Ein gutes Jahr 2021 mit exzellentem Juni
Fachautor und Berater Norbert Elgner wirft einen Blick auf die Entwicklungen bei Einzelhandelsgärtnern im Jahr 2021 und stellt fest: Alles in allem kamen Einzelhandelsgärtnereien sehr gut durch das zweite Pandemiejahr.
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Vor allem das Geschäft mit Saisonpflanzen, Kräutern und Gemüsejungpflanzen lief auf Hochtouren. Gelegentlich konnte die Nachfrage gar nicht gedeckt werden. Das gute Abschneiden ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Branche überwiegend zu den Grundbedarfsdeckern gezählt wurde.
Wiederum profitierte der Gartenbau von coronabedingten Einschränkungen bei Fernreisen, Restaurantbesuchen und Veranstaltungen. Es wurde dafür mehr investiert in Blumen und Pflanzen für das eigene Zuhause. Gärtnern wurde für viele zur sinnstiftenden Freizeitbeschäftigung. Die Erfahrung zeigt, dass die Blumen- und Pflanzenbranche von schwierigen Zeiten weniger stark tangiert wird. Konsumenten setzen eher bei größeren Investitionen den Rotstift an, während sie die erschwinglicheren Dinge für mehr Freude und Wohlfühlspaß weiter genießen möchten.
Teuerungswelle treibt die Inflation
Parallel zum Coronageschehen entwickelte sich ab Sommer ein Kostenauftrieb, der Produzenten, Dienstleister und Konsumenten gleichermaßen erfasste. Die Teuerungswelle trieb die Inflationsrate ab November auf über fünf Prozent.
Der folgende Jahresrückblick basiert auf monatlichen Erhebungen des Autors in elf Einzelhandelsgärtnereien im Süden und Südwesten unserer Republik, die sich schon seit Jahrzehnten Monat für Monat an den Betriebsauswertungen beteiligen. Der durchschnittliche Jahresumsatz der Betriebe (Grabpflege ausgenommen) liegt bei 806.000 €.
Wie wurde bewertet?
Für eine schnelle Einordnung des abgelaufenen Monats dient die Kennzahl „Gesamtnote des Monats". Grundlage ist ein umsatzmäßiger Periodenvergleich über die letzten fünf Jahre, mittels eines Punktesystems. Schloss der aktuelle Auswertungsmonat in einem Betrieb mit dem besten Umsatzergebnis der letzten fünf Jahre ab, so werden dafür fünf Punkte vergeben. Für das zweitbeste Ergebnis vier Punkte, für ein „normales" Umsatzniveau drei Punkte, für das zweitschwächste Ergebnis der letzten fünf Jahre zwei Punkte und für das schwächste Monatsergebnis erhält der Betrieb einen Punkt. Die Gesamtnote für den Auswertungsmonat errechnet sich aus der Gesamtpunktzahl, die der Monat erreicht hat, dividiert durch die Anzahl der ausgewerteten Betriebe.
Die Monate im Überblick
- Januar , Umsatzanteil um 4 %, Gesamtnote 2,6: Es herrschte ein lockdownbedingter Ausnahmezustand. Nur in einigen Bundesländern blieben Blumengeschäfte, Gärtnereien und Gartencenter geöffnet. Ansonsten blieb nur die Möglichkeit, durch Order & Collect oder Click & Collect Verkaufsbereitschaft zu zeigen.
- Februar , Umsatzanteil um 5 %, Gesamtnote 2,6: Wo geöffnet war, konnten sehr gute Umsätze erzielt werden, da der sonstige nicht zur Grundversorgung zählende Einzelhandel (auch Baumärkte) geschlossen war. Insgesamt blieben die Absatzmöglichkeiten weiter stark eingeschränkt, sodass die Produzenten einen großen Teil ihrer ersten Frühlingsboten vernichten mussten.
- März , Umsatzanteil um 9 % Gesamtnote 4,7: In einigen Bundesländern endete der Lockdown für die grüne Branche bereits am 3. März, bis schließlich ab 8. März die Branche nahezu bundesweit wieder öffnen durfte, natürlich unter Einhaltung der AHA-Regeln. Es entwickelte sich trotz regnerischem Wetter ein regelrechter Run auf alles, was grünte und blühte. So hieß es schon bald: Saisonblüher sind ausverkauft, Schnitttulpen extrem knapp und teuer. 91 Prozent der Betriebe erzielten ihren höchsten Umsatz, der je in einem März verzeichnet wurde.
- April , Umsatzanteil um 12 %, Gesamtnote 3,7: Aufgrund der Infektionsschutzbeschlüsse kam es hinsichtlich der Geschäftsöffnungen je nach Bundesland zu unterschiedlichen Regelungen. Häufig zählte der grüne Einzelhandel zum erweiterten täglichen Bedarf und konnte inzidenzunabhängig öffnen. Das Ostergeschäft Anfang April lief sehr gut. Die Menschen mussten zuhause bleiben, Reisen waren tabu, die Gastronomie geschlossen. Ab 24. April galt die Bundesnotbremse mit mehr bundeseinheitlichen Regelungen. Gegenüber April 2020, der einen sehr hohen Maßstab setzte, konnten nur 27 Prozent der Betriebe ihren Umsatz noch toppen. Das kalte Wetter, der kälteste April der letzten 40 Jahre, wirkte als Umsatzbremser.
