Beratung im Handel ist wichtig
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OM: Leo, schön, dass Du Dir Zeit nimmst. Erzähl doch etwas über Dich.
Leo Zwinkels: Gerne doch. Ich stamme aus einer Gärtnerfamilie – wie bei vielen ging es auch bei uns erst um Gemüse. Aber schon vor der Jahrtausendwende begannen wir uns den Cymbidien zu widmen. Ein Teil meiner Familie produziert auch heute noch Schnittcymbidien. Ich habe gemeinsam mit meiner Frau vor über 15 Jahren mit den Topfcymbidien begonnen – es dreht sich bei uns alles um die Hängecymbidie. Bekannt dürfte vor allem die ‘Ice Cascade’ sein, wir haben aber knapp 30 Sorten in unterschiedlichen Farben, wobei rund 15 kommerziell produziert werden.
OM: Also ein typisches Nischenprodukt, kann man das so sagen?
LZ: Ja, das ist richtig. Einen Großteil unserer Pflanzen macht die ‘Ice Cascade‘ aus – ein Produkt, das wegen seiner Blütezeit nur von Oktober bis Januar verkauft wird. Zudem ist es ein Produkt, das nicht im zu warmen Zimmer stehen sollte, anders als die Phalaenopsis.
OM: Aus meiner eigenen Zeit in der Produktion weiß ich, dass die Schnittcymbidien im Sommer im Freien unter Schattentüchern standen, bis in den Spätherbst.
LZ: Das ist mit den Hängecymbidien auch so – die Herausforderung ist, deren Ansprüche gut an den Konsumenten zu kommunizieren. Man sollte zur Blütezeit zum Beispiel wissen, dass die Blüten bei 21 °C rund drei Wochen halten, bei 18 °C sechs Wochen und bei 12 °C sogar bis zu 12 Wochen. Sie ertragen aber sehr gut Temperaturen um die 5 °C – eignen sich also für Hauseingänge oder temperierte Wintergärten. Das wird jedoch im Fachhandel leider nur wenig an die Kunden vermittelt.
OM: Im Moment sprechen wir in Holland viel über steigende Preise – für Energie, aber auch für Transport und Rohstoffe. Betrifft Euch das?
LZ: Der Gaspreis ist sicher ein großes Thema, aber hier ist auch das eigene Unternehmertum gefragt. Wir haben einen festen Gaspreis für drei Jahre mit unserem Lieferanten vereinbart. Bei vielen Kollegen, mit denen ich in Kontakt stehe, ist das ähnlich. Zudem haben wir vor Jahren in einen zeitgemäßen Gewächshausbau investiert, mit entsprechender Isolation und Energieschirmen. Das ist nicht nur aus Kostengründen sinnvoll, sondern auch für eine nachhaltige Produktion unabdingbar. Es gibt sicher Kollegen, die dies härter betrifft, vor allem Schnittblumenproduzenten, weil dort der Heizkostenanteil bei der kurzen Produktionszeit in Verbindung mit den hohen Temperaturen einen sehr großen Anteil der Produktionskosten ausmacht.
OM: Und was ist mit den Rohstoffen wie Erde und Dünger?
LZ: Da werden nicht nur die Gebinde teurer, vor allem die Lieferzeit ist das Problem. Beispielsweise auch bei den Töpfen, in denen wir kultivieren. Normalerweise habe ich die zwei Monate vor Verarbeitung bestellt – inzwischen sind Lieferzeiten von über sechs Monaten einzukalkulieren. Zum Glück können wir durch das sehr schmale Sortiment, welches sich zudem ja auch in einheitlichen Kulturtöpfen befindet, sehr gut planen. Beim Dünger sind unsere Mengen überschaubar – da wird es keine Probleme geben. Generell ist bei unserem Produkt der Transport in kleinen Mengen zum Gartencenter oder Blumengeschäft die Herausforderung. Einige der Sorten gehen ja nur zu zweit in die Verpackung. Dies macht dann in der Kalkulation einen großen Teil des Endpreises aus.
OM: Hast Du nicht Angst, dass die weißen ‘Ice Cascade‘ mal nicht mehr gefragt sind?
LZ: Der Vorteil an einem Nischenprodukt ist, dass sich auch nicht gleich alle Gärtner darauf stürzen. Weswegen der Preis dann auch stabiler bleibt als bei Cyclamen oder Poinsettien. Das jahrelang aufgebaute Spezialwissen ist auch nicht so einfach zu kopieren.
OM: Vielen Dank für den Einblick!
Oliver A. Mathys begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zu Situation und Zukunft der Branche.
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