
Probezeit für neue Prozesse unerlässlich
Die Einführung neuer Prozesse und Abläufe in einem Gartencenter ist ein wichtiger Schritt, um Abläufe zu optimieren, den Kundenservice zu verbessern oder auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren. Doch auch die besten Konzepte und Planungen können in der Praxis auf unerwartete Herausforderungen stoßen.
von Miriam J. Hohenfeldt, Burgen bei Koblenz erschienen am 23.10.2025Miriam J. Hohenfeldt ist Expertin für Vertrieb und Führung und nah am Alltag in vielen Gartencentern. In unserer Serie 2025 greift sie die aktuellen Herausforderungen auf der Verkaufsfläche auf – in insgesamt zehn Teilen, die in den Printausgaben von DEGA GRÜNER MARKT und in unserem Digitalformat Inside! erscheinen. Alle veröffentlichten Artikel können Sie hier nachlesen.
Deshalb ist es essenziell, neue Maßnahmen zunächst mit einer definierten Probezeit einzuführen. Nur so lässt sich ihre tatsächliche Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit im realen Betriebsalltag verlässlich beurteilen.
Eine definierte Probezeit ermöglicht es, Neuerungen realistisch zu bewerten, notwendige Anpassungen vorzunehmen und die Mitarbeiter frühzeitig einzubinden. Miriam J. Hohenfeldt
Probezeit ermöglicht Test neuer Prozesse
- Praxischeck: Theorie und Planung können nie alle praktischen Herausforderungen abdecken, die sich im täglichen Betrieb ergeben. Eine Probezeit ermöglicht es, neue Abläufe in Echtzeit zu testen und auf Alltagstauglichkeit zu prüfen.
- Fehler frühzeitig erkennen: Während der Probephase zeigen sich Schwachstellen, Missverständnisse oder ungeplante Nebenwirkungen, die vor einer endgültigen Einführung behoben werden können.
- Mitarbeiterakzeptanz: Neue Prozesse bedeuten oft Veränderungen im Arbeitsalltag. Eine Probezeit gibt den Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich mit den Neuerungen vertraut zu machen und Feedback zu geben. Das fördert die Akzeptanz und erleichtert die spätere Umsetzung.
- Kundenfeedback berücksichtigen: Gerade im Gartencenter, wo der Kundenkontakt zentral ist, kann die Reaktion der Kunden auf neue Abläufe wertvolle Hinweise liefern. Die Probezeit dient als Beobachtungs- und Anpassungsphase.
Klaren Zeitrahmen festlegen
Eine erfolgreiche Probezeit benötigt von Anfang an einen klar definierten Zeitraum. Üblich sind Zeitspannen von vier bis 12 Wochen – abhängig vom Umfang und der Komplexität der Neuerung.
Ein festgelegtes Ende der Probephase sorgt bei allen Beteiligten für Verbindlichkeit und Klarheit. Es verhindert, dass die Bewertung der neuen Prozesse unnötig hinausgezögert wird, wie dieses konkrete Beispiel zeigt: „Wir führen das neue Kassensystem ab dem 1. Mai ein und testen es bis zum 30. Juni. Am 1. Juli treffen wir uns, um zu bewerten, ob Anpassungen notwendig sind.“
Bewertungskriterien der Probephase
Damit die Bewertung objektiv und fundiert erfolgt, sollten vor Beginn der Probezeit konkrete Erfolgskriterien definiert werden:
- Effizienz: Haben sich Bearbeitungszeiten verkürzt?
- Fehlerquote: Gibt es weniger Fehler oder Probleme?
- Mitarbeiterzufriedenheit: Wie bewerten die Mitarbeiter die neuen Abläufe?
- Kundenzufriedenheit: Hat sich die Kundenresonanz verbessert?
- Kosten: Sind die Kosten im Rahmen geblieben oder konnte eingespart werden?
Kommunikation und Mitarbeitereinbindung
- Transparenz schaffen: Alle Mitarbeiter sollten vor der Einführung über die geplante Probezeit und deren Ziele informiert werden.
- Feedback-Kanäle schaffen: Regelmäßige Meetings, Feedbackbögen oder digitale Tools helfen, Rückmeldungen der Mitarbeiter systematisch zu sammeln. Dies trägt zudem zu einer positiven Fehlerkultur im Unternehmen bei.
- Schulungen anbieten: Um den Einstieg zu erleichtern und Fehler zu minimieren, sind gezielte Schulungen oder Informationsveranstaltungen hilfreich.
Auswertung der Probephase
Am Ende der Probezeit sollte eine entsprechende Reflexion stattfinden:
- Bewertung der Ergebnisse: Werden die vordefinierten Kriterien erfüllt?
- Anpassungen planen: Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Welche Abläufe müssen modifiziert werden?
- Entscheidung treffen: Wird der Prozess endgültig übernommen, weiter angepasst oder verworfen?
- Dokumentation: Die Ergebnisse und Entscheidungen sollten schriftlich festgehalten werden. So können neue Teammitglieder rasch informiert und neue Projekte noch treffsicherer geplant und angegangen werden.
Praxisbeispiel: Neue Pflegeprozesse im Gartencenter
Ein Gartencenter führt einen neuen täglichen Kontrollzyklus für die Pflanzenpflege ein, um die Qualität zu erhöhen. Die Probezeit beträgt vier Wochen. Während dieser Zeit wird Folgendes beobachtet:
- Wie läuft die Umsetzung im Arbeitsalltag?
- Werden alle Pflanzen regelmäßig kontrolliert?
- Welche Rückmeldungen gibt es vom Verkaufspersonal und von Kunden?
Nach vier Wochen wird in einer kurzen Teamrunde entschieden und schriftlich dokumentiert, ob der Zyklus beibehalten, verändert oder ergänzt wird.
Fazit
Eine klar definierte Probezeit bei der Einführung neuer Prozesse und Abläufe ist ein zentraler Erfolgsfaktor im Gartencenter. Sie ermöglicht es, Neuerungen realistisch zu bewerten, notwendige Anpassungen vorzunehmen und die Mitarbeiter frühzeitig einzubinden. Nur so werden Veränderungen nachhaltig und wirksam umgesetzt – zum Vorteil des Betriebs, der Mitarbeitenden und der Kunden.
Essenziell ist dabei die enge Umsetzungsbegleitung durch die Führungskräfte, denn nur so wird den Mitarbeitern deutlich gemacht, dass es mit dieser Veränderung ernst gemeint ist und sich nicht umgehend wieder alte Gewohnheiten durchsetzen.











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