Uns nicht unter Wert verkaufen
"Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir wieder etwas stolzer auf unseren Berufsstand sind", sagt Martina Mensing-Meckelburg, die neue Vorstandsvorsitzende des Verbands Deutscher Garten-Center (VDG). Unser Kolumnist und Autor Oliver Mathys sprach mit ihr am Tag nach ihrer Wahl auf der Wintertagung des Verbands in Münster über die Herausforderungen, die sie in Ihrem neuen Amt erwartet und die Ziele, die sie sich gesteckt hat.
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Oliver Mathys: Gestern wurdest du auf der Wintertagung des VDG zur neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Wie schläft es sich nach so einer Wahl. Und weißt du schon, was auf dich zukommt?
Martina Mensing-Meckelburg: Ich habe super geschlafen, obwohl die Nacht etwas kurz war. Haben mir doch gestern zahlreiche Kollegen gratuliert. Es fühlt sich gut an, dass unsere Mitglieder mich so geschlossen unterstützen. Ich habe mich in Ruhe auf das Amt vorbereiten können und kann deshalb relativ gut einschätzen, was mich erwartet, obwohl ich sicher auch einige Chancen spontan aufgreifen muss. Aber das macht ja auch den Reiz dieses Amtes aus.
Mathys: Wenn du sagst in Ruhe darauf vorbereiten, was meinst du damit?
Mensing-Meckelburg: Die Anfrage der Kandidatur kam ja nicht erst gestern. Als Frau ist man es gewohnt, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und jetzt ist der Moment gekommen, wo ich dieses Amt zusätzlich übernehmen kann, ohne dass eines darunter leidet. Ich bin meinem Vorgänger Eckhard Heinemann sehr dankbar, hat er doch zusammen mit unserer
Geschäftsstelle und meinen Vorstandskollegen hervorragende Arbeit geleistet. Gerade die Entwicklung des Onlineshops Olerum ging zügig voran. Auch in Sachen Akquise
neuer Mitglieder und Partner sind wir inzwischen sehr gut aufgestellt. Die Tatsache eines funktionierenden Verbandes gibt mir die Möglichkeit, mich neuen Herausforderungen
zu widmen.
Mathys: Und die wären?
Mensing-Meckelburg: In den ersten Monaten muss ich mich erstmal in die Details der Aufgabe einarbeiten. Andererseits gehe ich davon aus, dass sich mir durch meine offene und unkomplizierte Art viel Potenzial bietet, um für unseren Gartencenterverband hier Schritte auf die Öffentlichkeit und die Politik zu machen. Wohin uns das genau führt und welche Visionen daraus abgeleitet werden, definiere ich dann zusammen mit meinen Vorstandskollegen. Ich sehe eine Herausforderung darin, für unsere Mitarbeiter klare Verbesserungen zu erreichen, gerade im sozialen Aspekt, in deren Ausbildung und ihrer Bindung an die Unternehmen. Hier kann in der gesamten grünen Branche viel bewegt werden. Deshalb denke ich auch an eine Zusammenarbeit mit anderen Verbänden.
Mathys: Die Branche steht die letzten Jahre unter Druck. Sei es durch die große Abhängigkeit von der Witterung oder die rückläufige Kundenfrequenz. Auch der Internetverkauf ist eine Bedrohung.
Mensing-Meckelburg: Mir passt das Wort Bedrohung nicht – das klingt mir zu sehr nach Täter und Opfer. Es ist richtig, der Markt ist stark in Veränderung. Gerade dadurch bieten sich den Gartencentern aber auch Chancen, wenn man sich an die veränderten Marktbedingungen anpasst. Gerade dabei kann man innerhalb eines Verbands von Synergien und dem gegenseitigen Austausch profitieren. Tendenzen wie Gastronomie und Frischemärkte sind keinesfalls in Deutschland erfunden, sondern aus anderen Märkten adaptiert worden. Sie führen aber zu einer Weiterentwicklung der Märkte auch im Sinne der Kundenfrequenz. Mit Olerum betreibt der VDG ja einen gemeinsamen Onlinehandel. Die Kombination von stationärem und Internethandel ist also keine Zukunftsvision, sondern wird immer erfolgreicher umgesetzt.
Mathys: Zum Schluss stelle ich immer die Frage: Wenn jetzt eine gute Fee zur Tür reinkommt und du darfst dir was wünschen, was wäre das?
Mensing-Meckelburg: Ich wünsche mir, dass jeder die Möglichkeit nutzt, um mit mir ganz offen ins Gespräch zu kommen. Sei es von Seite unserer Mitglieder, den Partnerlieferanten oder anderen Kollegen. Ich freue mich, von ihnen allen viel zu lernen und mit neuen Aufgaben herausgefordert zu werden. Und wenn ich mir schon mal was wünschen darf, denke ich, dass es an der Zeit ist, dass wir wieder etwas stolzer auf unseren Berufsstand sind. Klar brauchen wir preislich gute Angebote für unsere Kunden, aber es ist nicht nötig, sich unter Wert zu verkaufen. Wir haben das Glück, dass wir viele Produkte mit emotionalen Werten anbieten dürfen, viele andere Branchen wären glücklich, mit solchen Produkten zu arbeiten. Davon sollten wir mehr Gebrauch machen!
Mathys: Das scheint mir ein ausgezeichnetes Schlusswort zu sein, vielen Dank für das offene Gespräch!
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