht wird.
Bedarfsgerecht einkaufen
Torffreie Substrate sind für den direkten Verbrauch bestimmt. Durch die hohe mikrobielle Tätigkeit dieser Mischungen finden fortlaufend Abbauprozesse statt, die das pflanzenverfügbare Nährstoffpotenzial beeinflussen. Von daher ist es wichtig, nur die Mengen einzukaufen, die in der Saison benötigt werden. Eine Lagerung der Verpackungen über mehrere Wochen ist nicht zu empfehlen.
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