- Mai , Umsatzanteil um 18 %, Gesamtnote 4,3: Zumindest bis Mitte Mai glich die Wetterlage eher dem kalten Vormonat. Aber auch Maskenpflicht, Abstandsregeln, sowie maximale Personenanzahl bezogen auf die Verkaufsfläche konnten den Kundenansturm im Hauptumsatzmonat nicht bremsen. Den bereits bärenstarken Mai 2020 übertrafen 82 Prozent der Betriebe, im Durchschnitt sogar um 20 Prozent, zurückzuführen auf einen um 17 Prozent höheren Umsatz pro Kunde, der bei 35,50 Euro lag. Aufgrund der kalten Witterung blieben Balkonpflanzen knapp.
- Juni , Umsatzanteil um 9 %, Gesamtnote 5,0. Mehr geht nicht! Bei recht durchwachsenem Wetter lief das Pflanzengeschäft mit B+B-Ware, Kräutern und Gemüsejungpflanzen, nebst Zubehör auf vollen Touren weiter. Ab Mitte Juni war vieles ausverkauft. So kam es umsatzmäßig zum stärksten Juni, den es je gab. Im Durchschnitt übertraf der Juni 2021 den Vorjahresmonat um 31 Prozent. Dazu trugen das Plus beim Umsatz pro Kunde ebenso bei wie eine höhere Kundenfrequenz. Nach der ersten geschäftsmäßig wichtigeren Halbzeit des Jahres lagen 82 Prozent der Betriebe umsatzmäßig über dem bereits starken Vorjahreszeitraum.
- Juli , Umsatzanteil um 6 %, Gesamtnote 4,6: Im Südwesten kam es zwischen 13. und 15. Juli im Ahrtal zu einem Hochwasser mit katastrophalen Auswirkungen. Die Branche insgesamt konnte mit einem ähnlich guten Juli wie 2020 sehr zufrieden sein. Die fallende Kundenfrequenz im Vergleich zu Juli 2020 kompensierte der gestiegene Umsatz pro Kunde mit 8,8 Prozent voll und ganz. Zwei Phänomene kündigten sich an: der Kostenanstieg und die vierte Coronawelle.
- August , Umsatzanteil um 5 %, Gesamtnote 3,8: Viel zu kühl und zu regnerisch präsentierte sich der August. Dennoch konnten 64 Prozent der Betriebe mit ihrem Umsatz den des Vorjahresmonats toppen, bedingt durch eine Steigerung des Umsatzes pro Kunde um 7,5 Prozent und leichtem Kunden-Plus von 2,3 Prozent. Dazu gehörte allerdings der Weitergabeeffekt der höheren Einkaufspreise.
- September , Umsatzanteil um 6 %, Gesamtnote 4,2: Der Monat zeigte sich von seiner schönen Seite, sowohl wettermäßig als auch geschäftsmäßig. Drei Viertel der Betriebe übertrafen den starken Vorjahresmonat. Im Durchschnitt stieg der Umsatz pro Kunde um 7,8 Prozent. Unter der anrollenden Verteuerungswelle über fast alle Geschäftskosten hinweg, kam es darauf an, dass die Verkaufspreise parallel dazu Schritt hielten.
- Oktober , Umsatzanteil um 10 %, Gesamtnote 4,0: Der drittwichtigste Umsatzmonat des Jahres brachte gute Umsätze. Zwei Drittel der Betriebe konnten einen starken Vorjahresmonat umsatzmäßig übertreffen. Erfreulicherweise resultierte das Ergebnis nicht nur aus einem Plus des Umsatzes pro Kunde von 4,6 Prozent, auch die Kundenfrequenz verzeichnete mit 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zumindest ein leichtes Plus. In Anbetracht des Kostenauftriebs, allen voran der Dieselpreis mit einem Allzeithoch von 1,56 Euro pro Liter und mehr, war ein Umsatzplus von 4 bis 5 Prozent das Mindeste, um gegenzusteuern.
- November , Umsatzanteil um 9 %, Gesamtnote 3,8: Die vierte Welle schwappte über das Land. Absagen von Veranstaltungen und auch von Weihnachtsmärkten waren an der Tagesordnung. Nur 36 Prozent übertrafen umsatzmäßig den sehr starken Vorjahresmonat. Vermutlich liegt das schwächelnde Ergebnis wesentlich daran, dass dem Auswertungsmonat viel vom Adventsgeschäft fehlte. 2021 fiel der 1. Advent in den Dezember.
- Dezember , Umsatzanteil um 7 %: Obwohl dazu die Betriebsauswertungen noch nicht komplett vorlagen, wird sich am Gesamtergebnis des Jahres nichts Wesentliches mehr ändern. 82 Prozent der Betriebe werden ihren Umsatz gegenüber 2020 steigern können und zwar durchweg im zweistelligen Prozentbereich. Und das, obwohl bereits ein starkes erstes Coronajahr 2020 zu Buche stand. Da ein großer Teil des Adventsgeschäfts in den Dezember fiel und im Vorjahr ab 16. Dezember, außer in Hessen und NRW, auch die grüne Branche vom Lockdown betroffen war, dürfte der Dezember 2021 mit einem deutlichen Plus abschließen.
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