Das Jahr 2015 – Blick zurück und nach vorn
Wir haben den Internationalen Gartencenterkongress in Irland genutzt, Kollegen aus aller Welt nach ihrem Jahr zu fragen. Was hat sie in diesem Jahr stark beschäftigt – sei es geschäftlich, in Verbandsaufgaben oder auch privat. Und was wollen sie in naher Zukunft anpacken und verändern?
- Veröffentlicht am
Investitionen und Veränderungen waren richtig Bei Veränderungen und Investitionen im Betrieb ist man ja immer unsicher, ob das die richtige Entscheidung war; so geht es mir auch. Wir haben zuletzt stark in neue Sortimente wie Geschenke und Lebensmittel investiert und unser Café stark erweitert. Ein Gespräch unserer Kunden, das ich einmal mithören konnte, als ich ohne Verkaufsbekleidung durch das Geschäft lief, hat mich in diesen Entscheidungen bestärkt. Eine Kundin sagte zu ihrem Mann: „Siehst du Karl Heinz, hier haben wir ein tolles Geschenk für Inge gefunden und die Blumen gefallen mir auch. Hier fahren wir in Zukunft immer her, wenn wir was brauchen.“ Ihr Mann antwortete bestätigend: „Hmmm, und Kaffee und Kuchen waren auch lecker.“ Dies zeigt mir, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist, denn zufriedene Kunden sichern mir und meinen Mitarbeitern unsere Zukunft.
Kati Bräutigam ist Juniorchefin im Gartencenter Rosengut, Langerwisch
Zusammenarbeit mit Herstellern suchen Sowohl bei uns in Kanada als auch weltweit sind ähnliche Entwicklungen zu beobachten: immer höher werdenden Lohn- und Betriebskosten und der Preisverfall der Produkte, der durch andere Absatzkanäle forciert wird. Ich versuche dem entgegen zu wirken, in dem ich die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lieferanten und Herstellern suche um mit ihnen gemeinsam Produkte zu erarbeiten, die sich von anderen deutlich unterscheiden. Dadurch lassen sich auch bessere Margen regenerieren.
John Zaplatynsky ist Managing Director bei Canada Garden Works LTD und neuer Präsident des IGCA
Kollegialer Austausch motivierte Mein Erlebnis hat sich diese Woche durch den Kongress abgespielt – so viel internationale Erfahrung und ich mitten drin. All die Kollegen, die mein Gartencenter besucht haben und sich mit mir über ihre Erfahrungen ausgetauscht und mir Tipps gegeben haben, das war großartig. Alle meine Zweifel über meine Zukunft und den Weg, den wir einschlagen sollten, wurden wie weggewischt. Ich wusste zwar selbst schon eine Zeit, dass ich mich um den Eingangsbereich kümmern muss, um eine breite neue Wegeführung und den Kassenbereich –, aber man hat dann manchmal doch Angst falsch zu investieren und probiert es stattdessen auszusitzen. Auch wenn man selbst weiß, dass das total verkehrt ist. Der Austausch und die Tipps der Kollegen haben mich bestärkt und motoviert – ich packe diese Defizite nun konkret an.
Niels Holbaek, Managing Director von Holbaek Plantenscole Dänemark
Schwerpunkte sind Einkauf, Preisanalyse und Präsentation In der Schweiz ist zurzeit vieles in Bewegung, durch den freigegebenen Wechselkurs des Schweizer Franken gegenüber dem Euro und der viel diskutierten Preispolitik. Unser Gartencenter liegt circa 30 Minuten von der deutschen Grenze entfernt und der Einkaufstourismus zum nördlichen Nachbarn hin boomt. Durch unsere Größe und unsere Stärken im Sortiment, beispielsweise durch die Baumschule mit toller Eigenproduktion, konnten wir unsere Kunden stark ans Unternehmen binden. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, liegt ein Schwerpunkt bei mir im Bündeln des Einkaufs und einer klaren Preisanalyse und Kontrolle der Margen. Denn wir wollen unseren Kunden korrekte und faire Preise bieten. Darüber hinaus haben wir in der Warenpräsentation deutliche Schritte gemacht, hin zu mehr Erlebnis und emotionaler Kontaktaufnahme mit den Konsumenten. Dafür holen wir uns Spezialisten ins Haus, die uns und unser Team in diesem Prozess begleiten. Auch durch verschiedene Events haben wir uns einen starken Namen aufgebaut, diesen Weg wollen wir auch im kommenden Jahr konsequent fortsetzen.
