WAS MORGEN IMMER NOCH GILT ... von Tjards Wendebourg
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Manchmal denke ich, dass es nicht schlecht wäre, beim Heute anzufangen. Schon jetzt befinden wir uns im Wettbewerb mit digitalen Plattformen und Mega-Einzelhändlern. Die Antworten darauf sind Wachstum und Diversifikation. Ob das grundsätzlich die richtigen Antworten sind, bleibt dahingestellt. Denn erstens ist es fraglich, wie lange grüne Einzelhändler da mithalten können, und zweitens könnte es sein, dass man mit beidem gar nicht punkten kann. Denn Wachstum und Diversifikation lassen sich digital viel besser darstellen, da sich dort Lagerhaltung kostengünstig durch Warenketten-Management ersetzen lässt.
Vor drei Jahren hat Regisseur Peter Schels für das Münchner Original Dieter Schweiger – in der bayerischen Landeshauptstadt als „Obststandl-Didi“ bekannt – einen rührenden Imagefilm gedreht, der auf einen Schlag klarmacht, dass es weder auf die Größe, noch auf das Marketing-Bla-Bla ankommt, sondern auf Persönlichkeit, Authentizität, Kompetenz, Qualität und Nähe zum Kunden. Eigentlich, so macht das prämierte Filmchen klar, gehört wenig dazu, lokal erfolgreich zu sein. Statt also ehrfürchtig wie ein Kaninchen auf die Schlange Internet zu starren, sollten wir beginnen, unser Profil zu hinterfragen. Werden wir Didis Werten gerecht? Haben wir das Personal, das Identifikation schafft und Kompetenz vermittelt?
In einem Kommentar für Heise online hat Clemens Gleich unter dem Titel „Beratung im Einzelhandel wird vollkommen überbewertet“ versucht, ein Loblied auf die Beratungsqualität im stationären Handel zu singen. Doch sein Kauf – in diesem Fall waren es Laufschuhe – ging gründlich daneben; wie so viele Beratungen im Fachhandel daneben gehen, weil überforderte Verkäufer nur mit Standard-Lösungen aufwarten können. Schlechte Beratung, wenig Auswahl und die Warenpräsentation auf Steinen in Parkplatz-Optik – wie soll das gut gehen?
Vom Prinzip haben wir das längere Hölzchen gezogen. Vom Prinzip. Wir könnten Nähe zum Kunden aufbauen, wir könnten die Beratungsdefizite der anderen kompensieren, wir könnten mit Wohlfühlatmosphäre für Inspiration sorgen und durch klugen Einsatz der Technik das Sortiment virtuell erweitern. Nur solange der Konjunktiv dafür sorgt, dass wir diese Stärken nicht ausspielen, müssen wir zu Recht Angst vor der Zukunft haben. Das liegt dann aber nicht an dem bösen Internet, sondern daran, dass wir die Gesetze des Handels allzu oft und fahrlässig missachtet haben.
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