
Wie wird Euer Advent 2024 – knallig oder natürlich?
Die Planungen für den Advent stehen und wir sind neugierig: Wie sieht der Advent 2024 bei euch aus? Hyggelig-natürlich oder habt ihr euch von den irisierenden Oberflächen inspirieren lassen und drum herum ein spaciges Lila-Thema geplant? Was sind eure Pläne und Ideen? Mit welchem Farbthema abseits von klassischem Rot und Gold generiert ihr Aufmerksamkeit?
von Nadine Quist erschienen am 01.10.2024
© Elina Lewi PhotographyWie schon im letzten Jahr wollen unsere Kunden Knallfarben. Und nicht nur junge Kunden! Nicole Steinmacher von Steinmacher oHG in Herne
Wir haben drei knallige Farbthemen dieses Jahr: Pink, Flieder-Lila mit Schlamm-/Goldtönen und Neonfarben. Ich schätze, dass diese Farbthemen zusammen rund 50 % des Angebots einnehmen werden. Die andere Hälfte besteht aus Rot mit Bordeaux/Gold und Orange/Rost kombiniert sowie Schwarz/Gold und Salbei mit Naturtönen.
Wir arbeiten in der Floristik nah am Trend und freuen uns immer sehr, neue Gestaltungen mit aufzunehmen. Ich lasse mich für Advent und auch fürs Alltagsgeschäft gerne in der Modewelt inspirieren und auf meinen Besuchen der großen Fachmessen, wie Christmasworld, Ambiente und Nordstil, in verschiedenen Showrooms unserer Lieferanten und natürlich auch über Social Media, momentan am liebsten bei unseren holländischen Floristen-Kollegen und Lieferanten. Die sind uns immer einen kleinen Schritt voraus.
Im vorherigen Jahr hatte ich zum ersten Mal den Farbton Pink zu Advent aufgenommen und es war schon sehr schwer interessante Produkte zu bekommen. Wie gut der Farbton angenommen wurde, hat mich aber dann doch etwas überrascht. Selbst ältere Kundschaft die immer nur Rot zu Advent genommen hatten, ist auf Pink umgestiegen.
Unser Geschäft ist in Herne mitten im Ruhrgebiet nahe der Cranger Kirmes mit ca. 160Td Einwohnern. Früher war es eine beliebte Einkaufsstraße, leider haben in den letzten 10-15 Jahren fast alle Fachgeschäfte den Standort verlassen. Es ist kein wohlhabender Stadtteil, Altersstruktur gemischt. Mit Pink zu Advent haben wir Kunden im Umkreis begeistern können, die ganz neu auf uns aufmerksam wurden. Eine Kundin hat eine Fahrtstrecke von 150 km auf sich genommen, um ihren pinken Adventskranz zu bekommen. Das sind irre 300 km!
Während meines Studiums zum Betriebswirt habe ich einige interessante Seminare über Marketing besucht. POS, Warenpräsentation, Warenverpackungen, Storytelling ist für jeden so unfassbar wichtig geworden. Wir haben in den letzten Jahren wahnsinnig viele neue Kunden über Social Media gewinnen können. 30–40 km Umkreis ist durch Social Media Standard geworden. Kunden kommen gezielt nach unserer Story auf Instagram ins Geschäft und möchten das gezeigte Produkt kaufen. Denen muss man dann auch etwas bieten.
Wir bieten komplett haltbare Adventsfloristik an. Dekorieren Wollkränze, arbeiten mit ausgefallenen Seidenblumen, knalligen Glitzerzweigen, gefärbten Materialien wie Trockenblumen, aber auch eingefärbten frischem Eucalyptus, Skimmia. Frisches Grün verarbeiten wir auch, gerne aber kombiniert mit Trockenblumen und dem eingefärbten frischen Beiwerk.
In diesem Jahr war es schon etwas leichter großartige Produkte in den Trendfarben zu bekommen. Allerdings hat es mich doch überrascht, wie wenige gute Händler ihr Angebot darauf angepasst haben. Daher hat es doch mehr Zeit in Anspruch genommen, weil ich nach Hamburg, Frankfurt, ins Emsland und nach Bremen gefahren bin – alles für die perfekten Dekorationsaccessoires.
Wir sind ein großes Floristik-Team mit vier Vollzeitkräften, darunter neben mir noch eine weitere Floristmeisterin und Teilzeitfloristinnen, unterstütz werden wir zusätzlich durch drei Helferinnen in der Floristik. Meine Eltern sind ebenfalls beide noch täglich im Tagesgeschäft.
