Weshalb kleine Brötchen backen?
Kurz vor Weihnachten hatte der Radiosender Bayern 2 den brandenburgischen Unternehmer Karl-Dietmar Plentz in die Talksendung "Eins zu eins" nach München eingeladen. Plentz hatte 1989 kurz vor der Wende die elterliche Bäckerei in dem Dorf Schwante übernommen und daraus eine kleine Ladenkette mit sieben Geschäften gemacht (www.plentz.de). Der 54-Jährige erzählte mit einer herzerfrischenden Offenheit über Unternehmertum in der DDR, den Umgang mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten, seine Philosophie in Bezug auf Wachstum und Qualität sowie über sein Leben als Familienunternehmer in vierter Generation. Die Sendung war dermaßen fesselnd, dass ich die Musikblöcke überstand und noch eine Weile im Auto blieb, um bis zum Ende zu folgen.
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Nun weiß jeder, dass Bäcker es mindestens so schwer haben wie grüne Einzelhändler: Es gibt eine mörderische Konkurrenz durch Industriebäcker, die Arbeitszeiten sind ähnlich schlecht, wie die Bezahlung, der Arbeitskräftemangel ist deshalb noch viel größer als in anderen Sparten. Natürlich gäbe es Probleme - und nicht zu knapp, antwortete Plentz denn auch auf die Frage von Moderatorin Sybille Giel, um dann aber gleich fortzufahren, dass es bisher immer gelungen sei, sie zu lösen. Ein starker Glaube und ein unerschütterlicher Optimismus hätten dafür gesorgt, die Chancen stärker zu wichten als die Probleme. Das hat zu einem Unternehmen mit 160 Mitarbeitern, zahlreichen Ehrungen und einem erfüllten, zufriedenen Leben geführt.
Wir können von Plentz, der, der Qualität wegen immer noch viele Produkte kleinteilig von Hand fertigen lässt, der über ein Nachwuchskräfte-Förderprogramm verfügt und zuletzt aus einer hoffnungslosen Bahnimmobilie in Velten (MAZ: „schlimmster Bahnhof Brandenburgs“) einen Anziehungspunkt für die Kleinstadt gemacht hat, nicht nur von seinen Taten vieles lernen. Wir nehmen mit, dass die Kraft des guten Willens fast unendlich ist, dass Optimismus Widrigkeiten spielend überbrückt, dass Qualität und die Nähe zu den Menschen die besten Erfolgsfaktoren sind und, dass man Viele mitnehmen kann, wenn man offen ist und eine Vision hat. Deutschland sei beim Brot Spitzenreiter und er hoffe, dass die heimischen Bäcker die Qualität weiter zum Leitmotiv ihres Schaffens machen, meinte Plentz.
Dieser Appell an die Gemeinschaft sollte auch für uns gelten: Weg vom Klein-Klein des Abgrenzens, hin zu einem gemeinsamen Qualitäts- und Preisverständnis. Wir haben eine Schatztruhe voller Geschichten und wären wahnsinnig, wenn wir weiter Produkte verramschen würden, statt die Geschichten gemeinsam und wertsteigernd zu erzählen. Dieses Signal wünschen wir uns ein zweites Mal aus München, wenn der VDG im Januar dort zusammenkommt und sein 60-jähriges Bestehen feiert.
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