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MATHYS FRAGT... HEIDRUN KLECKER

Sachlich mit Xylella auseinandersetzen

Oliver A. Mathys begleitet "DEGA GRÜNER MARKT" seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export aus den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle führende Köpfe zu Situation und Zukunft der Branche. Heidrun Klecker ist Gärtnermeisterin aus Leidenschaft und Verkaufsleiterin bei Mediflora. Das Familienunternehmen ist seit über 20 Jahren Spezialist für den Import mediterraner Pflanzen aus Italien. Mediflora beliefert das gesamte Bundesgebiet und Österreich. Infos unter www.mediflora.de.

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Oliver Mathys
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Oliver Mathys: Wir haben uns auf der Trade Fair in Aalsmeer kennengelernt. Ich habe Dich zum aktuellen Stand bei Xy­lella befragt, weil ich in letzter Zeit immer wieder von Unternehmern auf das Thema angesprochen wurde.  

Heidrun Klecker: Stimmt, und wie Du damals gemerkt hast, gehen mir bei diesem Thema schon mal die Nerven durch (lacht). Es ist sicher nicht immer leicht, über so brisante und wichtige Themen objektiv und sachlich zu berichten, aber Panik- und Schreckensmeldungen helfen uns da wirklich nicht weiter. Hier ist eine sachlich fundierte und vor allem gemäßigte Berichterstattung beziehungsweise Aufklärung notwendig, damit wir nicht alle in Schockstarre verfallen. Des Weiteren wäre es sehr wünschenswert, dass bei Entwürfen von Gesetzen und Vorschriften zu diesem Thema auch Menschen aus der Praxis zurate gezogen werden.  

OM: Was sollte man Deiner Meinung nach tun, wie kann ich dafür sorgen, dass mein Unternehmen keine Probleme bekommt?

HK: Also erstmal – Garantien gibt es keine und einen Schnelltest zur Erkennung, ob eine Pflanze das Bakterium in sich trägt, leider auch nicht. Gerade zu Anfang ist das Schadbild ja nicht klar erkennbar und lässt sich auch auf physiologische Schäden zurückführen. Wichtig ist sicher, seine Einkaufskanäle mal wieder gründlich gegens Licht zu halten. Wenn man nicht selbst vor Ort ist, um sich einen Eindruck machen zu können, sollte man ruhig beim Händler nachfragen, wie er mit dem Thema umgeht. Wir haben die Kontrollen vor Ort bei den Produzenten um ein Vielfaches erhöht. Zudem arbeiten wir schon seit Jahren nur noch mit Lieferanten und Produzenten zusammen, die registriert sind beziehungsweise Pflanzenpässe haben.  

OM: Wäre es angesichts der schwierigen Diagnose des Erregers und den möglichen schwerwiegenden Folgen eines Befalls nicht auch ein gangbarer Weg, auf einige Pflanzen ganz zu verzichten?

HK: Das halte ich für so gut wie unmöglich. Schließlich stehen bereits mehr als 300 Pflanzen auf der Liste gefährdeter Pflanzen – unter anderem Rosmarin, Lavendel, Olive und Oleander. Das sind alles Pflanzen, mit denen im Fachhandel viel Umsatz generiert wird. Auf der anderen Seite geht es gerade hier bei uns in Deutschland natürlich um eine Bedrohung der Obstkulturen und des Weinbaus. Da gehört seriöses Handeln mit den nötigen Maßnahmen dazu.  Ein weiterer Punkt betrifft die Konsumentenaufklärung. So wird beispielsweise am Flughafen Malta darauf hingewiesen, dass keine Pflanzen mitgenommen werden sollten und über Xylella informiert. Das ist wichtig, schließlich könnte der mitgebrachte Oleander das Bakterium -symptomfrei in sich tragen.  

OM: Hast Du einen Tipp, wie Endverkaufsbetriebe mit der Situation umgehen können – gerade was die Kommunikation anbelangt. Ist es sinnvoll, Plakate aufzuhängen oder Broschüren zu verteilen?

HK: Wir wurden schon häufiger darauf angesprochen, ob wir eine Art Leitfaden erstellen können. Das ist aber aktuell unmöglich, weil noch zu viele unbekannte Faktoren im Spiel sind. Wir wissen ja beispielsweise nicht, ob und wie viele Pflanzen, die das Bakterium in sich tragen, sich in Deutschland befinden und seit wann. Gerade wurde ein Fall aus einem anderen EU-Land bekannt, bei dem seit 12 Jahren eine Kaffeepflanze als einzige Pflanze in einem Büro stand und nun auf einmal Xylella ausbrach. Jetzt steht die Frage im Raum, wie das Bakterium in das Büro kam. Du siehst, so einfach geht das mit dem Leitfaden leider nicht. Ich würde empfehlen, im Betrieb alle Mitarbeiter aufzuklären und die Einkaufskanäle in Ordnung zu halten. Falls ein Befallsverdacht vorliegt, sollte man den zuständigen Pflanzenberater vor Ort hinzuziehen. Ob es sinnvoll ist, eine Umsatzausfallversicherung abzuschließen, die ja inzwischen auch in Zusammenhang mit Xylella angeboten wird, muss jeder Unternehmer für sich entscheiden. Ich weiß von einigen Betrieben, dass sie den Überwinterungsservice von Kübelpflanzen gestoppt haben. Das kann ich nachvollziehen. Ob es der richtige Ansatz ist oder nur zur weiteren Verunsicherung der Verbraucher führt, kann ich jedoch zurzeit auch nicht beurteilen. Wichtig ist es, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dabei unterstützen wir von Mediflora gern. Denn ein Mittel zu Bekämpfung ist derzeit nicht in Aussicht.  

OM: Vielen Dank für das offene Gespräch und die Tipps!

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