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Mathys fragt …

Im Blumenzwiebelverkauf kann viel optimiert werden

von Oliver Mathys erschienen am 11.09.2023
Oliver Mathys (l.) und John Smit © Mathys
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Zur Person
John Smit
ist Commercial Direktor und Mitinhaber von Baltus Bloembollen. Das Unternehmen wurde 1980 von Hans und Peter Baltus gegründet.  Baltus liefert direkt an Einzelhändler und Wiederverkäufer. Im 7.000 m2 großen Cash-&-Carry-Abholzentrum in Vaassen/NL kann selbst eingekauft werden. www.baltusbloembollen.nl
John, du bist seit 18 Jahren bei Baltus, als du in den Betrieb kamst, warst du Anfang 20 – was ist dein Hintergrund? Hattet ihr zu Hause schon immer mit Blumenzwiebeln zu tun? John Smit: Nein, überhaupt nicht. Ich hatte internationalen Vertrieb und Handel studiert und kam dann direkt hier zu Hans, er hat meine Passion für die Blumenzwiebeln geweckt. Sorry, jetzt muss ich schmunzeln. Das klingt dann doch zu sehr nach einem holländischen Märchen: Passion für Blumenzwiebeln. Für mich ist es im Verkauf ein schwieriges Produkt – die Gartensaison neigt sich dem Ende zu und die Kunden sollen jetzt schon mal in den Frühling investieren? JS: Meine kleine Tochter hat mit mir vor zwei Jahren einige Zwiebeln bei uns im Garten gepflanzt. Und dann ging’s im Februar schon los, als die ersten Spitzen zu sehen waren. Jeden Tag, wenn ich nach Hause kam, musste ich mit ihr in den Garten und sie zeigte mir, was passiert war, an einigen Tagen mit der Taschenlampe. Und glaub mir, als die ersten Knospen aufgingen, war das Geschrei groß. Das ist das Wunder der Blumenzwiebeln. Geh mal im Frühling hier in der Region rund um Lisse spazieren – all die Leute, die von früh bis spät staunend um die Felder laufen. Dennoch ist der Handel doch was anderes – da geht es ums Geld verdienen und schlussendlich, wie so oft, um den Preis. Derzeit wird alles teurer, auch bei euch? JS: Klar haben auch wir mit steigenden Kosten zu tun, aber in den letzten 20 Jahren haben sich die Preise fast nicht verteuert. Das wurde alles durch die Optimierung in der Produktion kompensiert. Im Internet liest man oft, dass sich Kunden darüber beschweren, dass die Qualität nachgelassen hat. Angeblich blühen die Tulpen weniger und verschwinden oft nach 1-2 Jahren. JS: Es ist sicher richtig, dass es die großen fetten Zwiebeln weniger im Handel gibt. Das hat aber auch mit anderen Umständen zu tun. Es gibt immer wieder Jahre, wo die Zwiebeln etwas kleiner sind. Temperatur und Witterung spielen da eine große Rolle. Wenn es dann nur ganz wenige große gibt, steigt der Preis und dann muss man sich entscheiden: Ändert man den Verkaufspreis, oder gibt man weniger Zwiebeln in eine Packung. Oder, das wäre die dritte Lösung, man greift zu der nächstkleineren Sortierung. Das ist aber kein neues Phänomen, sondern war schon immer durch Angebot und Nachfrage gesteuert. Immer wieder kommt im Markt die Nachfrage nach Bio-Produkten auf - ihr bietet biologische Blumenzwiebeln an. Wie ist die Entwicklung, steigt die Nachfrage wirklich oder täuscht das? JS: Derzeit machen die Bioflächen in Bezug auf die gesamte niederländische Produktionsfläche nur knapp 1 % aus. Solange das so ist, sind Bioprodukte für mich eher unbedeutend. Viel wichtiger ist es, dass nachhaltig gehandelt und produziert wird. Verpackung, Transport oder Wasserbedarf – da müssen wir als gesamte Branche unseren Fokus legen. Und hier werden auch positive Entwicklungen erreicht. Und das betrifft nicht nur uns als Unternehmen, sondern auch alle unsere Produzenten. Ihr baut die Zwiebeln nicht selber an? JS: Wir haben in unserem Sortiment rund 800 Arten und Sorten – das wäre gar nicht machbar. Wichtig ist, dass man gerade im Handel weiß, wer, was, wo in welcher Qualität produziert. Diese Geschäftsbeziehungen laufen seit Jahren, zum Teil sogar Generationen. Neben dem Trend zur Nachhaltigkeit gibt es sicher auch Farb- und Formentrends? Wie stark seit ihr der Mode unterworfen? JS: Bei den Farben zeigen sich Parallelen zu den allgemeinen Verbrauchertrends. Aber es gibt vor allem bei den Arten weitere Entwicklungen. Unser Highlight sind im Moment die unterschiedlichen Allium-Sorten. Wir bieten etliche Dutzend verschiedene an. Allium macht derzeit 16 % unseres Umsatzes aus. Zudem sind Mischungen nach wie vor stark gefragt, vor allem auch in Zusammenhang mit den Insekten – also als frühe Nektarpflanzen. Kannst du uns noch einen Tipp geben, wie man im Gartencenter eine bessere Rendite und mehr Umsatz je Quadratmeter erzielen kann? JS: Man sollte die Blumenzwiebeln seriöser als Produkt anbieten – nicht als Lücke zwischen zwei Sortimentsgruppen. In den deutschsprachigen Ländern wird oft Ende August eine riesige Masse an Blumenzwiebeln angeboten, die dann abverkauft werden. In den Niederlanden sind die Mengen zu Beginn etwas kleiner – dafür wird aber bis Ende des Jahres immer wieder nachbestellt und weiterverkauft. Gerade jetzt, wo die Winter weniger kalt sind, kann viel länger gepflanzt werden. Da kann noch viel optimiert werden. Ich berate gern individuell und liefere ein paar Vergleichszahlen.
Autor:in
Oliver A. Mathys
begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zur Situation und Zukunft der Branche.
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