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Mathys fragt ...

Kunde will Transparenz und Mehrwert

Michael  Ettmann ist Geschäftsführer der Berner Blumenbörse (zu vergleichen mit einem Blumengroßmarkt in Deutschland). Die Blumenbörse hat 84 Genossenschafter. Oliver Mathys spricht mit ihm in der Ausgabe 7-8/2015 über die Auswirkungen der Auflösung der Bindung des Schweizer Franken an den Euro und über die Zukunft der Blumenbörse.

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Oliver Mathys: Michael, zuerst mal die Frage, wie lief bei euch die Saison?
Michael Ettmann: Die Saison hat sehr gut  und bereits früh angefangen – die Preise waren dadurch relativ stabil. Obwohl man natürlich sagen muss, dass auch wir die Anpassungen des Schweizer Frankens zum Euro sehr stark merken. Zudem sind klare Verschiebungen im Einkauf unserer Kunden zu merken. 

OM: Zum Thema Euro. Bern ist ja kein grenznahes Gebiet. Fahren die Kunden dennoch aus Bern nach Deutschland und Frankreich zum Einkaufen? Mir fällt auf, dass das Thema in den Schweizer Medien derzeit sehr dominant ist.
ME: Vor allen merkt man es im Import. Einerseits werden im Gesamten die Preise niedriger, was aber natürlich nicht zur Folge hat, dass unsere Kunden mehr einkaufen – die Summe auf dem Durchschnittsbon sinkt. Des Weiteren erhöht sich prozentual der Arbeitslohn für die Artikel. Den Konsumenten beeinflusst natürlich die mediale Berichterstattung. Wenn man monatelang immer wieder hört, dass beinahe alles im Verhältnis zu teuer ist, gibt man automatisch weniger aus.  

OM: Was meintest du mit den zu Beginn angesprochenen Verschiebungen im Einkaufsverhalten?
ME: Waren es früher hauptsächlich die Tage Montag und Donnerstag jeweils von 6 bis 9 Uhr, an denen wir unsere Hauptbesetzung brauchten, verkaufen wir nun in deutlich kleineren Mengen stärker verteilt über die gesamten Öffnungszeiten. Das hat Auswirkungen auf unsere Dienstpläne und damit auf die Kosten.

OM: Wie sieht es generell mit der Preisentwicklung bei Blumen und Pflanzen aus?
ME: Auf die letzten drei Jahre zurückgeschaut, relativ stabil.  Das stimmt mich sehr nachdenklich, wenn ich sehe, dass alles andere teurer geworden ist. Es ist unserer Branche also nicht gelungen, einen Mehrwert zu erzeugen und vor allem eine Wertschätzung für unsere Produkte und Dienstleistungen beim Konsumenten zu erzielen.

OM: Ist das nicht ein Gegensatz zu den aktuellen Entwicklungen? Alle Branchen setzen Blumen und Pflanzen in der Werbung ein und Themen wie Urban Gardening, Gesundheit in Verbindung mit Pflanzen beherrschen die Medien.
ME: Gerade unsere Branche ist hier in der Schweiz äußerst traditionell geprägt und jede Art von Veränderung löst oftmals geradezu Existenzängste aus. Viele unserer Fachgeschäfte tun sich beispielsweise sehr schwer, neue Medien einzusetzen. 

OM: Wie siehst du die Zukunft für die Blumenbörse und die Branche?
ME: Wir als Börse müssen uns viel mehr als Plattform ausrichten und elektronische Hilfsmittel benutzen. Webshop & Co. ist da nur ein Beispiel. Bei den Gärtnern ist eine gewisse Veränderung bereits stark fortgeschritten –  eine Spezialisierung gerade auf Nischenprodukte oder Waren, die für einen Transport weniger geeignet sind, wird weiter voranschreiten. Der Endverkauf wiederum muss sich, gerade was die Dienstleistungen betrifft, noch stärker an seine Kunden binden. Der Konsument will heute klar wissen, was er wofür bezahlt. Transparenz ist gefragt. Mir fällt zum Beispiel auf, dass gerade Bauern unseren Kunden und Genossenschaftern stark zu schaffen machen. Sie packen Themen wie Local4Locals perfekt an und können auch das Gefühl der nachhaltigen Produktion oftmals besser, vor allem besser sichtbar, umsetzen.

OM: Wenn du etwas verändern könntest – was brennt Dir unter den Nägeln?
ME: Die Branche braucht Fachleute. Und da drehen wir uns im Kreis: Um für die geeigneten Mitarbeiter attraktiv zu sein, müssen wir entsprechende Löhne zahlen. Zudem müssen wir in gute Leute investieren, um sie zu halten. Das aber geht nur, wenn wir die entsprechenden Umsätze erzielen mit den nötigen Margen. Der Schweizer Kunde ist weiterhin bereit, einen höheren Preis zu bezahlen, wenn Qualität und vor allem auch die Dienstleistung stimmen. Leider ist dies nicht überall der Fall.

Oliver Mathys: Vielen Dank für das sehr offene Gespräch!

 

Oliver A. Mathys begleitet DEGA GRÜNER MARKT seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister ist als Commercial Director Gardencenter beim belgischen Spezialisten für Interior Design D&M europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kolleginnen und Kollegen zu Situation und Zukunft der Branche.

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