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Interview mit Nicolaus Peters

„Der Titel ist eine große Ehre, aber auch eine große Verantwortung“

Nicolaus Peters hat den Interflora Worldcup 2023 gewonnen und ist damit Weltmeister der Floristen. Der Berliner ist erst der zweite Deutsche, der den wichtigsten Titel der Branche tragen darf. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie er die vergangenen Wochen erlebt hat, aber auch darüber, was ihm in den kommenden Monaten wichtig ist.

von Das Interview führte Grit Landwehr erschienen am 09.10.2023
Nicolaus Peters hat den Interflora Worldcup 2023 in Manchester gewonnen. Auf Platz 2 landete Elisabeth Paalsson (l.) aus Norwegen, auf dem dritten Platz Elizabeth Newcombe (r.) aus England. © Jens Poulsen/Blomster
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Zur Person
Nicolaus Peters
ist quasi im Blumenladen aufgewachsen – seine Mutter betrieb ein Blumenfachgeschäft. Nach der Schule wählte er jedoch zunächst den Gärtnerberuf und schloss der Ausbildung auch ein Gartenbaustudium an. Nach dem Studium eröffnete er mit einem Kommilitonen ein Blumengeschäft. Schnell wurde ihm klar, dass eine floristische Ausbildung notwendig ist. Also ging er noch einmal in die Lehre, um dann später auch eine Meisterausbildung zu absolvieren. Nicolaus Peters arbeitete in führenden Berliner Blumenfachgeschäften. Doch schnell machte er sich mit einer „Werkstatt" selbstständig. Seit rund 30 Jahren betreut er mit nur einem Helfer eine Reihe von Geschäfts- und Privatkunden, auch in Ministerien des Regierungsviertels kann man ihn antreffen.  www.nicolaus-peters.de
Nicolaus, Dein Sieg in Manchester ist nun drei Wochen her, wie ist es Dir in dieser Zeit ergangen? Die ersten Tage waren überwältigend! Viele gute Kollegen aus dem deutschsprachigen Raum haben sich sofort gemeldet, von allen Seiten kamen Glückwünsche. Das hat mich echt berührt und ich bin sehr dankbar dafür. Fünf Tage nach dem Sieg, habe ich ein paar Tage Urlaub gemacht, um das Ganze überhaupt erstmal richtig zu realisieren. Ich habe mir in Ruhe die Bilder angeschaut und alles noch einmal Revue passieren lassen. Im Wettkampf-Modus musst du fokussiert bleiben und kannst nur wenig rechts und links gucken, da ist man wie in einem Film.
Die vielen Glückwünsche, die in den ersten Tagen kamen, haben mich wirklich überwältigt. Nicolaus Peters
Hand aufs Herz: Hattest Du Dir Chancen auf den Sieg ausgerechnet? Wenn man bei einem Wettkampf antritt, wünscht man sich natürlich, sehr weit nach vorne zu kommen. Ich wollte auf jeden Fall in die Top-Ten, das wäre sonst peinlich geworden (lacht), die deutschen Starter der letzten Jahre haben ja gut vorgelegt. Als klar war, dass wir ins Halbfinale kommen, war schonmal ein wichtiger Schritt erreicht. Dann sogar unter den fünf Besten zu sein, war natürlich noch toller – das war das, was ich erreichen wollte. Dass es dann sogar der erste Platz wurde, ist natürlich großartig, eine ganz tolle Erfahrung! Das war die größte Herausforderung in meinem beruflichen Leben. Und jetzt bist du der zweite deutsche Weltmeister. Das ist wirklich so schön, nach so langer Zeit den Titel für Deutschland geholt zu haben und damit die deutsche Floristik, deutsches Design mal wieder auf eine internationale Bühne zu heben. Deutsche Floristik ist weltweit anerkannt, hat international einen guten Stand, mit den vielen großen Namen wie Gregor Lersch und Ursula Wegener. Mich mit meinem Namen da jetzt einzureihen, ist eine ganz große Ehre und vor allen Dingen auch eine ganz große Verantwortung. In diese Rolle muss ich erst hereinwachsen. Ich nehme mich selbst ja gar nicht so wichtig. Das was ich erreicht habe, ist die Summe aus allen Erfahrungen, die ich in meinem Berufsleben gemacht habe, vor allem bei der Zusammenarbeit mit den vielen großartigen Kollegen. Den Sieg empfinde ich als eine Art Anerkennung dafür. Ich bin ein Wettkampf-Florist, das war schon immer meins – nicht unbedingt, weil ich gewinnen wollte, sondern eher, um mich weiter entwickeln zu können.
Wettkämpfe waren schon immer meins, nicht weil ich gewinnen, sondern weil ich mich weiterentwickeln will. Nicolaus Peters
Weißt Du schon, wofür Du die Öffentlichkeit nutzen willst, die Du jetzt bekommst? Was mir am Herzen liegt, sind die Floristen, die tagein tagaus jeden Tag im Laden stehen, sich für diesen Beruf entschieden haben. Ich habe eine extrem große Hochachtung davor, deshalb ist es mir ein großes Anliegen, darauf einen Fokus zu setzen, diese Basis zu stärken und unser Handwerk stärker in die Öffentlichkeit zur rücken. Schön wäre natürlich auch, wenn es mir gelingt, wieder mehr junge Menschen für unseren tollen Beruf zu begeistern. Nicht nur der Wettbewerb, auch die Vorbereitung darauf ist eine sehr intensive Zeit. Das stimmt, das vergisst man immer so schnell. Die Zeit der Vorbereitung echt krass. Man ist drei–vier Monate nur auf diesen Wettkampf konzentriert, nimmt rechts und links gar nichts mehr war, geht bis an die eigenen Grenzen. Drei von sechs Arbeiten bringt man ja vorbereitet mit. Das ist ein langer Prozess, in dem man immer am Thema dranbleiben, Techniken probieren, wieder verwerfen und neu überlegen muss. Das war nicht ohne, aber die Erfahrung war es wert, ich möchte das nicht missen.
