Wir dürfen jetzt nicht stagnieren
Seit Oktober 2020 ist Thomas Buchenau Geschäftsführer des Verbands Deutscher Garten-Center (VDG). Er verfügt über langjährige Branchenerfahrung -war unter anderem bei der NBB egesa und dem niederländischen Franchiseverband Intratuin tätig.
Weitere Informationen unter www.garten-center.de
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Oliver Mathys: Du bist seit einem halben Jahr Geschäftsführer des VDG. Bei den US-Präsidenten werden ja die ersten 100 Tage immer maßgebend beurteilt – wie findest Du deinen Start?
Thomas Buchenau: Zuallererst bin ich froh über meine Entscheidung und würde sie wieder fällen. Es ist natürlich eine spannende Zeit und gerade die verschiedenen Stadien des Lockdowns forderten uns alle heraus. Eine der nächsten Aufgaben ist es jetzt, mit allem eine höhere und übergreifende Ebene anzugehen – um so als Branche das nächste Niveau zu erreichen.
OM: Ein Verband ist immer so stark wie seine Mitglieder. Persönliche Antrittsbesuche konntest Du in den letzten sechs Monaten natürlich nicht machen. Wirft das Probleme auf?
TB: Das persönliche Gespräch kann durch kein Onlinetool ersetzt werden. Aber ich kenne viele unserer Mitglieder schon von meinen Tätigkeiten für die NBB egesa und Intratuin. Und es ist ja abzusehen, dass wir uns auch bald wieder persönlich austauschen können.
OM: Vielleicht bei der auf August verschobenen Wintertagung in Köln?
TB: Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn wir uns alle Anfang August auf der der spoga+gafa treffen können. Allerdings lehrt uns die Erfahrung der letzten Monate, dass sich alles ganz schnell ändern kann. Ein anderes Thema sind unsere Reisen, leider mussten wir die Hamburg-Reise nun nach zwei Verschiebungen absagen. Das ist sehr schade, weil diese Reisen viel zum gemeinsamen Aus tausch und Erlebnis innerhalb des Ver bands beitragen. Wir werden sie sicher – sobald es die äußeren Umstände zulassen – schnellstmöglich wieder aufgreifen.
OM: Corona hat aber auch Positives zur Folge – im Frühling 2020 hat sich eine sehr intensive Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Branchenorganisationen und Verbänden ergeben. Leider änderte sich das schon im Sommer und es scheint, dass es immer weniger gelingt, einen gemeinsamen Nenner zu finden, oder täuscht das?
TB (nachdenklich nickend): Es ist sicher so, dass alle im letzten Frühjahr gezwungen waren, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Und dies führte ja auch zu einem gemeinsamen Erfolg. Wir haben dann aber im letzten Sommer die Chance verpasst, weitere gemeinsame Ziele zu definieren und auszuarbeiten und als der Herbst kam, wurden bei einigen die eigenen Prioritäten wieder höher angesiedelt und es wurde unterschiedlich kommuniziert. Es ist halt nicht leicht, die Interessen so vieler und unterschiedlicher Parteien unter einen Hut zu bringen. Wir sollten aber weiterhin versuchen, für einzelne Projekte passende Partner zu finden.
OM: Derzeit wird viel über das Blumen- und Pflanzensortiment diskutiert, das über den LEH verkauft wird. Einige Länder versuchen, den Verkauf zu untersagen. Aber auch der Onlinehandel wird durch die Pandemie stark gefördert, sodass viele laut nach Steuererhöhungen rufen. Wie stehst Du dazu?
TB: Sicher hat Corona die Situation gerade durch den Lockdown stark verschärft. Ich finde es aber falsch, durch Verbote den Wettbewerb einzuschränken. Wir sollten vielmehr unsere Stärken ausspielen – einige unserer Kollegen tun dies ja schon sehr gut, aber gerade die Emotionalität und der Erlebniseinkauf steckt hier noch in den Kinderschuhen. Da können wir nur voller Neid über die Grenze zu unseren Nachbarn in die Niederlande blicken, wo das visuell stark umgesetzt wird. Beim Thema Onlinehandel haben wir als Branche unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Da besteht klarer Nachholbedarf. Wenn wir das weiterhin verpassen, wird es uns viel Umsatz kosten. Ich mache mir Sorgen, dass durch die guten Umsätze und Betriebsresultate unserer Mitglieder, die ja in dieser Krise eher positiv aussehen, viele zu sehr in alten Schemen hängen bleiben und stagnieren. So wird der seit längerem notwendige Zwang zur Veränderung unserer gesamten Branche weiterhin nicht initiiert.
OM: Danke für das offene Gespräch!
Oliver A. Mathys begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zu Situation und Zukunft der Branche.
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