Blumen und Pflanzen behalten ihren Stellenwert
Wie der Saisonstart in den süddeutschen Einzelhandelsgärtnereien verlaufen ist, zeigen datenbasierte Betriebsauswertungen in elf Gärtnereien, die der Berater Norbert Elgner regelmäßig durchführt. Die Analyse zeigt, dass der Zeitraum trotz aller schlechter Vorzeichen umsatz- und kundenfrequenzmäßig sowie in Bezug auf den Umsatz pro Kunde, nahezu identisch mit dem Referenzzeitraum des Vorjahres abschloss.
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Zunächst ein Blick auf die allgemeinen Rahmenbedingungen. Der ist wenig verheißungsvoll. Das Quartal ist gepflastert von Baustellen, mit denen Unternehmen ebenso wie Verbraucher zu kämpfen haben. Von Planungssicherheit keine Spur, sowohl was Kostenentwicklung, Inflationslage, Kaufkraftschwund und dem daraus resultierenden Konsumverhalten anbelangt. Von den Auswirkungen des Ukrainekrieges ganz zu schweigen. Die Zeiten von "Normalität" sind vorbei.
Wie sich die ersten drei Monate des Jahres unter diesen Rahmenbedigungen in den Facheinzelhandelsbetrieben geschäftsmäßig darstellten, zeigen die datenbasierten Betriebsauswertungen in elf identischen Einzelhandelsgärtnereien im süddeutschen Raum, die vom Autor durchgeführt werden. 2022 betrug der durchschnittliche Jahresumsatz der Betriebe 852.00 Euro. Dies bedeutet gegenüber 2021 ein Rückgang um 6,8 Prozent.
Wie in jedem Jahr, begann mit dem Januar der Auftakt ins neue Geschäftsjahr verhalten. Insgesamt konnte der Januar 2023 aber die Referenzwerte vom Januar 2022 umsatzmäßig übertreffen. 72,7 Prozent der Betriebe schafften ein kassenbonbedingtes, moderates Plus zum Januar 2022. Ähnlich verlief der Februar 2023, mit marginalem Umsatzplus, im Mittel von 0,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Das relativ milde Winterwetter dämmte die Heizkosten wenigstens etwas ein.
Wettermäßig noch wenig frühlingshaft kam der erste wichtige Umsatzmonat März daher. Er war zu kalt und zu nass. Von daher lief das Geschäft mit Frühlingsboten nur sehr zäh, kam eigentlich nur tageweise richtig in Schwung. Am Ende fehlten umsatzmäßig zu März 2022 jedoch nur 1,8 Prozent.
Nach Abschluss des ersten Quartals lagen die wichtigen Leistungsparameter ziemlich exakt auf Vorjahresniveau. Keine Bewegung war beim Umsatz zu verzeichnen. Im Mittel fehlten zum gleichen Zeitraum des Vorjahres 0,24 Prozent.
Der Umsatz pro Kunde von durchschnittlich 28,08 Euro hielt sich mit plus 0,8 Prozent ebenfalls stabil. Gleiches gilt auch für die Kundenfrequenz, die rechnerisch mit einem Plus von 0,75 Prozent abschloss. Interessanterweise ging jedoch der Arbeitskräftebesatz im ersten Quartal deutlich um 9,5 Prozent zurück. Somit wurde zum Referenzzeitraum des Vorjahres der gleiche Umsatz mit einem um rund 10 Prozent reduzierten Arbeitskräftebesatz erzielt.
Tendenziell lässt sich daraus ableiten, dass die Betriebe versuchen, durch Personalabbau Kosten einzusparen oder aber es kommt seitens des Personals zu Abwanderungen. Zutreffendes geht aus den Erhebungen nicht hervor.
Sicherlich büßte das erste Quartal 2023 wetterbedingt einige Prozentpunkte an Umsatz ein, insbesondere was die Frühlingsblüher anbelangt. Auch belasten die dunklen Wolken, die sich aus den allgemeinen Rahmenbedingungen ergeben, das Konsumklima. Trotz allem schloss der Zeitraum umsatz- und kundenfrequenzmäßig sowie in Bezug auf den Umsatz pro Kunde nahezu identisch mit dem Referenzzeitraum des Vorjahres ab.
