BEWUSST ALLTÄGLICHE WEGE VERLASSEN
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Oliver Mathys: Lars, was ist deine Aufgabe als Merchandiser?
Lars Irmler: Es geht um die Gestaltung auf der Ladenfläche im Gartencenter - die Zusammenführung von verschiedenen Produktgruppen. Und dabei mittels kreativen Aufbauten unseren Kunden neue Ideen zu geben - Inspiration und sicher auch Lösungen für das eigene Zuhause.
OM: Also konkret beispielsweise Pflanze mit Übertopf? Ihr habt ja auch eine riesige Auswahl an Pflanzen und Keramik …?
LI: Das geht natürlich viel weiter. Es ist sicher so, dass unsere Auswahl für die meisten unserer Kunden schon zu groß ist. Oft fehlen ihnen aber schlichtweg eigene Ideen oder sie sind unsicher, was man kombinieren kann. Das beinhaltet sowohl ganz exklusive Einzelprodukte aber auch Basisartikel. Wir probieren, diese an Emotionen zu koppeln und zum Teil regelrechte Wohnwelten zu kreieren. Und falls gewünscht bieten wir unseren Kunden natürlich komplette Lösungen an. Ich vergleiche es gerne mit der Küche zu Hause - was haben wir da alles an Gewürzen und frischen Zutaten, aber ohne die Ideen der Fernsehköche oder tolle zeitgemäße Kochbücher sind viele nicht in der Lage, ein leckeres Menü daraus zu zaubern.
OM: Wie entstehen die Themen, die Ideen für die Präsentation? Hat das nicht oft damit zu tun, was gerade durch den Einkauf in Fernost geordert wurde?
LI: Das ist nicht mehr so. Wir entwickeln diverse Themen zusammen im Team. Dabei werden wir durch Trends in unterschiedlichsten Zeitschriften beeinflusst. Aber auch durch Fachmessen, Besuche bei Fachkollegen und den Austausch mit anderen Branchenkennern. Aber auch das Internet bietet viele inspirierende Trendseiten. Erleichtert wird mir das Ganze dadurch, dass ich selbst auch in den Einkaufteams vertreten bin und diese so gestalten kann. Oft gilt es dabei auch ganz bewusst, bekannte und alltägliche Wege zu verlassen und neue Varianten auszuprobieren.
OM: Das klingt so, als wärst du viel unterwegs?
LI: Das hält sich in Grenzen – schlussendlich macht alles nur Sinn, wenn man es auf der Fläche umsetzen kann. Den Rahmen bilden letztlich immer die Jahreszeiten Frühling bis Winter, diese beeinflussen stark, was wir an Materialien, Farben und Trends umsetzen. Aber natürlich gehört es zu meinem Job, sowohl in Deutschland als auch im benachbarten Ausland, die diversen Messen zu besuchen. Auf diesen Reisen versuchen wir, auch immer andere Gartencenter zu besuchen und die unterschiedlichsten Retailkonzepte anzuschauen.
Bei diesen Kollegenbesuchen kann man viel dazulernen, vorausgesetzt man ist selbstkritisch und setzt sich damit auseinander, wo man sich mit dem eigenen Unternehmen befindet und wo Verbesserungspotenzial ist.
OM: Du bist noch sehr jung – aber dennoch verantwortlich für alle Gartencenter?
LI: Ja das stimmt. Ich arbeite aber eng mit den Verantwortlichen vor Ort zusammen, sehe mich selbst mehr als Koordinator. Die Themen werden gemeinsam besprochen und geplant, aber dann auch gemeinsam mit dem Team vor Ort auf der Fläche umgesetzt. Dass ich noch sehr jung bin, habe ich bis jetzt immer als positiv empfunden. Jeder hat seine Stärken – die Jugend bringt neue unkonventionelle Ideen ein, das Alter die Erfahrung und erprobte Techniken – beides zusammen bringt weiter. Was mir sicher weiterhilft, ist mein kaufmännischer Hintergrund. Dadurch fällt es mir leichter, Entscheidungen mit Fakten zu untermauern und zu erläutern. Sichtzonen, Blickwinkel und Griffzonen sind keine Unbekannten und so werden Vorschläge und Veränderungen meist leichter akzeptiert. Schlussendlich wollen wir ja gemeinsam Ziele erreichen.
OM: Gerne frage ich zum Schluss – wenn eine gute Fee kommt und du einen Wunsch frei hättest – was wäre das?
LI: Fünf Minuten mehr Zeit pro Stunde (lacht verschmitzt) – leider geht in der Hektik des Alltags vieles unter und das eine oder andere kann dann leider nicht zu hundert Prozent so umgesetzt werden, wie es zuvor im Team zusammen entwickelt wurde und das ist natürlich sehr schade. Aber wir arbeiten dran!
OM: Viel Erfolg dabei und herzlichen Dank für das Gespräch!
LARS IRMLER
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