… was passiert denn da im Augenblick?
Oliver Mathys ist als Berater und Gartencenterinspekteur für den Verband Deutscher Garten-Center viel in deutschen und niederländischen Gartencentern unterwegs. Dabei hat er noch nie solche Qualitätsunterschiede wahrgenommen, wie jetzt.
von Oliver Mathys, Oliver M. Consulting, Den Haag erschienen am 09.07.2024Wenn einer eine Reise macht, dann hat er viel zu erzählen! Aber im Moment verstehe ich die Welt nicht mehr. Mein Weg führte mich nach der Messe in Köln einige Tage in den Süden Deutschlands und danach hatte ich noch in den östlichen Bundesländern zu tun. Ich fuhr also einmal quer von Den Haag bis fast Richtung tschechische Grenze und zurück. Und viele wissen: Bei mir ist der Weg das Ziel und so hatte ich auf den beiden Reisen 14 Gartencenter unterschiedlicher Größe auf meiner Route.
In den letzten Jahren habe ich bei meinen Besuchen in verschiedenen Gartencentern noch nie eine derartige Vielfalt erlebt – ich weiß, Diversity ist gefragt - aber so krass?!
Da gab es Gartencenter, in denen ich als Kunde ehrlich gesagt keine einzige Beet- und Balkonpflanze gefunden hätte: nur Reste vom Frühling und dementsprechend mehrmals ausgeputzt, lang, geil und etwas verhungert. Das hatte sich anscheinend bereits in der Region herumgesprochen, denn es waren neben meinem Auto nur noch zwei weitere Kunden anwesend. Ja, es war sehr sommerliches Wetter, aber rund zwei Stunden vorher stand ich in den Niederlanden auf einem Parkplatz mit gut 200 Autos vor der Tür. Der Spielplatz war voll, viele Eltern genossen noch ihr leckeres Frühstück im Gartencentercafé und am Eisstand war um 10 Uhr schon eine Schlange zu sehen.
Dann kam ich in ein Gartencenter, das es mit seinen Kunden besonders gut meinte – es war bis unters Dach mit frischen Pflanzen gefüllt und weitere 20 CC kamen gerade an. Stämmchen gab es zu hunderten – ich hatte so ein „Ende-April-Gefühl“ – als ob der Muttertag vor der Tür steht. Auf mein Nachfragen meinte die Abteilungsleiterin: Der Chef sei im Urlaub und er wollte, dass genügend Auswahl da sei. Weil ich auf dem Parkplatz nur sieben Autos gesehen hatte, fragte ich nochmal nach. Die Mitarbeiterin bestätigte daraufhin meine Befürchtung: Nee, im Moment laufe gar nix. Ach ja, und das Café war bis auf Weiteres geschlossen. Ich hatte Durst und nur ein paar hundert Meter weiter fand ich ein Café mit Terrasse – wo dann auch viele Menschen saßen und das Leben genossen.
Und ihr könnt es euch bestimmt schon denken: Auf dem Rückweg war es nicht anders – 10 Uhr in Deutschland: acht Kunden in einem sehr gut versorgten Gartencenter, mit schönem, aber leerem Café, 11.30 Uhr in Deutschland: 14 Kunden ...
12.30 Uhr in den Niederlanden: ein mittelmäßig versorgtes Gartencenter mit Café, an dem die Kunden schon Schlange standen und 120 Autos vor der Tür. Und zu guter Letzt hielt ich um 14.30 Uhr an einem Gartencenter in den Niederlanden, der Parkplatz war mit rund 150 Autos sehr gut gefüllt und die Mitarbeiter des Gartencenters haben den Kunden geholfen, die Waren aus den vollen Einkaufswagen ins Auto zu laden.
Haben wir in Deutschland den Kontakt zu unseren Kunden verloren? Warum sind die Cafés nicht überall voll?
Ein Punkt, der mir noch auffiel: In den Niederlanden wurde ich angelächelt. Es gab überall ein „Hallo, wie geht’s?“ – dieses Gefühl willkommen zu sein, habe ich in Deutschland nur an zwei Orten erlebt, wo war denn die Fußballeuphorie? Inzwischen bin ich auf dem Weg nach Österreich und mal sehen, was da passiert, die sind ja schließlich auch Gruppenerster der Vorrunde?
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