Gemeinsam die Chancen ergreifen
Steef van Adrichem ist der Gründer von Anco Vanda Orchideen. Nach 25 Jahren fusionierten er und sein Kompagnon Ed Heldermann 2019 mit dem thailändischen Orchideenzüchter Suphachadiwong Orchids und firmieren nun unter ANSU.
Weitere Informationen unter www.ansu.nl
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Oliver Mathys: Steef wir kennen uns jetzt seit über 20 Jahren. Als ich noch in der Schweiz tätig war, habe ich von dir immer meterlange Vanda bezogen. Aber stell dich doch bitte selbst vor.
Steef van Adrichem: (schmunzelt) Ja, wir haben schon viel zusammen erlebt. Kurz zu mir: Ich liebe meinen Job und bin mit Herzblut Gärtner. Ich will Menschen für die Produkte der Natur begeistern, weil ich davon überzeugt bin, dass das Leben durch sie viel schöner ist. Dabei ist es mir wichtig, für die Konsumenten Lösungen zu entwickeln - wie die konischen Vasen, mit denen die Vanda auch auf dem Tisch oder der Fensterbank gehalten werden konnten und leichter zu pflegen waren.
OM: Eure Spezialität sind die geschnittenen Vanda. Wie viele Stiele verkauft ihr pro Jahr und wie hart traf euch die Coronapandemie?
SvA: Es war natürlich eine S...situation, sorry, dass ich so direkt bin. Aber gerade Vanda werden hauptsächlich bei Hochzeiten und Events eingesetzt und die haben ja plötzlich nicht mehr stattgefunden. Vanda werden pro Blüte verkauft und normalerweise sind das 250.000 Stück pro Woche – also 13 Mio. im Jahr. Dazu noch ein paar 1.000 Pflanzen pro Woche. Die Nachfrage brach schnell ein und uns blieb nichts anderes übrig, als direkt in der zweiten Märzwoche 90% aller Blüten zurückzuschneiden und so die nächste Blütenbildung anzuregen. Glücklicherweise hatten wir nach der Fusion mit unserem thailändischen Partner 2019 angefangen, neben Vanda auch noch andere Produkte zu entwickeln: Sanseverien in kleinen Topfgrößen und mit panaschierten Blättern und die Luftnelken, die wir hängend als „Cluster“ anbieten. Diese liefen auch 2020 gut.
OM: Für dein neues Konzept, die Tillandsie im Metallrahmen, hast du dieses Jahr den Glazen Tulp Award bekommen (siehe QR-Code) – auch hier hattet ihr die Konsumentenbedürfnisse im Blick. Eine schöne Bestätigung, oder?
SvA: Das ist unser erster Preis und war ein Highlight in der Coronazeit. Besonders die Wertschätzung durch die Fachjury freut uns. Und natürlich hilft es gerade zur jetzigen Zeit, dass unser Produkt noch mehr ins Scheinwerferlicht rückt. Wir arbeiten schon wieder an den nächsten Produkten – an den sogenannten Caudex-Pflanzen und als erstes Stephania errecta.
OM: Du machst mich neugierig! Caudex-Pflanzen kenne ich von den Kakteen- und Sukkulentengärtnern vor allem aus Südafrika – so eine Art Knolle, an der sich Triebe entwickeln.
SvA: Derzeit ist der Großstadtdschungel ein wichtiges Thema – alles, was speziell und anders ist und farbige Blätter hat, hat Hochkonjunktur. Caudex-Pflanzen werden immer wieder nachgefragt, ich werde dir gerne im Gewächshaus welche zeigen, ein paar spezielle Impatiens und Adenium haben wir bereits.
OM: Und wie vermarktet ihr diese Pflanzen – ist ja nicht wirklich das Gleiche wie Schnittorchideen?
SvA: Das geht von selbst – einmal im Netz, wird es immer wieder gefunden. Mir ist es bei der Produktauswahl wichtig, dass es Nischenprodukte sind, damit auch der Wertschöpfungsprozess in der Kette realisiert werden kann. Mir fällt auf, dass all unsere neuen Produkte vor allem auch bei einer jüngeren Bevölkerungsschicht sehr positiv angenommen werden.
OM: Du kannst der Entwicklung also auch Positives abgewinnen?
SvA: Es tut weh zu sehen, dass gerade die Event- und Weddingfloristen sehr stark getroffen sind und vor allem kleine Läden haben es zurzeit besonders schwer. Diese Krise bietet aber auch viele Chancen – man wird ja regelrecht gezwungen sich weiterzuentwickeln und zu verändern. Dass Veränderungen oft weh tun, wissen wir alle, aber rumsitzen hilft nichts. Wir sollten gemeinsam die Chancen ergreifen.
Oliver A. Mathys begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zu Situation und Zukunft der Branche.
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