
Die Pflanzenqualität erhalten
Nicht alle frisch angelieferten Pflanzen werden sofort verkauft. Um deren Qualität zu erhalten, müssen sie gepflegt werden. Mitarbeiter brauchen dafür neben gärtnerischem Wissen auch Kenntnisse zu Absatz und Erlös. Nur dann trägt gute Warenpflege auch zum wirtschaftlichen Erfolg des Verkaufsbetriebes bei.
von Christina Kulp, Die Pflanzenschule erschienen am 03.05.2024Pflanzen sind Lebewesen und ihre Bedürfnisse müssen befriedigt sein, damit sie sich vital und attraktiv präsentieren und im Handel guten Absatz finden. Dies ist der Fall, wenn sie im Frühjahr frisch aus den Produktionsbetrieben geliefert werden und in bester Qualität die Verkaufsflächen füllen. Im Schlaraffenland des Pflanzenfachhandels finden sie raschen Absatz und können „just in time“ nachgeordert werden: Die Ware dreht schnell und Umsatz und Ertrag sind auf bestem Niveau.
In der Realität muss aber ein breites Angebot an Pflanzen für alle Gartenbereiche vorgehalten werden, um über die gesamte Saison die passende Ware verfügbar zu haben. Damit wird deren Versorgung notwendig und die Warenpflege gehört zwingend zum Pflanzenhandel.
Nur mit fachgerechter Pflege bleibt die Qualität der Pflanzen gleichbleibend hoch und ist Aushängeschild für die Kompetenz des Fachmarktes.
Regelmäßige Wassergaben sind grundlegend und das Erste, was zum Thema Pflanzenversorgung in den Sinn kommt – schließlich können vertrocknete Pflanzen nicht verkauft werden. Doch mit Düngung, Schnitt und Pflanzenschutz gehört die gesamte Palette der Pflege dazu.
Aktionsartikel lieber verkaufen als pflegen
Dabei gilt es jeweils abzuschätzen, für welche Partien der längere Verbleib auf der Verkaufsfläche und die umfassende Pflege sinnvoll ist. Schließlich verursacht diese Kosten, die den Ertrag mindern: Betrachtet man allein die Personalkosten und nimmt diese mit 30 € pro Stunde an, so wird bei einer Handreichung von 10 Minuten an einer Pflanze deren Verkaufsertrag bereits um 5 € gemindert. Natürlich muss hierbei das Gesamtgefüge, wie zum Beispiel die Breite der Angebotspalette berücksichtigt werden, doch für Aktionsartikel gilt: Besser verkaufen als pflegen.
Trendpflanzen wie zum Beispiel Hortensien werden in verschiedenen Partien produziert und können in kurzen Abständen in Top-Qualität nachgeliefert werden. Sie sollten gut präsentiert und zügig abgesetzt werden, um frischer Ware Platz machen. Pflege durch Aufbinden, Ausschneiden und Nachdüngen ist nicht sinnvoll, denn der Kunde wird einen Qualitätsunterschied wahrnehmen und zur Pflanze aus der frischen Partie greifen.

Besser ist es, den Absatz durch Preisnachlass zu fördern, bevor die Qualität sichtbar gemindert ist. Eine Rabatt-Ecke, mit deutlich unattraktiven, sogar geschädigten Pflanzen steht schließlich nicht für die fachliche Qualifikation des Pflanzenmarktes – ein echtes Schnäppchen in guter Qualität dagegen spricht sich positiv bei den Kunden herum, und der Verkauf profitiert vom guten Ruf.
Qualitätserhalt durch Know-how
Die Grundversorgung der Pflanzen mit Wasser nimmt viel Zeit in Anspruch, denn längst nicht alle Verkaufsbetriebe verfügen über eine Struktur zur Automatisierung dieser Aufgabe. Die Vielzahl an Pflanzen mit unterschiedlichem Bedarf erfordert aber selbst dann gute Pflanzenkenntnisse zur Steuerung und Kontrolle. Schließlich verübelt die Partie Lavendel oder Steingartenstauden ein zu gut gemeintes Wasserangebot sofort, während die vollbelaubte Zierweide daneben kaum genug bekommen kann.
Für die Vermeidung eines Qualitäts-Abfalles benötigen Pflanzen dazu eine gleichbleibend gute Nährstoffzufuhr. Am POS vereinen sich Pflanzen unterschiedlichster Art und Herkunft und sind entsprechend sehr unterschiedlich in ihren Ansprüchen und auch der Düngevorrat variiert. Bei einigen Produktionsbetrieben wird bereits für den Handel mitgedacht und die Sortimente mit Langzeitdüngern bis Juni versorgt, bei anderen endet der Nährstoffvorrat in den gelieferten Töpfen im April.