Beat Schatzmann, Leiter Gartencenter und Mitglied der Geschäftsleitung bei Zulauf „Die grüne Quelle“ in Schinznach/CH
Ernte für mühevolle Jahre Für mich ist nach einigen etwas schwierigeren Jahren sehr schön zu sehen, dass sich in diesem Jahr unsere Anstrengungen ausgezahlt haben. Es war sehr erfolgreich. Sei es der Bereich Catering, der Geschenk- und Boutiquebereich, aber vor allem alles rund um die Pflanze. Dabei war es nicht leicht, uns von einem reinen verkaufsorientierten Unternehmen zu einem Dienstleistungsunternehmen zu entwickeln, bei dem der Service das Herzstück ist. Gerade der menschliche Faktor macht eine solche Veränderung oftmals unkalkulierbar. Da haben wir aber in Zusammenarbeit mit unserem Team große Schritte gemacht. Diese Teambildung gibt mir auch Vertrauen in unsere Zukunft.
Tammy Woodhouse ist Managing Director der Millbroek Gardencenter in England
Investitionen in die Mitarbeiter Gerade die Diskussionen mit allen meinen internationalen Kollegen und auch unsere gemeinsame Belgienreise bestätigt mir wieder, wie wichtig unsere Mitarbeiter sind. Im kommenden Jahr werde ich das gesamte HR Management bei mir im Unternehmen neu gliedern und anpassen. Bessere Voraussetzungen schaffen, in Weiterbildung investieren und Mitarbeitern deutliche Verantwortungsbereiche geben, Zielvereinbarungen erarbeiten und dies auch bei der Zukunftsplanung berücksichtigen. Die Erfahrungen, die ich damit mache, werde ich dann auch mit meinen Kollegen im Verband teilen, sodass auch andere profitieren können und sich unsere gesamte Branche weiterentwickelt.
Silvano Girelli ist Inhaber von Flover Gartencentern in Italien und Präsident des italienischen Verbands AICG
Kundenpflege als zentrales Thema für das ganze Team Ich muss mal eben zu einer Geschichte ausholen. Ein Gartencenter lebt von seinen Stammkunden und da ich mir deren besondere Kundenpflege selbst als Aufgabe gestellt habe, möchte ich das Folgende mit euch teilen: 1–2 mal pro Woche kommt Alice zu uns ins Gartencenter, eine circa 65-jährige Frau, die immer einen Kaffee trinkt und regelmäßig allerlei Geschenke etc. kauft. Nach einem kurzen Urlaub stellte ich nach ein paar Wochen fest, dass ich Alice nicht mehr sah. Irgendwie hatte ich dabei ein komisches Gefühl, hatte aber weder ihre Adresse noch ihren Familiennamen. Dann erinnerte ich mich aber, dass wir mal eine Lieferung für sie hatten. Ich suchte ein paar Tage später in alten Unterlagen. Ich musste drei Jahre zurückgehen, bis ich die Anschrift hatte. Als ich dort telefonisch nachfragen wolle, war das Haus verkauft. Also fuhr ich selbst vorbei und erfuhr bei den Nachbarn, dass Alice nun in einem Pflegeheim wohnt, da die Familie nicht in der Nähe sei. Kurz entschlossen packte ich einen Blumenstrauß und fuhr dort hin – und auf unsere emotionale Begegnung will ich nun nicht tiefer eingehen. Was ich aber daraus gelernt habe, ist, dass ich die Kundenpflege auf uns alle im Team verteilen und Kundendaten besser verwalten muss. Ich will dieses menschliche Miteinander zu einem zentralen Thema in unserem Unternehmen machen. Wer weiß, wie viele solche Kunden wie Alice regelmäßig zu uns kommen, die mir noch gar nicht aufgefallen sind.
Karen Moad ist Managing Director von Rivers of Yarrambat in Australien
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.