
Schritt für Schritt in Richtung torffrei
2025 soll der Torfanteil in Hobbyerden um 50 %, bis 2020 um 70 % gesenkt werden – dazu hat sich die deutsche Substratindustrie in ihrer Torfminderungsstrategie verpflichtet. Der Blick auf die Neuheiten zeigt: Die Hersteller sind auf einem guten Weg.
von Grit Landwehr erschienen am 20.11.2023Im Hobbymarkt schreitet die Torfreduktion deutlich voran: Laut IVG lag hier im Jahr 2022 für den deutschen Markt der Schnitt bei 57 % alternativer Ausgangsstoffe. Bio-Erden haben sich mittlerweile fest am Markt etabliert und werden mehr und mehr nachgefragt. Zudem beobachten die Hersteller, dass von vielen Verbrauchern verschiedene Erden für die unterschiedlichen Bedarfe nachgefragt werden und passen ihre Sortimente entsprechend an.
2023 war kein leichtes Jahr für viele Substrathersteller. Ein grundsätzlicher Nachfragerückgang aufgrund von Kaufzurückhaltung wegen der hohen Inflation war bereits Ende letzten Jahres zu beobachten. Die hat sich in diesem Jahr fortgesetzt. Nachgefragt waren Produkte rund um das Thema Selbstversorgung, Preisaktionen und universelle Blumenerden.
Angesichts der wirtschaftlich weiterhin sehr angespannten Lage wird auch im kommenden Jahr der Preis bei Blumenerden eine große Rolle spielen. Dennoch wird die Nachfrage der Hobbygärtner nach torffreien Erden leicht steigen, erwartet Michael Nordlohne, Vertriebsleiter bei Gramoflor, Neuenkirchen-Vörden.
Wir rechnen damit, dass sich die Verbraucher vermehrt Anwendungshinweise und -tipps für den Umgang mit torffreien Erden wünschen. Michael Nordlohne, Gramoflor
„Der Wunsch nach klimafreundlichen Erden geht einher mit gut funktionierenden Erden und anwenderfreundlicher Hilfestellung bei der Anwendung dieser“, fügt er hinzu.
Bei Patzer Erden ist man schon seit vielen Jahren dabei, sich mit dem Thema Torfersatz auseinanderzusetzen und den Torfanteil Schritt für Schritt zu reduzieren. „Der Aufwand, eine torffreie Erde zu mischen, ist sehr viel höher. Während man früher einfach Erde, Torf und Dünger zusammengemischt hat, müssen nun die Torfersatzstoffe und der Dünger aufeinander abgestimmt werden“, erklärt Christian Günther, Leiter Fachhandel und Export bei Patzer Erden, Sinntal-Altengronau, weiter. Jeder Torfersatzstoff habe spezielle Eigenschaften und verändere die Mischungen entsprechend.
Aber nicht nur die Herstellung der Substrate ist komplexer, auch die Handhabung ändert sich. „Torffrei heißt, dass die Pflanzenpflege für die Hobbygärtner komplexer wird“, so Christian Günther weiter. Erden ohne oder mit wenig Torfanteil müssen viel häufiger gedüngt und gewässert werden. Zudem haben torffreie Erden eine andere Optik, riechen anders und fühlen sich trockener an, so Günther weiter. Das erhöht den Beratungsaufwand am POS. Patzer unterstützt die Händler durch Schulungen der Mitarbeiter und ausgearbeitete Argumentationshilfen, die beim Verkaufsgespräch unterstützen. Auch Flyer für den Endverbraucher können zur Verfügung gestellt werden.
Trotz aller Komplexität laufen die torffreien Erden bei Patzer sehr gut, erklärt Christian Günther. Das 2022 gestartete Sortiment „Natur Erden“ ist gut angenommen worden und wird deshalb 2024 erweitert. Die torffreie Erdenlinie wird aus naturbelassenen Rohstoffen hergestellt und rein organisch gedüngt. Die Erden tragen das „Natur im Garten“ Gütesiegel. 2024 wird das „Natur Erde“-Sortiment um drei weitere Produkte ergänzt: die „Natur Erde“ für Pflanzgefäße, Stauden, Gehölze und mediterrane Pflanzen, den „Natur Mulch“ und das „Natur Granulat“.
1Mit der zunehmenden Reduktion des Torfs bei allen Herstellern steigen die Mengen, die an Torfersatzstoffen notwendig sind. Das führt zu höheren Preisen und möglicherweise zu Problemen bei der Verfügbarkeit. Bei dem häufig eingesetzten Ersatzstoff Kokos lässt sich zudem über die Nachhaltigkeit diskutieren. Floragard forscht deshalb schon seit einigen Jahren an der Nutzung von Miscanthus als schnell nachwachsendem Ausgangsstoff für Erden und Substrate.
Miscanthus lässt sich regional um die Floragard Erdenwerke anbauen. Der Anbau soll geringe ökologische Auswirkungen und eine gute Klimabilanz haben. Die kurzen Transportwege verbessern zudem die CO2-Bilanz. Der Ausgangsstoff Miscanthus Mix wird in den veganen Floragard Bio-Erden „Vielseitig!“, „Lecker!“, „Duftend!“ und „Belebend!“ eingemischt.
2Westland bietet ab 2024 ein neues, torffreies Erden-Sortiment. Die neuen torffreien Erdenmixe bestehen aus Kokosfaser, feiner Rinde, West+ Faser und Seramis. Weitere Komponenten sind Sand oder Perlit. Die Orchideen-Erde besteht vor allem aus Pinienrinde und Seramis.
3Verpackungen mit hohem Recyclinganteil
Auch bei den Verpackungen arbeiten die Erdenhersteller am Thema Nachhaltigkeit. Floragard hat die Verpackung seiner „Floradur Gärtnererden“, die exklusiv für den Fachhandel produziert werden, nicht nur optisch überarbeitet. Die Verpackungsfolie besteht zukünftig zu 50 Prozent aus Recyclat-Plastik. Die „Natur Erden“ von Patzer werden in bis zu 80 % recycelte Folie verpackt. 100 % ist laut Patzer nicht möglich, weil das die Maschinentauglichkeit und Abfüllfähigkeit beeinträchtigen würde. Auch bei Compo bestehen die Verpackungen der Erden je nach Produktlinie bis zu 80 % aus recyceltem Kunststoff auf Basis von Post-Consumer-Kunststoffabfällen. Lechuza verwendet für seine Pflanzgranulate Verpackung, die aus 80 % PCR-Kunststoff bestehen und zu 100 % recycelbar sind.
Compo hat 2022 sein Nachhaltigkeitsengagement und alle damit verbundenen Aktivitäten in eine übergeordnete Nachhaltigkeitsstrategie überführt und im September dieses Jahres seine erste Nachhaltigkeitserklärung nach Standard des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) vorgelegt. Durch die Überarbeitung des Standort- und Logistikkonzepts bei den Blumenerden konnte das Unternehmen seinen CO2-Fußabdruck um 60 % reduzieren. Statt zwei Standorten in Norddeutschland gibt es nun über das gesamte Bundesgebiet und Österreich verteilt 13 regionale Standorte.
Seit 2022 bietet Compo eine nachhaltige Alternative zu den herkömmlichen Pflanzgranulaten aus Blähton und hat damit einen Trend frühzeitig erkannt. Diese erfreuen sich zunehmender Beliebtheit – als Strukturgeber und Wasserspeicher in Erdmischungen, als Drainageschicht in Kübeln, als Substrat und zum Verhindern und Mindern von Trauermückenbefall. Blähton wird sehr energieintensiv hergestellt und hat damit eine extrem schlechte Ökobilanz.

„Compo Bio Granuplant“ besteht aus Bimsgranulat, das zentral in Deutschland abgebaut wird und naturbelassen bleibt. Damit verursacht das Granulat 96 % weniger CO2-Emissionen gegenüber herkömmlichem Blähton. Gleichzeitig verfügt es über gute Eigenschaften als Drainage und eine hohe Strukturstabilität. „Compo Bio Granuplant“ eignet sich das Granulat als Erdenabdeckung, zum Untermischen in das Substrat und für die Hydrokultur.
Laut Compo steigt der Bedarf an Pflanzgranulaten für Zimmerpflanzen kontinuierlich. Deshalb bringt das Unternehmen ab 2024 das „Compo Bio Granuplant Indoor“ Pflanzgranulat und den entsprechenden Pflanzendünger auf den Markt. Auch Patzer bietet, wie gesagt, in seiner „Natur Erden“-Linie nun ein Pflanzgranulat aus Bimsgestein an.
4Lechuza, die vor allem als Hersteller hochwertiger Pflanzgefäße bekannt sind, erweitert 2024 sein Sortiment an Pflanzsubstraten. „Lechuza-Pon XXL“ ist quasi die große Schwester des schon bekannten Pflanzsubstrats „Lechuza-Pon“. Mit einer Korngröße von rund 2 cm verleiht es vor allem größeren Kübelpflanzen die benötigte Standfestigkeit und kann zur Komplettbepflanzung oder als schöne Zierschicht eingesetzt werden.
Neu ist auch das Pflanzsubstrat „Palmpon“ mit einem Extra an Kalium und Eisen für Palmen und anderen mediterrane Pflanzen. Das neue organisch-mineralische Pflanzsubstrat „Citruspon“ liefert allen Zitruspflanzen eine extra Portion Calcium. Zudem hat Lechuza das Verpackungsdesign von „Lechuza-Pon“, „Basic-Pon“, „Terrapon“, Veggiepon“ und „Orchidpon“ überarbeitet.
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