Es zeigt wieder einmal mehr, dass sich die familiengeführten Betriebe auf eine treue Kundschaft verlassen können. Die erforderlichen Preisanpassungen, die vorzunehmen waren, spiegelten sich allerdings nicht in einem adäquat höheren Umsatz pro Kunde, sprich Kassenbon wider.
Daraus lässt sich zumindest für das erste Quartal 2023 ableiten, dass Konsumenten eben nur ein bestimmtes Budget für Blumen, Pflanzen und Zubehör investieren.
Wie sieht es auf der Kostenseite aus?
Entsprechend rückläufig tendieren bei höheren Verkaufspreisen die Verkaufsmengen, was unter marktwirtschaftlichen Aspekten als völlig normal zu bezeichnen ist. Umsatz ist freilich nicht alles, vielmehr kommt es auf das Ergebnis unterm Strich an.
Deshalb ist der Kostenseite besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Erzielte Umsätze sind nur dann wirklich zufriedenstellend, wenn sie vollumfänglich Kosten und Unternehmerlohn decken. Bei Handelsware sind dafür die Warenaufschlagssätze verantwortlich, wobei die so ermittelten Verkaufspreise noch markt- und kundenakzeptabel sein müssen. Aktuell ist die volle Kostenweitergabe in dem einen oder anderen Falle nicht immer machbar, wie aus Praktikerkreisen zu vernehmen ist.
Einzelhandelsgärtner müssen mit ihrer selbst produzierten Ware vor dem Hintergrund der exorbitant gestiegenen Heizkosten mit Marktpreisen mithalten können. An dieser Stelle haben großflächige Produktionsbetriebe mit moderner Technik Vorteile, was wohl in den typischen Einzelhandelsgärtnereien zu einem weiteren Rückgang der Eigenproduktion führen dürfte.
Alles in allem lassen die Daten und Fakten des ersten Quartals 2023 darauf schließen, dass sich die Geschäftstätigkeit auch im zweiten, viel wichtigeren Quartal auf Vorjahresniveau einpendeln dürfte, sofern nicht noch zusätzliche Negativszenarien eintreten und das Wetter einigermaßen mitspielt.
Ferner lassen die Ergebnisse des ersten Quartals den Schluss zu, dass Blumen und Pflanzen auch in nicht ganz einfachen Zeiten ihren Stellenwert in der Bevölkerung beibehalten. Ja, dieser vielleicht sogar höher anzusiedeln ist, als es durch die fachlich eingefahrene, oftmals auch eingeengte Sichtweise von Brancheninsidern empfunden wird.
Allerdings, nichts kommt von alleine. Gerade in wirtschaftlich und gesellschaftlich schwierigen Zeiten kommt es mehr denn je darauf an, Maßnahmen zur Nachfragesteigerung zu ergreifen. Eine Aufgabe, an der alle Beteiligten entlang der Lieferkette mitwirken müssen. Zugegeben, kein einfaches Unterfangen im Marktgeschehen, da auch viele andere Branchen am zu verteilenden Kuchen partizipieren wollen.
Nicht nur in Praktikerkreisen wird die Nachfragesteigerung oftmals als eine kaum überwindbare Hürde betrachtet, schwierig zu meistern mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Allerdings gilt hier: Wer es versucht, kann scheitern, wer es nicht versucht, ist schon gescheitert.
Last but not least förderte ein umfragebasiertes Meinungsbild unter den elf Betriebsleiter(inne)n im ersten Quartal zu Tage, dass entgegen früherer Umfragen, der Wettbewerbsdruck seitens der branchenfremden, organisierten Handelsketten nicht mehr als so relevant angesehen wird. Aktuell mehr Sorgen bereiten dagegen die exorbitanten Kostensteigerungen sowie die eklatanten Probleme, wenn es um die Rekrutierung geeigneter Mitarbeiter geht.
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