Die frühe Übernahme war wichtig
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Jonathan und Lars, ihr seid wohl die jüngsten Gartencenterinhaber Deutschlands. Erzählt von eurem Werdegang.
Lars Schlößer: Ich bin 26, habe eine kaufmännischen Ausbildung und konnte mich danach bei einer handvoll europäischen Betrieben gezielt auf unseren gemeinsamen Weg vorbereiten.
Jonathan Schlößer: Ich bin 29 und habe nach dem Studium in einigen ausgesuchten – und möglichst unterschiedlichen – Betrieben gearbeitet.
Beide: Neben Grönfingers und Meckelburg waren wir auch bei Baytree in England, bei Gasa Germany und Metro. 2017 sind wir hier im Unternehmen gestartet. Erstmal mit der Verantwortung für kleinere Einkauffunktionen, das wurde nach und nach ausgeweitet. Seit Januar 2020 sind wir als Inhaber voll verantwortlich.
Und wie habt ihr die Aufgaben verteilt?
JS: Wir haben alles in zwei Bereiche getrennt. Lars kümmert sich um alles Lebende und ich um die sogenannte ‚tote‘ Ware. LS: Wir entscheiden aber beide. Wenn ich beispielsweise einen Mitarbeiter in der Baumschule brauche, schlage ich es intern vor und wir entscheiden gemeinsam. Das hat bis jetzt sehr gut funktioniert. Wir wollten es einfach halten. Bei unseren Eltern gab es insgesamt fünf Verantwortliche, das wollten wir runterbrechen.
Viele Betriebe haben Schwierigkeiten beim Generationswechsel. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
JS: Wir hatten Glück – es passte einfach. Wir haben uns schon früh entschieden, den Betrieb gemeinsam weiterzuführen. So konnten alle Weichen entsprechend gestellt werden. Und es war allen in der Familie klar, dass wir nur den Weg der recht frühen Übernahme gehen können.
LS: Das klappt so gut, weil wir uns alle einig waren und sich unsere Eltern seitdem auch in die Position der Berater begeben haben. Und das auch von der Seitenlinie aus – wir können aber jederzeit auf sie zugehen und werden immer unterstützt.
Und wie gehen die Mitarbeiter mit dem Generationswechsel um?
JS: Gut! Natürlich hakt es auch mal, vor allem bei Veränderung. Da müssen wir gemeinsam geliebte Komfortzonen verlassen. Es gab Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen haben, ob das an uns lag oder es nur der ausschlaggebende Punkt für eine anstehende Veränderung war, kann ich nicht beurteilen. Einige andere blühen geradezu auf und entwickeln sich weiter. Wir haben ein gutes Team.
LS: Die besonderen Herauforderungen rund um die Pandemie haben uns alle enger zusammengebracht. Wir sind 2020 zu Beginn der Pandemie gestartet und trotz des enormen Stresses, der damit verbunden war, war das für uns ein guter Einstieg. Man war gezwungen, den Fokus auf das Wichtige zu legen und gerade durch die Ausnahmesituation haben wir und unsere Mitarbeiter sehr schnell gelernt, was wir aneinander haben.
Wohin geht die Reise in den nächsten Jahren?
JS: Wir haben einige Baustellen, die wir gerade angehen. Ganz oben steht die Warenbeschaffung der kommenden Monate und 2 Jahre. Desweiteren haben wir zwei Schwerpunkte: Digitalisierung und Mitarbeiterweiterbildung und Ausbildung.
Das Thema Warenbeschaffung beschäftigt gerade viele Kollegen, was ist euer Knackpunkt?
JS: Neben der Rohstoff- und Transportproblematik merkt man jetzt nach 1,5 Jahren Corona, dass uns die Messen ganz klar fehlen. Da uns ein breites und ausgewogenes Sortiment sehr wichtig ist, brauchen wir den Vergleich auch mit kleineren Lieferanten – und den gibt’s nur auf Messen. Zudem fehlt der ungeplante Austausch mit Berufskollegen.
Austausch – ein gutes Stichwort. Ihr wart bei den VDG-Junioren dabei ...
Beide: Das können wir nur empfehlen, unbedingt mitmachen! Die Gruppe ermöglicht einen tollen Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, aber auch mit anderen Branchenteilnehmern.
Ein schönes Schlusswort, vielen Dank für das sehr offene Gespräch! Es spiegelt eure Einstellung perfekt wider.
Oliver A. Mathys begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zur Situation und Zukunft der Branche.
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