Ja, wir müssen uns ändern
Matthias Fentzahn ist Geschäftsführer des Bellandris Gartencenters Stanze in Hannover/Hemmingen. Er führt das Unternehmen in der vierten Generation. Dazu gehören das 7000 m² große Gartencenter, eine Garten- und Landschaftsbauabteilung und der Onlineshop meingartencenter24.de.
Oliver A. Mathys begleitet "DEGA GRÜNER MARKT" seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export aus den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle führende Köpfe zu Situation und Zukunft der Branche
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Oliver Mathys: Herr Fentzahn, Sie sind Geschäftsführer dieses traditionsreichen Unternehmens – geben Sie uns bitte einige Hintergründe.
Matthias Fentzahn: Das Wort Tradition umschreibt es sehr treffend – unser Betrieb wurde bereits im Jahre 1872 in Hannover als Saatguthandel gegründet. Als Gartencenter mit breitem Sortiment gibt’s uns seit 1992 – das war auch der Moment, in dem ich dazu kam. Nach Ausbildung und Lernphase im Saatguthandel und kleineren Gartencentern schloss ich ein BWL-Studium ab. Einschneidend war sicher unser Standortwechsel – auch wenn es nur wenige Kilometer entfernt war. Durch die Größe haben sich ganz andere Möglichkeiten geboten. Leidig ist nur, dass es sich immer wieder in die Länge zieht wie sich Dinge entwickeln.
OM: Was meinen Sie damit?
MF: Klar müssen auch in diesen Bereichen die nötigen Gespräche geführt werden und Sicherheiten erbracht werden, das ist uns als Kaufmannsfamilie nicht fremd. Aber als wir hier ins Gewerbegebiet kamen, gab es außer Real und uns noch nichts. Die geplante Umgehungsstraße, die als eine der Hauptverkehrsadern fungieren wird, brauchte 20 Jahre bis zur Realisation. In diesem Herbst ist es dann endlich soweit. Aber wir dürfen sicher nicht jammern, dieser Standort hat sich sehr gut entwickelt.
OM: Der Weg von Saatguthandel zum Gartencenter war sicher nicht nur vom Sortiment, sondern auch der Weiterentwicklung der Familientradition ein großer Schritt?
MF: Wir sind Kaufleute und inzwischen seit einer Generation Gärtner mit Herzblut. Diese beiden Welten probieren wir immer wieder miteinander zu kombinieren: mit unserem eigenen Onlineshop, der 2008 an den Start ging, aber auch durch eine ständige Erweiterung unseres Pflanzensortiments oder eine weitgehend selbstständig agierenden GaLaBau-Abteilung. Dabei gibt es einen Punkt, der sich seit Firmengründung bei uns als zentral herausstellt: unser Kontakt zum Kunden. Hier können wir durch unsere Firmenpolitik auf einen breiten Stamm an langjährigen Mitarbeitern zurückgreifen, ohne die das alles nicht umzusetzen wäre.
OM: Interpretiere ich es richtig – Sie sind nicht auf der Suche nach Mitarbeitern – während ein Großteil der Branche schon fast über ein Kopfgeld für neue Gärtner nachdenkt?
MF: Sicher haben auch wir eine gewisse Fluktuation, gerade bei jüngeren Kollegen. Der Stamm ist uns jedoch sehr treu und zum Teil mehr als 20 Jahre bei uns. Mit ist es wichtig, dass unsere Kunden ihre bekannten Gesichter vor Ort in den jeweiligen Abteilungen antreffen. Das ist meine Art, Kunden zu binden.
OM: Als Bellandris-Gartencenter sind Sie Mitglied der Sagaflor, die im Moment in einem Umbruch ist. Wie sehen Sie selbst die Situation? Wohin führt der Weg?
MF: Wenn ich die Situation neutral betrachte, ist es sicher an der Zeit, einige Neuerungen einzuführen und gemeinsame Ziele für die Zukunft zu definieren. Setze ich mich jedoch auf den Stuhl der einzelnen Unternehmer – und schlussendlich ist das ja meine Rolle –, sehe ich die aktuellen Entwicklungen etwas kritischer. Ich will nicht behaupten, dass man eine Art Edeka aus der Bellandris-Gruppe machen will, was in Bezug auf die starke Marke ja sogar zu begrüßen wäre. Aber als selbstständiger Unternehmer will man doch die Stärken des jeweiligen Unternehmens klar sichtbar im Vordergrund sehen. Schließlich hat jeder einzelne Unternehmer jahrelang am eigenen Image gearbeitet. Dies ist auch einer der Gründe, warum die Kunden zu uns kommen. Es war übrigens erfreulich, wie in der ZDFDokumentation, bei der Ketten und inhabergeführte Gartencenter verglichen wurden, die Rolle der familiengeführten selbstständigen Gartencenter herausgestellt wurde. Kurz und knapp – ja, wir müssen uns verändern, die optimale Lösung kann ich aber auch nicht aus dem Hut zaubern. Dreh- und Angelpunkt dürfte aber die Kommunikation spielen.
OM: Zuletzt frage ich oft: Was würden Sie sich von einer guten Fee wünschen?
MF: (wie aus der Pistole geschossen) Das ist leicht – der nächste Schritt des weiteren Ausbaus unseres Gartencenters sollte möglichst problemlos und schnell eingeleitet werden. Ideen habe ich noch viele und darauf freue ich mich!
OM: Danke für die offenen Worte und weiterhin viel Erfolg – erhalten Sie sich die positive Einstellung zu den Kunden und der Branche!
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