ACH, WIE WAR DAS FRÜHER ALLES SCHÖN
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Dass es die Rückständigkeit ist, für die Irland lange berühmt-berüchtigt war, ist eher unwahrscheinlich. Land und Leute haben in den letzten Jahren einen gewaltigen Modernisierungsschub erlebt und es ist kaum wahrscheinlich, dass die Digitalisierung am Einzelhandel vorbeigegangen ist. Vielleicht ist der Grund deshalb viel einfacher. Möglicherweise finden die Iren in den Gartencentern ihrer Wahl einfach all das, was in Deutschland keineswegs selbstverständlich ist und haben gar keine Ambitionen digital einzukaufen. Könnte nämlich sein, dass dort reiche Auswahl, gute Beratung, Kundennähe und guter Service großgeschrieben werden; dass mit Liebe dekorierte Angebote für Inspiration sorgen und Besuche im Markt zum Erlebnis machen.
Denn der Handel mit Pflanzen und Gartenprodukten ist ja nun eigentlich hochemotional. Ein gut eingerichtetes Geschäft berührt das Herz. Pflanzen sorgen für Entschleunigung. Wenn dann noch eine freundliche, kompetente Beratung dazu kommt, muss niemand zum digitalen Warenkorb greifen. Schließlich sind Inspiration und Fachwissen nötiger denn je. Denn je weiter von den natürlichen Abläufen weg die Kunden sozialisiert werden, desto mehr sind sie auf individuell helfende Hände angewiesen. Das ist ein fetter Ansatzpunkt, um sich stationär zu behaupten.
Ein weiterer Ansatzpunkt wäre es, den großen Vorteil von Amazon & Co. nachzuahmen - die Angebotsbreite. Kein Stationärer kann es sich leisten, die von den Online-Händlern suggerierte Produktfülle zu präsentieren. Schließlich hält auch der Versandriesenur einen Teil der Waren in eigenen Lagerhäusern vor. DerRest kommt von assozierten Unternehmen unter der Amazon-Flagge. Das wäre doch auch eine Idee: hybrider Einkauf, beidem der Kundenberater im Markt nicht vorrätige Produkte viaBestellterminal nach Hause versenden lässt.
Statt also darauf zu schauen, wie schön es damals war, als esnoch keine Online-Händler gab, wäre es besser, darüber nachzudenken,weshalb moderne Menschen trotzdem gerne stationäreinkaufen – in Irland oder wo auch immer. Im Übrigen kann manvon den Onlinern auch eine Menge lernen. Kombiniert mit individuellenStärken lässt sich daraus eine Strategie entwickeln, dieAmazon vergessen lässt; jedenfalls was den Garten anbelangt.
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