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MATHYS FRAGT | WARJA ABROSIMOVA & RONALD OLSTHOORN

Die Lieferkette zu erhalten war uns wichtig

Warja Abrosimova ist Marketing Managerin Osteuropa von Dekker Chrysanten BV. Ronald Olsthoorn ist Mitinhaber von Arcadia und verantwortlich für Vertrieb und Verkauf. Arcadia produziert Chrysanthemen-Eintrieber.
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Oliver A. Mathys
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Oliver Mathys: Wenn man bei euch auf den Parkplatz fährt, sieht man bereits, dass die Gärtnerei riesig ist – wie groß seid ihr?

Ronald Olsthoorn: Zu unserem Unternehmen gehören etwas über 25ha Produktionsfläche an fünf Standorten in Zuidholland. Wir produzieren pro Jahr 50 Millionen Stiele eintriebiger Chrysanthemen. Mit unserem Angebot von 40 Sorten decken wir knapp 50% des Marktes ab.

OM: 2020 ist geprägt durch Corona – am 16.März brach der Markt so stark ein, dass die Uhren an der Versteigerung durchdrehten und die Bilder von den Unmengen vernichteter Schnittblumen um die Welt gingen. Wie habt ihr die Situation erlebt?

RO: Hmmm – seit gut 38 Jahren bin ich Gärtner und stamme aus einer Gärtnerfamilie. Normalerweise sprechen wir über das Wetter oder Exportrestriktionen, Immobilienkrisen oder Schädlingsbefall – es war keinem von uns bewusst, dass es einmal so einschneidende Ereignisse geben würde – von einem Tag auf den anderen. Am 16. März brach der mitteleuropäische Markt fast völlig weg. Wir beliefern zu 35% England, zu 30% Russland und Osteuropa und zu 35% deutschsprachige Länder – zum Glück lief England noch bis zu deren Muttertag – und in Osteuropa bis Anfang April. Warja Abrosimova: Gerade am Anfang traf es besonders Santiniproduzenten und Gärtner, die mehrtriebige Sorten für Sträuße produziert haben. Es gab einige Kollegen, die wirklich ganze Gewächshäuser voller Ware untergepflügt haben, weil ja auf einmal nur noch 10–30% der Ware verkauft werden konnte.

OM: Wie war es bei euch?

RO: Mein Vater pflegte immer zu sagen: Schau voraus, es geht immer weiter. Also war klar, dass wir weiterproduzieren. Wir haben aber nicht krampfhaft versucht, andere Absatzkanäle zu finden. Seit Jahren arbeiten wir an einem Qualitätsprodukt und haben quer durch den Markt zuverlässige Partner. Auch in einer solchen Ausnahmesituation wollten wir diese Kette erhalten, da es auch eine Zeit „danach“ gibt und wir dann wieder aufeinander angewiesen sind. Etwas haben wir verändert – bis dahin hielten wir nichts von gefärbten Chrysanthemen, da unser Sortiment ja alle Farben umfasst. Aber ich wusste von Messen, dass gerade Floristen immer mehr auch Trendfarben – also gefärbte Blumen wollen, da diese durch urbane Kunden stark nachgefragt werden. Jetzt war der Moment, wir hatten einige weiße Antonov übrig, und die Zeit, um die Prozesse auszuprobieren und vor allem die Qualität genau zu prüfen.

OM: Warja, welche Auswirkungen hatte es auf euch als Züchter und Lieferant von Jungpflanzen?

WA: Am Anfang hagelte es natürlich Stornierungen. Danach bestand auch bei uns die große Herausforderung darin, wie man die Jungpflanzen von den Produktionsstätten aus Tansania, Kenia und anderen Ländern nach Europa bringt.

OM: Wann erholte sich euer Markt? Die Konsumenten waren doch eher auf der Suche nach Kräutern, Gemüse etc?

RO: Ab Mitte Mai lief es schon wieder sehr gut – schließlich war auch unsere Hauptkonkurrenz aus dem Rennen. Aus Kolumbien, Süditalien und Spanien kam keine Ware auf den Markt und auf einmal waren unsere Chrysanthemen Mangelware und egal welche Farbe und Sorte sehr begehrt. Klar waren gerade exklusive Sorten, die bei Hochzeiten und Events eingesetzt werden, in diesem Jahr deutlich schlechter bezahlt – aber der Durchschnittswert stieg merklich an. Ab September lief es dann besonders gut. Was auch zu sehen ist, dass der Onlinehandel extrem zunimmt.

OM: Dass die Preise stiegen, wird von vielen internationalen Kunden kritisiert – einige vermuten, dass das bewusst gesteuert ist? Erklärst du bitte die Hintergründe?

RO: Wie schon gesagt: Es war viel zu wenig Ware da – viele Gärtner hatten die Mengen reduziert, es kam weniger Ware aus dem Ausland und die Nachfrage stieg wieder. Da ist es klar, dass an der Versteigerung die Preise beinahe durch die Decke gingen. Es wäre wünschenswert, wenn man unter den Gärtnern etwas mehr auf die Mengen achten würde, sodass keine Überproduktionen entstehen wie vor der Krise. Aber das wird nicht passieren, weil das der Mentalität der Holländer widerspricht. Sollte einer aus Sorge etwas weniger produzieren, werden drei andere noch mehr anbauen, um die eigenen Marktanteile zu erhöhen.

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