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Familienfreundlicher Arbeitgeber

In allen Branchen ist es möglich, familienfreundliche Angebote zu machen

Spricht man über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, landet man schnell bei den „Bürojobs“, die sich recht leicht ins Homeoffice verlagern und zeitlich flexibilisieren lassen. Aber welche Möglichkeiten hat die grüne Branche? Auch hier ist es möglich, mitarbeiterorientiert und familienbewusst zu agieren, ist Robert Frischbier überzeugt. Wir haben mit dem Berater und Coach gesprochen.

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Das Qualitätssiegel "Familienfreundlicher Arbeitgeber" bietet Arbeitgebern eine Prüfung und Bewertung ihrer mitarbeiterorientierten und familienfreundlichen Personalpolitik nach einem standardisierten Prozess. Change-Prozesse werden angestoßen und Verbesserungen auf den Weg gebracht.
Das Qualitätssiegel "Familienfreundlicher Arbeitgeber" bietet Arbeitgebern eine Prüfung und Bewertung ihrer mitarbeiterorientierten und familienfreundlichen Personalpolitik nach einem standardisierten Prozess. Change-Prozesse werden angestoßen und Verbesserungen auf den Weg gebracht.PlusPlants
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DEGA: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist durch die Pandemie bei vielen nochmal stärker in den Mittelpunkt gerückt, spüren Sie als Berater eine erhöhte Nachfrage nach diesen Themen?

Robert Frischbier: Ja, ganz deutlich. Durch den immer stärker werdenden Fachkräftemangel war der Handlungsbedarf der Arbeitgeber schon vor Corona groß. Aber die Pandemie hat das Thema nochmal befeuert. Vielen Arbeitnehmern ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch wichtiger geworden. Dabei darf man beim Thema Familienfreundlichkeit keineswegs nur an Familien mit Kindern denken. Es gibt genauso die Pflegenden, Trauernden, Alleinlebenden, Berufseinsteiger, Rentenübergänger und Menschen in besonderen Lebensphasen, beispielsweise dem Hausbau, die Unterstützung brauchen.

Robert Frischbier

"Arbeitgeber sollten den Mitarbeitern bei der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf über alle Lebensphasen hinweg Lösungen bieten, um sie lange im Unternehmen zu halten".

 

Wichtig ist dabei, den tatsächlichen Bedarf der Mitarbeiter zu kennen, um sie bestmöglich unterstützen zu können. Letztlich profitiert der Arbeitgeber davon, denn Mitarbeiter, die bei der Vereinbarkeit unterstützt werden, sind weniger gestresst, fehlen seltener und sind motivierter. Und nicht zu vergessen sind Familienfreundlichkeit und Mitarbeiterorientierung heute wichtige Rekrutierungsinstrumente. Bewerber achten gezielt darauf und erwarten von ihrem neuen Arbeitgeber, dass er sich mit diesen Themen auseinandersetzt.

DEGA: Die klassischen Lösungen wie Homeoffice und 9-to-5-Jobs lassen sich im Fachhandel, in der Floristik oder dem Garten- und Landschaftsbau nicht umsetzen. Hier gehören Schichtarbeit, Präsenzarbeit und körperliche Belastung zum Alltag.

Robert Frischbier: Das stimmt, bei Familienfreundlichkeit aber nur an klassische Lösungen wie Homeoffice zu denken, greift zu kurz. Hier sind andere Unterstützungsangebote erforderlich. Beispielsweise die vertrauensvolle und wertschätzende Kommunikation. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter gehört werden, Kritik sachlich und konstruktiv gegeben und auch durch die Führungskräfte angenommen wird.

Zudem sollten die Führungskräfte über die individuellen Herausforderungen der Mitarbeiter Bescheid wissen und darauf eingehen können. Schon kleine Dinge helfen, beispielsweise dass Dienstpläne möglichst frühzeitig zur Verfügung stehen, um private Termine planbar zu machen. Es ist doch auch ein schönes Zeichen an die Mitarbeiter, wenn der Arbeitgeber die Kinderbetreuung auch als Verantwortung versteht und beispielsweise Kitaplätze im Ort für das Unternehmen reserviert.

Er kann zudem Notfallunterstützung in Krisensituationen, wie Trauer, überraschender Pflegebedarf, Burn-out, durch externe Beratungskräfte anbieten.

"In allen Branchen ist es möglich, ein familienfreundlicher Arbeitgeber zu werden, es gibt eine Vielzahl an Dingen, die man anbieten kann, hier gilt es kreativ zu sein und über den Tellerrand zu schauen."

DEGA: Sie prüfen Unternehmen auf ihre Familienfreundlichkeit und verleihen unter bestimmten Voraussetzungen das Siegel „Familienfreundlicher Arbeitgeber“. Was heißt das?

Robert Frischbier: Wir auditieren Unternehmen und stellen dabei in unserem Prüfverfahren fest, wo sie beim Thema Familienfreundlichkeit stehen. Der Arbeitgeber bekommt im Laufe des Prozesses einen detaillierten Blick auf sein Unternehmen. In unserer Analyse wird deutlich, wo er eventuell falsche Annahmen getroffen hat, wo Nachholbedarf besteht oder wo er möglicherweise über das Ziel hinausgeschossen ist.

Im Anschluss schauen wir gemeinsam, wie das Ziel aussieht, wo er in ein paar Jahren stehen will und leiten daraus eine Strategie ab. Werden am Ende des Prozesses bestimmte Bewertungskriterien erfüllt, kann das Siegel „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ verliehen werden.

Die Betriebe der Gärtnergruppe PlusPlants dürfen als erste in der Gartenbaubranche das Siegel „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ der Bertelsmann-Stiftung tragen. Der Auditor Robert Frischbier (r.) überreichte das Zertifikat auf der IPM am PlusPlants-Stand. © PlusPlants

DEGA: Das klingt sehr zeitaufwendig?

Robert Frischbier: Sowohl zeitlich als auch personell ist der Aufwand für den Erhalt des Qualitätssiegels „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ überschaubar: Der normale Geschäftsbetrieb kann ungestört durch den etwa drei bis vier Monate dauernden Siegelprozess weitergehen.

Wichtig ist, dass Zeitfenster geschaffen werden für die Sensibilisierung und Information der Mitarbeiter, die Einholung des Mitarbeitermeinungsbildes, die Bearbeitung des Arbeitgeberfragebogens und die Durchführung des Vor-Ort-Termins und Workshops. Je nach Aufwand sollten Arbeitgeber mit rund drei Wochen bis zu drei Monaten rechnen. Den genauen Zeitraum legen Prüfer und Arbeitgeber gemeinsam fest. Das schlanke Verfahren richtet sich an mittelständische Betriebe und ist durch den günstigen Preis auch für kleinere Unternehmen erschwinglich.

Informationen: 2paarschultern | Coaching und Beratung für Führungskräfte und Mitarbeiter

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