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HDE-Konsumbarometer im September

Verbraucherstimmung verschlechtert sich erstmals seit Jahresbeginn deutlich

Die Verbraucherstimmung in Deutschland trübt sich im September spürbar ein. Wie aus dem aktuellen Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) hervorgeht, geht der Index zum ersten Mal seit Beginn des Jahres zurück.

von HDE erschienen am 23.09.2025
Erstmals deutliche Verschlechterung seit Jahresbeginn beim Konsum. © HDE
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Nach der Sommerpause sind die Erwartungen der Verbraucher für das restliche Jahr gedämpft. Eine Erholung des privaten Konsums ist nicht in Sicht.

Gesamtwirtschaftliches Umfeld

Ein wichtiges Thema im Hinblick auf die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) war im August die Datenrevision des Statistischen Bundesamtes. Die Statistiker aus Wiesbaden hatten zusammen mit der Schnellschätzung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums im zweiten Quartal auch die Konjunkturdaten seit 2008 in einem größeren Umfang revidiert. Dies führte teilweise zu gravierenden Änderungen, wodurch klar wurde, dass das Wachstum Deutschlands in den vergangenen Jahren nicht nur stagnierte, sondern vielmehr hat die Volkswirtschaft eine schwere Rezession durchlaufen.

Im Jahr 2023 ist das BIP beispielsweise nicht wie bislang vermutet um 0,1 % geschrumpft, sondern um 0,7 %. Und der Rückgang im Jahr darauf belief auf 0,5 % und damit nicht nur 0,2 %.

Eine Rückkehr auf den gesamtwirtschaftlichen Wachstumspfad wird also sehnlichst erwartet. Die Hoffnung darauf erhielt allerdings durch die zweite Revision im August einen erneuten Dämpfer. Am 22. August korrigierte das Statistische Bundesamt die Schätzung fürs zweite Quartal. In den Monaten April bis Juni ist demnach das BIP nicht um 0,1 % gesunken, sondern sogar um 0,3 %.

Diese Schwäche zeigt sich auch in den jüngsten Konjunkturzahlen. Am 7. August vermeldete das Statistische Bundesamt, dass die Produktion des produzierenden Gewerbes im Juni um 1,9 % gegenüber dem Vormonat gesunken ist. Einen Rückgang gab es ebenfalls beim Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe (minus ein Prozent). Dabei entwickelten sich die Bestellungen im In- und Ausland unterschiedlich. Während die Aufträge aus dem Inland um 2,2 % zulegten, gingen die Bestellungen aus dem Ausland um 3 % zurück. Und ohne die Berücksichtigung von Großaufträgen war der Auftragseingang im Juni um 0,5 % höher als im Vormonat. Bei den Exporten gab es ein Plus von 0,8 %.

Die Erwartungen für das restliche Jahr sind etwas optimistischer, aber ein wirklicher Aufschwung erfolgt frühestens 2026. Der BIP-Flash-Indikator des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IHW) signalisiert für das dritte Quartal ein BIP-Wachstum um 0,3 %. Und für das letzte Quartal erwarten die IWH-Ökonomen eine Zunahme in gleicher Höhe. Allerdings rechnen die von Bloomberg befragten Analysten im aktuellen Quartal nur mit einer Stagnation und im vierten Quartal mit einem leichten Plus beim BIP.

Angesichts der bisherigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in diesem Jahr wird zum Jahresende also im besten Fall ein minimales Plus in den Büchern stehen. Und Deutschland fehlen dann sechs Jahre reales Wirtschaftswachstum.

Eine positive Meldung gab es im August auf dem Feld der Handelspolitik. So haben sich die EU und die USA auf eine Schriftfassung des jüngst ausgehandelten Zollabkommens verständigt. Das bringt zumindest auf dem Papier Planbarkeit für die kommenden Monate mit sich, zeigt allerdings einmal mehr die Unberechenbarkeit der aktuellen US-Regierung. Anders als mündlich vereinbart ist die Absenkung der US-Zölle auf Autoimporte aus der EU nun an die Bedingung September 2025 | Seite 03 geknüpft, dass die EU ihre Zölle auf amerikanische Industriegüter vorher auf null senkt. Da dies nur mit einer Gesetzänderung erfolgen kann, wird es noch dauern, bis die europäischen Automobilhersteller den geringeren Zoll zahlen müssen. Zwar sind alle Beteiligten auf EU-Seite froh, dass der Handelskonflikt nicht weiter eskaliert, aber wirklich zufrieden ist niemand.