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© Mette VasterlingDer Advent 2024 wird bei uns definitiv wieder sehr natürlich. Jessica Grund-Grube von Grund Blumen in Braunschweig
Wir werden mit viel schönem aber auch besonderen Grün und Naturmaterial arbeiten, ergänzt durch ein bisschen Glanz. Meine Hauptfarben werden in diesem Jahr wieder schöne Beerentöne, ein bisschen Salbei und Natur. Das klassische Rot darf für manche Kunden nicht fehlen, wird im Laden aber nicht zu sehr präsent sein, sondern vor allem auf Bestellung gearbeitet.
Workshops, bei denen wir Biolith-Kränze mit den Teilnehmenden stecken, werden ein recht großer Schwerpunkt zum Advent. Gesteckte Kränze machen mittlerweile auch mehr als die Hälfte des Verkaufs aus. Sie sind preislich schon eine Hausnummer, qualitativ aber lohnenswert für die lange Adventszeit. Das haben auch die Kunden in den vergangenen Jahren für sich schätzen gelernt. Wir „pimpen“ auch zugekaufte gewickelte Kränze. Aufgrund der Preisentwicklung in den letzten beiden Jahren liegen diese aber auch schon sehr weit oben.
Die Adventsausstellung wird als „Nacht im Blumenladen“ stattfinden, mit im Voraus buchbaren Tickets, damit ich eine ungefähre Übersicht habe, wie viele Leute Interesse haben. Wir werden es uns an dem Abend unter dem Motto „Winterlicher Sonnenuntergang“ ab 19 Uhr rund 2,5 bis 3 Stunden nett machen, mit einer kleinen DIY-Geschichte, leckeren Getränken und ein bisschen was zum Snacken. Damit hoffe ich die Zielgruppe zu erreichen, die keine klassische Adventausstellung zum einfach nur Schauen erwartet, sondern sich etwas anderes wünscht, als sich mit Menschenmassen durch ein Blumengeschäft zu schieben.
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© Andreas FrankBei uns wird es cosy und soft – in unseren aufgeregten Zeiten, brauchen wir nicht noch einen aufgeregten Advent. Andreas Frank, Blumenwerk Neudenau
Den Advent halten wir relativ unbunt dieses Jahr. Naturtöne und Platin, Silber, Gold, aber so ein bisschen matt alles, kein Hochglanz, kein Pink, nicht unbedingt Glitzer. Ich war auf der Messe in München, zusammen mit einem Kollegen aus dem Schwarzwald und einer Kollegin aus dem Rheingau. Wir haben bei den gleichen Ständen eingekauft, aber völlig andere Programme gefahren.
Bei der Kollegin wird alles lila, irisierend, also so richtig crazy. Bei mir muss gerade alles ganz cozy, soft und unaufgeregt sein, weil ich finde, die Welt ist momentan schon so aufgeregt. Ich brauche da nicht auch noch einen aufgeregten Advent. Was die Kollegin da fährt, ist ein tolles Programm, das mir total gut gefällt, aber ich würde das nicht in die Wohnung stellen und ich möchte mich einfach mit Sachen umgeben, die ich mir auch in die Wohnung stellen würde.
Die Messe in München fand ich dieses Jahr richtig gut, muss ich sagen. Ich war super zufrieden, war ein tolles Angebot. Nichts weltbewegend Neues, aber ganz schöne Materialien und ganz wertige Sachen. Genau das, was ich mir vorgestellt habe, habe ich auch gekriegt. Ich habe einfach nicht die Kundschaft, die jedes Jahr was Neues braucht. Und ich finde auch, die Zeiten sind vorbei, als man sich jedes Jahr komplett neuen Krempel gekauft hat. Die, die das wollen, landen inzwischen bei Temu und Co. Ich möchte meinen Kunden aber etwas Hochwertiges bieten.
Wenn du dann natürlich noch das Verkaufsargument hast, dass man es schön kombinieren kann, und man es lange sehen kann, dann ist das schon was. Und trotzdem muss man jedes Jahr einen anderen Ton dabei haben, ein anderes Material, eine andere Oberfläche und dann kombinieren sie schon. Früher haben sich die Kunden praktisch jedes Jahr einen neuen Weihnachtsbaum zugelegt, komplett mit Kugeln und Gedöns. Das gibt es heutzutage nicht mehr. Finde ich aber auch gut. Wir müssen vor allem von dem Billigschrott wegkommen.
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