Petra Konrad stand Nicolaus Peters als Helferin zur Seite. Sie hat Worlcip-Erfahrung und hat Nicolaus schon beim Singapore Garden Festival und beim Alpe Adria Cup unterstützt.
Petra Konrad stand Nicolaus Peters als Helferin zur Seite. Sie hat Worlcip-Erfahrung und hat Nicolaus schon beim Singapore Garden Festival und beim Alpe Adria Cup unterstützt. © Lisart & Doris Heinrich Photography
Ich war währenddessen immer in engem Austausch mit Petra Konrad, die eine wahnsinnig große Erfahrung hat – sowohl Manfred Hoffmann, als auch Björn Kroner bei ihrer Worldcup-Teilname begleitet hat. Sie hat mich sowohl im Wettbewerb, als auch in der Vorbereitung großartig unterstützt. Petra und ich sind da ein super Team und ich bin ihr für ihre Unterstützung unendlich dankbar. Der Sieg war eine Teamleistung.
Für Petras Unterstützung bin ich wahnsinnig dankbar. der Weltmeistertitel war eine Teamleistung. Nicolaus Peters
Petra hat sich auch um die ganze Ausschreibung gekümmert. Man bekommt ein riesiges Handbuch, das alle Regularien enthält. Ich finde das lästig, ich überlese schnell mal was, weil ich lieber an den Blumen und am Thema dran sein will. Diese Regularien sind aber wahnsinnig wichtig, Petra hatte sie immer im Blick. Dazu gibt es eine schöne Anekdote. Im Januar kam die Aufgabenstellung. Beim Brautstrauß hieß es da, dass er eine Wasserversorgung haben müsse – eine echte Herausforderung, weil das ja überhaupt nicht mehr zeitgemäß ist und sich auch mit dem Thema „A heavenly wedding“, bei dem man an etwas luftig-leichtes denkt, schlecht vereinbaren lässt. Einen Monat später kam ein Update zur Aufgabenstellung, in dem die Anforderung Wasserversorgung gestrichen war. Ich hatte das aber überlesen und das Update war auch das einzige, das ich nicht an Petra weitergeleitet hatte. Wir haben also bis zum Schluss an der Wasserversorgung getüftelt. Das war unser schwierigstes Werkstück, was wir da an Sachen ausprobiert haben, kannst Du Dir gar nicht vorstellen. Erst in Manchester haben wir es gemerkt, dass das gar nicht mehr nötig war. Und irgendwie sollte es so sein: Unser Brautstrauß hat dann die beste Bewertung von allen bekommen (lacht). Wie hast Du die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebt? Wer hat Dich besonders beeindruckt? Das Miteinander unter den Teilnehmern war wirklich ohnegleichen, es war toll. Jeder hätte dem anderen den Sieg gegönnt. Diese Gemeinschaft mitzuerleben, war wirklich eine ganz tolle Erfahrung. Man geht ja durch einen gemeinsamen Prozess, ist im Austausch und verbringt viel Zeit miteinander. Ich habe in dieser Zeit wunderbare Freundschaften mit guten Kollegen aus der ganzen Welt geschlossen.
Unter den Teilnehmern herrschte ein wunderbares Miteinander. Das zu erleben, war eine tolle Erfahrung. Nicolaus Peters
Beeindruckt hat mich die Drittplatzierte, Elizabeth Newcombe aus England, die ich ganz vorne gesehen habe und deren Brautstrauß ich besonders gelungen fand. Sie hat das Thema „A heavenly wedding“ großartig umgesetzt. Und wen ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, war die spanische Teilnehmerin Patricia Aguin Carballa. Unsere Kojen lagen nebeneinander und wir waren von Anfang an total auf einer Linie – sowohl in Bezug auf unser Design als auch in der Art, wie wir mit Blumen umgehen. Da war ich total geflasht, ihre Arbeiten fand ich ganz toll. Auch sie hätte ich noch weiter vorne gesehen, sie selbst war mit ihrem fünften Platz aber total happy. Es war ihr erster internationaler Wettbewerb und sie hatte nicht damit gerechnet, so weit nach vorn zu kommen. Beeindruckt hat mich natürlich auch Elisabeth Palsson aus Norwegen, die Zweitplatzierte. Sie hat ganz anders gearbeitet, ihre Floristik unterscheidet sich stark von meiner, aber ich finde es großartig zu sehen, wie Kollegen anderer Länder ganz anders mit den Blumen umgehen und damit ein ganz anderes Design schaffen. Wie geht es jetzt bei Dir weiter? Ich werde vermutlich viel unterwegs sein, schon jetzt habe ich ein Reihe von Anfragen bekommen. Ich will aber weiterhin meine Werkstatt betreiben, das war für mich von Anfang an klar. Deshalb werde ich die Angebote, die kommen, sehr sorgfältig sichten abwägen: Habe ich dazu Lust oder nicht. Die Weltmeisterschaft war das größte Ding was man in der Branche machen kann und ich habe es gewonnen. Jetzt nehme mir die Freiheit zu sagen: Ich mache nur das, worauf ich wirklich Bock habe, wo ich der Meinung bin, dass ich jemanden erreiche, etwas weitergeben kann.
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