Logo DEGA GRÜNER MARKT

Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Judith Bähner: Gewohnte Wege auch mal verlassen

Judith Bähner ist freie Redakteurin, Buchautorin und Stylistin für grüne Themen. In ihrem Blog „Het Groenlab“ beschäftigt sie sich mit allem, was das Leben grüner macht: www.hetgroenlab.nl. Vor Kurzen ist in Holland ihr Buch über Zimmerpflanzen erschienen: „Het Plantenlab“.

Veröffentlicht am
Dieser Artikel ist in der erschienen.
PDF herunterladen
Mathys fragt... Judith Bähner
Mathys fragt... Judith BähnerMathys
Artikel teilen:

Oliver Mathys: Hallo Judith, du bezeichnest dich selbst als Trendübersetzerin – vor allem für den grünen Bereich. Was muss ich mir darunter vorstellen?

Judith Bähner: (schmunzelt) Ich will die Arbeit der Trendbeobachter nicht schmälern, durch sie werden Tendenzen analysiert und in Zusammenhang gebracht – wichtig scheint mir aber, dass man diese Trends auch für alle übrigen zugänglich macht. Also sozusagen in die Umgangssprache übersetzt. Das kann einerseits für Konsumenten, aber auch für Produzenten und Züchter oder den Zwischenhandel sein. Man sieht deutlich, dass sich Trends und Marktentwicklungen weltweit schnell verändern, diese aber je nach Land und vor allem nach den unterschiedlichsten Kundentypen und Absatzkanälen angepasst werden müssen.

OM: In deinem Blog Het Groenlab zeigst du viel zum Trend Urban Gardening – dabei mischen sich Kräuter, Gemüse und Zimmerpflanzen oft wild durcheinander.

JB: Für den Konsumenten spielen die im Handel üblichen Grenzen beispielsweise zwischen Blumen, Essen und Pflanzen keine Rolle. Er möchte frische und ehrliche Produkte. Dabei sind Themen wie local4- locals oder nachhaltig produzierte Waren wichtiger als die oftmals übertriebenen Marketingkonzepte. Auch sollten wir gewohnte Wege durchaus auch mal verlassen und uns auch mal außerhalb unserer Wohlfühlzone bewegen. Damit meine ich stärker sortimentsübergreifend zu präsentieren und zu verkaufen – also unsere Kunden täglich aufs Neue überraschen.

OM: Denkst du, dass die Kunden in Zukunft überhaupt noch Interesse an Pflanzen und Blumen haben?

JB: Es wird auch in Zukunft ein deutliches Bedürfnis nach ‚Grün‘ geben. Für mich besteht das größte Problem darin, dass man sich jahrelang nur mit den Hauptzielgruppen 45+ beschäftigt hat und geradezu nachlässig mit den jungen Kundengruppen umgegangen ist. Und da Familien heute nicht mehr gemeinsam ins Gartencenter gehen, lernen Kinder dies nicht automatisch. Es ist also an den Gartencentern, ihr Wissen und die Liebe zum Grün nach außen zu tragen, sei es in Schulen und Kindergärten oder aber auch mit unkonventionellen Verkaufsorten wie Pop-up-Stores oder Internetblogs. Gerade die Zielgruppe der heute 25 bis 35-Jährigen holt sich ihre Information und Inspiration im Internet und möchten dies dann auch im Gartencenter finden.

OM: Wie kam es dazu, dass die Menschen weniger Pflanzen zu Hause haben?

JB: Einerseits waren Pflanzen in den letzten 20 Jahren nicht gerade in Mode. Alles musste weiß, clean und sauber sein. Zudem fehlt vielen Menschen das Wissen über Pflanzen, deshalb haben viele beim Pflanzenkauf oft negative Erfahrungen gesammelt. Der moderne Kunde sucht heute Problemlösungen, Pflanzen müssen ihm ein Erfolgserlebnis geben ohne dass er sich täglich darum kümmern muss. Deshalb sind Töpfe mit automatischer Wasserversorgung, begrünte Wände und bepflanzte Terrarien gerade sehr gefragt. Darüber hinaus spielen die Natur und die Gesundheit für viele Verbraucher wieder eine wichtige Rolle. Man schätzt es wieder, um in die Natur zu gehen und von Wald und Wiese zu genießen. Nachdem man während den letzten Jahren alles mit nach Draußen nahm, sich also ein Wohnzimmer auf der Terrasse einrichtete, wird nun alles von Draußen ins Zimmer geholt.

OM: In holländischen Gartencentern findet man sehr viele Shop in Shops – ist das wirklich kundenfreundlich?

JB: Im vergangenen Jahrzehnt wollten viele Gartencenterbesitzer immer stärker wachsen. So entstanden diese Shops, bei einigen GC findet man bis zu zehn und mehr dieser Abteilungen. Mir fällt auf, dass gerade in den Niederlanden im Fachhandel geradezu identische Produkte in den Betrieben anzutreffen sind. Es fehlt also oft der typische Charakter des jeweiligen Unternehmers und seine Bereitschaft, sich auf spezifische Bedürfnisse einzustellen. Folgende Fragen sollte sich jeder Unternehmer stellen: Was mache ich/ verkaufe ich? Warum mache ich es? Auf welche Art will ich es verkaufen? Und wie realisiere ich das? Es geht also darum, bewusste Entscheidungen zu treffen und diese konsequent umzusetzen.

Oliver Mathys: Danke für das Gespräch!

 

Oliver A. Mathys begleitet DEGA GRÜNER MARKT seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister ist als Commercial Director Gardencenter beim belgischen Spezialisten für Interior Design D&M europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kolleginnen und Kollegen zu Situation und Zukunft der Branche.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren