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Mathys fragt …

Die Leidenschaft der Branche hat mich gepackt

Oliver Mathys spricht mit Judith Rakers über die Idee, die ersten Schritte und die Herausforderungen bei der Entwicklung ihres Homefarming-Konzepts für Gartencenter und Gärtnereien.

von Oliver Mathys, Den Haag erschienen am 04.07.2025
Judith Rakers ist TV-Moderatorin, Talkmasterin, Podcasterin, Autorin und Unternehmerin. Mit Oliver Mathys sprach sie über ihr Homefarming-Konzept, das sie für Gärtnereien und Gartencenter entwickelt hat. homefarming.de © Petra Reidel
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Oliver Mathys: Judith, wir kennen dich in erster Linie als unsere „Miss Tagesschau“, die du ja 19 Jahre warst – aber du bist natürlich viel mehr. Judith Rakers: Also in erster Linie bin ich eine naturverliebte Frau – ich liebe alles, was wächst und sich bewegt. Beruflich bin ich TV-Moderatorin, Talkmasterin, Podcasterin, Autorin und natürlich Unternehmerin. OM: In unserer Branche bist du seit rund 1,5 Jahren als die Frau hinter dem Konzept Homefarming bekannt. Du hast auf der Wintertagung des Verbandes Deutscher Garten-Center (VDG) deine Gedanken dazu mit uns geteilt und versprochen, dass ab Januar 2025 dein Konzept für den POS ausgearbeitet wird. JR: Das stimmt und es ist sehr viel passiert in der Zwischenzeit, dabei war es nicht gerade leicht, bei der Zusammenstellung der Sortimente alles, was mir wichtig ist, unter einen Hut zu bekommen – Nachhaltigkeit, Mehrwert, Verpackung und Kommunikation. Und wir sind gerade was die Produktbreite anbelangt, erst am Anfang und entwickeln unser Angebot stets weiter. OM: Erzähle doch mal, wie deine Reise in der Zwischenzeit so verlaufen ist – ihr seid ja quasi mit eurem Boot inzwischen auf den Weiten des Ozeans unterwegs … JR: Das ist ein schöner Vergleich – wir haben ein wunderschönes Ruderboot mit Segel, auf dem es je nach Wetterlage auch mal etwas ungestüm zugeht. Ich als Kapitänin sorge dafür, dass wir den Kurs halten, ich fühle mich aber auch für die Unterhaltung unserer Reisenden verantwortlich und will meine Leidenschaft für Natur & Co. vermitteln. Das tue ich am liebsten, indem ich von meinen eigenen Erlebnissen und Erfahrungen erzähle, die ich auf meiner kleinen Farm, aber auch in den unterschiedlichen Gartencentern und Baumärkten machen durfte. In den vergangenen Jahren habe ich diese Erfahrungen über meine Social-Media-Kanäle und meinen Podcast mit einer wachsenden Zuhörerschaft geteilt und bekam täglich mehr Feedback und vor allem Zuspruch. Also war ich nicht die Einzige, die am POS und mit der Produktvielfalt regelrecht überfordert war. Es erging sehr vielen ähnlich wie mir. Das bestärkte mich, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und schließlich auch ein eigenes Sortiment zu entwickeln. OM: Ein Teil deines Sortiments richtet sich an Kinder, warum sind dir Kinder als Zielgruppe so wichtig? JR: Der Auslöser war ein Foto, das ich zugeschickt bekam. Das zeigte einen etwa 9-jährigen Jungen, der in meinem Buch schmökerte. Seine Mama schilderte mir, dass ihn vor allem die Hühner sehr beschäftigt haben. Sie erzählte, dass es das erste Buch sei, das er allein und mit Ausdauer lese. Und das wurde mir sozusagen wie ein Samenkorn in den Kopf gesät, aus dem dann die Idee für das erste Kinderbuch wuchs. Wie sich das Ganze weiterentwickelte, ist ja weitestgehend bekannt. Manchmal braucht es eben so einen zufälligen Anstoß, der einen dazu bringt, den eigenen Weg anzupassen. OM: Die grüne Branche ist neu für dich. Was hat dich zu uns verschlagen und wie gefällt es dir bei uns? JR: Am Anfang spielte ich offen gesagt gar nicht mit dem Gedanken, ein Konzept für Gartencenter oder Gärtnereien zu entwickeln. Ich hatte eher Drogeriemärkte und Buchhändler im Sinn. Aber durch den Kontakt mit einer meiner Partnerfirmen, die Produkte für mich herstellen, wurde meine Neugier geweckt. Ich lernte einige Gartencenterinhaber kennen und irgendwie hat mich deren Begeisterung gepackt. Sie brennen für die grüne Branche, üben ihren Beruf voller Leidenschaft aus. Ich entdeckte sehr schnell unsere Schnittmenge und dann kam eins zum anderen. OM: Und wie wurde das Konzept in der Branche angenommen? Ich denke, dass sich einige meiner Kollegen schwertun, ein komplettes Paket an Produkten abzunehmen. Es sind ja einige dabei, die schon im Sortiment vieler Gartencenter zu finden sind und durchwegs sehr viel günstiger. Wie kannst du sie überzeugen? JR: Der positive und klare Unterschied unserer Homefarming-Kollektion liegt darin, dass wir in Deutschland und Europa produzieren lassen. Bei den Verpackungen wird auf Plastik verzichtet. Das ist gerade beim Produktsourcing der etwas schwerere Weg, aber wir sprechen nicht über Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Gärtnern, wir leben es tagtäglich. Aber es ist mir klar, dass ich trotz meiner eigenen Begeisterung nicht alle überzeugen kann. Und nur wenn die Unternehmer selbst überzeugt sind, kann auf der Fläche auch entsprechend agiert und Umsatz erzielt werden. Es sind schlussendlich Unternehmer, die Geld verdienen müssen und dafür ihre eigenen Entscheidungen treffen. Ich bin aber überzeugt, dass wir gemeinsam erfolgreich sein können. Und die ersten Beispiele in den Gartencentern, in denen wir vertreten sind, beweisen das bereits. OM: Worüber du zu wenig sprichst, ist dein Content, der deinen Händlern ja auch zur Verfügung steht. JR (schaut verdutzt): Hmm, vielleicht sollte ich das mehr betonen. Ja, es stimmt, das ist mit drin, wir stellen den Kunden über QR-Codes an den Produkten viele Hintergrundinformationen zur Verfügung. Der Verkauf hört bei uns sozusagen nicht an der Kasse auf und das bindet die Kunden letztlich auch an das Gartencenter. Eine meiner besten und erfolgreichsten Ideen ist unser Homefarming-Adventskalender. Darin sind Sämereien hinter den einzelnen Türchen, die ja in den Monaten nach Weihnachten ausgesät werden müssen. Das Erlebnis mit dem Kalender ist also nicht am 24. Dezember vorbei, sondern geht in den kommenden Monaten weiter. OM: Über deine Produkte haben wir schon gesprochen. Mit dem Blick auf dein Sortiment frage ich mich, ob es tief genug ist? JR: Mir liegt es wirklich am Herzen, dass wir Artikel anbieten, die in Deutschland und Europa produziert werden, wo sich Unternehmen nachhaltigen Standards verpflichten und diese auch leben. Und bei einigen Produktgruppen dauert es halt etwas länger, bis bei den Produzenten der Schalter im Kopf umgelegt ist. Aber ich bleibe dran – und wenn das jemand liest, der passende Produkte für uns hat, meldet euch bitte. OM: Zu guter Letzt bin ich neugierig, was deine Lieblingspflanze ist. JR: Ganz klar, die Tomate! OM: Jetzt überraschst du mich, du bezeichnest sie doch als Diva im Gemüsebeet, die manchmal richtig herumzickt. JR: Das stimmt, aber wenn es ihr dann passt und sich Gärtner und Tomate gefunden haben, dann performt sie sensationell – das passt zu mir. OM: Das lasse ich als Schlusswort stehen. Ich wünsche dir viel Erfolg und ich bin gespannt, wie viele Gartencenter im kommenden Jahr dein Konzept auf der Fläche haben. Vielen Dank für deine Offenheit!
Autor:in
Oliver A. Mathys
begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zur Situation und Zukunft der Branche. oliver-m-consulting.com
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