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Kommentar Tjards Wendebourg

Gartenarbeit? Gartenarbeit!

In den letzten Jahren bestanden die wichtigsten Gartenarbeiten darin, das Fleisch auf dem Grill zu wenden oder den Rasenroboter per Smartphone neu zu programmieren. Das, was man anno dazumal noch unter Gartenarbeit verstand – Graben, Jäten, Ernten oder Rasenschneiden – all das ist in dem modernen Abstandsgrün aus Kirschlorbeer-Scheerrasen-Steinschüttungen-Stabmatten- Allerlei gar nicht mehr vorgesehen.
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Tjards Wendebourg
Tjards WendebourgBarbara Sommer
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Die Vorstadtsiedlungen sind so mit Infrastruktur zugepflastert, dass an Erdkontakt nicht mehr zu denken ist. Nun ist diese Entwicklung nicht nur für die Umwelt eine Katastrophe, sondern auch für den grünen Einzelhandel. Wo nichts mehr wachsen kann, ist auch nicht mehr viel zu pflanzen. Nun gab es – angefangen von den wundervollen Corona-Jahren (was sich irgendwie merkwürdig anhört) – in der Vergangenheit immer noch viele Gartenbegeisterte, die ausreichend Platz für die gehandelten Produkte fanden und den Gärtnerinnen und Gärtnern einen hübschen Umsatz bescherten.

Den weniger Gartenbegeisterten konnte man immerhin noch einen Grill verkaufen, was den Umsatz auch dieses Segments lange sicherstellte. Doch in diesem Jahr ist alles ein wenig anders. Zur inflationsbedingten Kaufzurückhaltung kommt kaltes Frühjahrswetter. Und da das Wetter den größten Einfluss auf die Einkaufsfreude von Gartenbesitzerinnen und Balkoneigentümern hat, wissen wir, dass der Einzelhandel alles andere als zufrieden ist. Den Grillierern hatte es ja schon im letzten Jahr die Lust am Zündeln verschlagen. Zu Geldsorgen und Fleisch-schämen dürfte hier eine Marktsättigung beigetragen haben. Mehr als einen Grill brauchen eben die wenigsten. Doch nun zeichnet sich eine neue Hoffnung am Horizont ab.

Sie kommt in Gestalt von Studien, welche verkünden, dass die Lust auf Gartenarbeit zurückkommt. Oder überhaupt erst kommt, müsste man wohl eher sagen. Denn so richtige Lust an der Gartenarbeit hatten auch viel Altvordere nicht. Zu vielen anfallenden Aufgaben sahen sie sich ob des sozialen Drucks („der Garten muss ordentlich sein“) gezwungen. Wie schön wäre es also, wenn der von einschlägigen Studien von Stihl, Einhell oder bellaflora prognostizierte Trend zur Gartenarbeit wirklich von der Lust geprägt wäre, die Chance auf Entschleunigung und sinnhaftes Tun an frischer Luft zu nutzen. Die überkommenen Ordnungsprinzipien gehören alleine schon für Artenvielfalt und Klima über Bord geworfen. Wenn dann unter der harten Schale des Zwangs der weiche Kern des Dürfens hervorkommt, werden aus Abstandsgrünflächen auch wieder Gärten. Und je eher das kommt, desto eher ist der Laden auch wieder voll.

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