Jahr 2020 - Anstrengend, aber gut
Heike Wenzel ist Inhaberin und Geschäftsführerin vom "grün erleben"- Gartencenter Christ in Glauburg. Die regional verwurzelte Landgärtnerei besteht seit knapp 50 Jahren und ist das, was man heute als typischen Local Hero bezeichnet.
Infos: www.gc-christ.de
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Oliver Mathys: 2020 war ein sehr spezielles Jahr. Wie haben Sie es erlebt?
Heike Wenzel: Hmmm ... es war anstrengend. Aber trotz allem war es ein gutes Jahr – wenn wir aufs Geschäftliche zurückblicken. Wir haben gelernt, was wir als Team aneinander haben, wir mussten uns ja immer wieder flexibel auf eine sich verändernde Situation einstellen. Da es umsatztechnisch gut lief, konnten wir unseren Mitarbeitern ab März Corona-Zuschläge auszahlen. Unsere Kunden hielten treu zu uns. Und unsere Partnerschaften mit unseren langjährigen Lieferanten zahlten sich voll aus. Wir haben Glück gehabt! Anderen Branchen ging es weniger gut.
OM: Sie sind mit Ihrem Team sehr breit aufgestellt – das ist gerade in CoronaZeiten sicher sehr positiv?
HW: Es war sicher kein Nachteil! Generell ist es jedoch immer wieder eine Herausforderung, so eine Gruppe in die gleiche Laufrichtung zu bekommen. Es sind ja nie alle zur gleichen Zeit anwesend. Wir nutzen deshalb verschiedene technische Hilfsmittel. Besonders wertvoll ist eine interne WhatsApp-Gruppe, die ich als Sprachrohr zu allen Mitarbeitern nutze – nur als Möglichkeit des Inputs, ohne dass Diskussionen entstehen.
OM: Sie erwähnten vorhin auch die enge und langjährige Zusammenarbeit mit Ihren Zulieferern. Generell hat sich 2020 viel verändert, ab März fanden keine Messen mehr statt, weniger Vertreter waren unterwegs und man selbst wollte ja auch nicht durch ganz Europa reisen. Wie hat sich Ihr Einkaufsverhalten verändert?
HW: Im Großen und Ganzen weniger als erwartet. Seit Langem investiere ich viel Zeit und Energie in enge Partnerschaften, und das hat sich auch jetzt wieder bewährt. Also nicht eben mal schnell zwei Stunden einen Showroom abarbeiten und weiter zum nächsten – ich plane da einen Extratag ein. So bekomme ich natürlich auch mehr Feedback, wenn Produkte knapp werden und habe auch für die kommende Saison den benötigten Wissensvorsprung. Gerade im Baumschulbereich hat der Einkauf mehr Zeit gekostet, das ist für uns aber auch ein sehr wichtiges Segment. Bei der Hartware bin ich positiv überrascht, dass sich so viele neue Möglichkeiten entwickeln. Vor einem Jahr hätte ich noch nicht gedacht, dass ich durch virtuelle Showräume laufe. Klar vermisse ich Messen, denn gerade die Inspiration und Innovation – aber auch der wertvolle Austausch mit Berufskollegen sind ein absolutes Muss. Zum Glück haben wir in unserer Erfagruppe zumindest teilweise den kollegialen Austausch erhalten können. Auch die Sagaflor hat den Austausch untereinander stark gefördert. Ich wünsche mir, dass die eine oder andere nun erzwungene Veränderung – also beispielsweise die Rückkehr zu früher gebräuchlichen Verkaufsarten wie Musterwagen oder ähnliches – vielleicht nach der Corona-Zeit erhalten bleibt. Nicht alles, was abgeschafft wurde war schlecht – vielleicht ergibt sich eine gesunde Mischung aus Tradition und Innovation.
OM: Verändert sich Ihr Sortiment ?
HW: Es wird sicher Veränderungen geben – gerade im Pflanzenbereich hört man viel, dass sich in der Verfügbarkeit einiges verschiebt. Hier kann es zu etwas weniger Breite kommen. Bei uns sieht man die Veränderungen vor allem in der Hartware. Regionalität ist sehr gefragt, und der Bereich der Genussmittel nimmt zu.
OM: Und wie waren die Unterschiede im Alltag… so von 9 bis 18 Uhr ?
HW: Ich bin ein Kontaktmensch, das macht mich als Person aus. Händeschütteln, ein Lächeln, mal eine Umarmung – das vermisse ich sehr. Gefreut habe ich mich über die starke Unterstützung unserer Kunden und das positive Feedback, das mir und meinem Team entgegengebracht wurde. Die Kunden fühlten sich trotz aller Regeln sehr wohl und gut bei uns aufgehoben. Die Zeit hat gezeigt, dass wir für viele eine Art soziale Anlaufstelle geworden sind, mit regelmäßigen Veranstaltungen und vielem mehr. Und auch wenn diese 2020 nicht stattfinden konnten, zeigt es mir doch, dass der Weg der regionalen Verantwortung der richtige für unser Unternehmen ist.
Oliver A. Mathys begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zu Situation und Zukunft der Branche.
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