Diese vermeintliche Ruhe hielt allerdings nur bis zum 26. August. Dann verkündete der US-Präsident in einem Social-Media-Post, neue Zölle in Kraft zu setzen, solang die EU nicht das Gesetz über digitale Dienste und das Gesetz über digitale Märkte außer Kraft setzt. Auch zeigt sich mittlerweile, dass die USA den Geltungsbereich der Stahl- und Aluminiumzölle in Höhe von 50 % auf mehr als 400 daraus gefertigte EU-Produkte ausweiten. Die Zölle gelten zusätzlich zu den mit der EU vereinbarten 15 %.

Bei der Stimmung in der Wirtschaft zeigt sich im August ein heterogenes Bild. Die Konjunkturerwartungen des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), für die monatlich rund 300 Finanzmarktexperten befragt werden, sinken um 18 Punkte gegenüber dem Vormonat und erreichen damit eine Höhe von 34,7 Punkte. Maßgebliche Gründe sind dafür laut Achim Wambach, Präsident des ZEW, die schlechte gesamtwirtschaftliche Entwicklung im zweiten Quartal sowie die Enttäuschung vom EU-US-Handelsabkommen.

In den Unternehmen hellt sich hingegen die Stimmung minimal auf. Der ifo Geschäftsklimaindex steigt um 0,4 Punkte auf ein Niveau von nun 89 Punkte. Clemens Fuest, Präsident des ifo Instituts, bremst jedoch die Erwartung: „Die Erholung der deutschen Wirtschaft bleibt schwach.“ Eine Schwäche ist auch weiterhin am Arbeitsmarkt zu verzeichnen. „Im August ist das eingetreten, was wir auch erwartet haben: Aufgrund der Sommerpause ist die Arbeitslosigkeit auf über 3 Millionen gestiegen. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor von der wirtschaftlichen Flaute der vergangenen Jahre geprägt. Es gibt allerdings auch erste Anzeichen einer Stabilisierung“, sagte Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA) am 29. August anlässlich der Vorstellung der aktuellen Arbeitsmarktzahlen.

Die Arbeitslosigkeit nahm im August um 46.000 Personen zu, sodass sich die Gesamtzahl nun auf 3,025 Millionen beläuft. Dies sind zugleich 153.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Außerdem weist die Arbeitslosenquote eine Zunahme um 0,1 Prozentpunkte auf nun 6,4 % auf. Die Aussichten für die weitere Arbeitsmarktentwicklung sind im September nicht eindeutig. So erhöhte sich das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im August zum fünften Mal in Folge. Der Anstieg beläuft sich auf 0,7 Punkte gegenüber dem Vormonat. Das Barometer weist damit nun einen Wert von 100,7 Punkten auf.

„Zum ersten Mal seit über drei Jahren erwarten die Arbeitsagenturen ein Ende des Anstiegs der Arbeitslosigkeit“, kommentiert Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB. Hingegen gab das ifo Beschäftigungsbarometer leicht nach. Im Vergleich zum Vormonat sank es minimal um 0,2 Punkte auf einen Wert von nun 93,8 Punkte. „Der Arbeitsmarkt kommt nicht aus der Krise“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Die stagnierende Wirtschaft lässt die Unternehmen bei den Personalplanungen vorsichtig agieren.“

Herausfordernd bleibt im Hinblick auf den Arbeitsmarkt weiterhin die Insolvenzentwicklung. Nach vorläufigen amtlichen Daten stieg die Anzahl der Regelinsolvenzen im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat um 19,2 %. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen erreichte damit einen Wert, der – abgesehen vom Rekordmonat April 2025 – so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr war.

Das jeweils am ersten Montag eines Monats erscheinende HDE-Konsumbarometer basiert auf einer monatlichen Umfrage unter 1.600 Personen zur Anschaffungsneigung, Sparneigung, finanziellen Situation und zu anderen konsumrelevanten Faktoren. Das Konsumbarometer, das vom Handelsblatt Research Institute (HRI) im Auftrag des HDE erstellt wird, hat eine Indikatorfunktion für den privaten Konsum. Es bildet nicht das aktuelle Verbraucherverhalten ab, sondern die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten. Der private Konsum als wichtigste Kraft der Binnenwirtschaft und gesamtwirtschaftlicher Wachstumstreiber rückt in den letzten Jahren stärker in Fokus. Mit dem Konsumbarometer können Konsumtrends besser und schneller als bisher erkannt werden.

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