Grundsätzlich gibt die Durchwurzelung des Topfes und die Lockerheit des Substrates einen Hinweis darauf, ob die Pflanze frisches Substrat und damit Dünger zur Verfügung hat. Treffen Pflanzen mit stark durchwurzelten Töpfen ein, empfiehlt es sich, sogleich eine Auffrische-Düngung zu geben.
Vorteilhaft ist hierfür auch ein direkter Kontakt zu den Produktionsbetrieben, denn die Ansprechpersonen dort können im Zweifel Auskunft geben. Ab der Blattentwicklung im April sollte bei optischen Anzeichen einer Mangelversorgung mit schwach dosierter Flüssigdüngung ausgeglichen werden, um die Blattfärbung zu erhalten und eine mögliche Überdosierung zu vermeiden.
Wurden Pflanzen im Verkaufsbetrieb überwintert, so benötigen diese im zeitigen Frühjahr mit dem Ausstellen auf der Verkaufsfläche eine Auffrischungsdüngung mit einem Universal-Langzeitvolldünger, um sich gut zu präsentieren und weiterzuentwickeln.
Neben der aufmerksamenen Prüfung des Ernährungszustandes ist auch eine stetige Kontrolle der Pflanzen auf Schaderreger für eine gute Pflege maßgeblich. Blattläuse finden auch in den Laderäumen der Lieferfahrzeuge erstaunlich gute Bedingungen für ihre Vermehrung vor, eintreffende Pflanzen sollten deshalb stets daraufhin überprüft werden.
Schneiden statt verkaufen?
Alle Maßnahmen zur Pflanzenpflege benötigen breites gärtnerisches Wissen zu den Pflanzenarten und ihren jeweiligen Bedürfnissen. Dazu gilt es, die Besonderheiten in der Produktion und im Verkaufsquartier zu berücksichtigen und die Zeitfenster für die Durchführung einzuhalten. Dies gilt vor allem für notwendige Schnittmaßnahmen.
Häufig wird der richtige Zeitpunkt verpasst, zum einen aufgrund der saisonalen Arbeitsbelastung, zum anderen weil Hemmungen bestehen, den Verkauf durch Schnitt zu verhindern.
Damit in der Frühjahrs-Saison nicht verkaufte Obstbäume im Herbstverkauf nicht gegen die neu gelieferte Ware abfallen und Ladenhüter werden, müssen sie gedüngt und Ende Mai zurückgeschnitten werden. Sie treiben in wenigen Wochen durch und stehen dann dem Verkauf wieder zur Verfügung. Pflanzenbegeisterte, die in der Zwischenzeit einen Obstbaum erwerben wollen, werden warten oder Vertrauen in die gärtnerische Kompetenz ihres Fachbetriebes haben und den geschnittenen Baum kaufen.
Das Nacharbeiten der Formgehölze im Juni gebietet schon die durch den Neutrieb verwischte Kontur und ist für diese hochpreisigen Artikel auch kalkulatorisch getragen. Für die Durchführung der Arbeiten zum richtigen Zeitpunkt ist es wichtig, versiertes Personal freizustellen, das vom Kundenkontakt entlastet wird. Allzu schnell gehen Pflegearbeiten sonst im Tagesgeschäft unter und der Zeitpunkt verschleppt sich zu Ungunsten der weiteren Pflanzenentwicklung.
Mitarbeitende im Pflanzenfachhandel benötigen breites gärtnerisches Know-how zu allen Pflanzenarten, um diese passend zu präsentieren und Kundinnen und Kunden fachlich zu beraten. Darüber hinaus erfordert die Warenpflege spezielle Kenntnisse über die Wirkung und Dosierung von Düngemitteln, die Produktion und praktische Erfahrung.
Diese breite Wissenspalette stellt eine große Herausforderung dar und kann erst mit der Zeit erlangt werden, da die Ausbildungszweige im Gartenbau bis heute spartenspezifisch aufgebaut sind. In vielen Betrieben führt der Fachkräftemangel zudem dazu, dass branchenfremde Mitarbeitende in die Thematik eingearbeitet werden müssen.
Die Pflanzenschule hat dies im Fokus und bietet in Kursen praxisnahes Wissen. Im Zwei-Tages-Konzept erleben die Teilnehmenden Pflanzen in den produzierenden Betrieben und profitieren vom direkten Kontakt mit den Expertinnen und Experten. Das direkte Erleben ist eingängig und führt zu einem tiefen Verständnis für Pflanzen und anhaltender Motivation für den Beruf.
Das Kursangebot startet am 2. und 3. Juli in Schleswig-Holstein, führt am 13. und 14. August an den Niederrhein und am 17. und 18. September ins Ammerland. Die Kurse bieten Pflanzenwissen zu Sortimenten und Pflege und haben darüber hinaus jeweils einen Themen-Schwerpunkt. Die Kurse sind einzeln und im vergünstigten Bundle-Preis buchbar. Weitere Informationen und Buchung: www.diepflanzenschule.de
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