Kunden wieder für Tulpen begeistern
Sandra Balk ist Inhaberin der Agentur Creatizz und tätig für Tulpen Promotie Nederland. Die Stiftung wurde von 500 Tulpenzüchtern gegründet und widmet sich der Vermarktung der Tulpe, unter anderem durch Events wie den Tulpentag in Amsterdam.
Oliver A. Mathys begleitet "DEGA GRÜNER MARKT" seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export aus den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle führende Köpfe zu Situation und Zukunft der Branche.
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Oliver Mathys: Sandra – du bist die „Tulpenfrau“ der Niederlande, du züchtest all die farbenfrohen Sorten, die uns jedes Jahr begrüßen.
Sandra Balk: Ja – ich fühle mich wirklich als „Tulpenfrau“, auch wenn ich selbst keine Gärtnerin bin. Ich liebe Blumenzwiebeln seit meiner Jugend, jedes Jahr habe ich mir einige Gulden dazuverdient, wenn die Erntezeit der Zwiebeln anstand und diese von ihren Wurzeln befreit werden mussten. Der Duft der Arbeitshallen ist in meiner Erinnerung immer noch sehr präsent. Durch meine Arbeit bei Tulpenpromotie darf ich meiner TulpenLeidenschaft immer mal wieder frönen – wie zum Beispiel dem „Pluktuin“ in Amsterdam.
OM: Wie ist die Idee zum Pluktuin in Amsterdam entstanden, was wollt ihr mit der Veranstaltung erreichen?
SB: Mit diesem Event wollen wir den Konsumenten mitteilen, dass die Saison begonnen hat. Durch den guten Kontakt zum Bürgermeister von Amsterdam können wir seit acht Jahren dieses Event im Herzen der Stadt feiern. Und es sollte schon Amsterdam sein – schließlich ist das Lied „Tulpen aus Amsterdam“ eines der bekanntesten Lieder über unser schönes Land.
OM: Mir sind beim Pluktuin einerseits die strahlenden Augen der Kinder aufgefallen, aber leider auch der eine oder andere Besucher, der durch seine Habgier die Liebe zur Pflanze vergisst.
SB: Es sind immer ein paar schwarze Schafe dabei. Aber es überwiegen doch zu 98 % die glücklichen Gesichter. Es ist toll zu sehen, was danach in der Stadt passiert, wenn die Leute mit den gepflückten Tulpen herumlaufen – und die Menge an Bildern in den sozialen Netzwerken. Inzwischen gibt es ähnliche Initiativen in Belgien und San Francisco und auch dort ist die Begeisterung groß, vor allem bei der jungen Bevölkerung. Und die gilt es ja wieder stärker für unsere Produkte zu begeistern. Unsere Mitglieder, das sind rund 500 Tulpenproduzenten, stellen immer wieder fest, dass das Wissen über die Blumenzwiebeln abhandenkommt.
OM: Dass Wissen verloren geht, lässt sich in der gesamten grünen Branche beobachten. Zudem sind die Blumenzwiebeln stark mit Tradition behaftet – was für innovative Verkaufsideen nicht zuträglich ist. Was lässt sich dagegen tun?
SB: Gerade der Fachhandel hat viele Möglichkeiten, hat sich die Zwiebelindustrie doch beinahe neu erfunden. Ich sage nur Lasagnebepflanzung: Das ist eine schichtweise Bepflanzung in Gefäßen und im Beet, bei der durch die Kombination unterschiedlicher Sorten eine monatelange Blütenzeit erreicht wird. – dazu kann man Workshops anbieten. Aber auch die Möglichkeiten beim Thema Wachs- Amaryllis gehen weit über das hinaus, was bisher angeboten wird. Und der Pluktuin zum selber Pflücken kann ja überall umgesetzt werden – mittels vorgetriebener Tulpenzwiebeln, die dann zu drei Vierteln fertig inklusive Kulturkiste in die Gartencenter geliefert werden und wo sich die Kunden dann selbst bedienen können. Toll sind aber auch die Tulpensträuße, die mit Zwiebeln verkauft werden.
OM: Denkst du, dass sich so die Mengen absetzen lassen, die früher im Postversand erreicht wurden?
SB: In erster Linie geht es darum, Kunden zu begeistern und zu inspirieren und das ist mit den eben geschilderten Maßnahmen möglich. Der Fachhandel hat damit die Möglichkeit, sich zu unterscheiden und Marktsegmente zurückzugewinnen.
OM: Ein Großteil der Zwiebeln und der Schnittblumen werden über den Lebensmitteleinzelhandel und Discounter vertrieben – zu teilweise sehr günstigen Preisen.
SB: Ich bin froh, dass die Produktgruppe inzwischen für jedermann erschwinglich ist, sich jeder am Wochenende einen Strauß Tulpen mit nach Hause nehmen kann. Die Zeiten, als für eine Tulpenzwiebel ein Grachtenhaus im Herzen Amsterdams gekauft werden konnte, sind glücklicherweise vorbei. Dem Fachhandel bieten sich viele Möglichkeiten, den Konsumenten die Unterschiede deutlich zu machen. Durch Tulpen mit höherem Gewicht, die besser haltbar sind und natürlich durch die extreme Bandbreite an unterschiedlichsten Arten und Sorten, wie Lilien, Papagei, Fransen und viele mehr. Auch bei den Zwiebeln kann sehr gut mit den Größen gespielt werden, gerade im offenen Verkauf.
OM: Danke Sandra, für das Gespräch!
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