Noch Aufgaben zu lösen
Die spoga+gafa in Köln ist gelaufen. Die Stimmung war sehr unterschiedlich, vom Lob in den höchsten Tönen
bis zu großer Enttäuschung reichten die Äußerungen der Aussteller. Die unterschiedlichen Wünsche von Ausstellern
und Besuchern in Zukunft optimal zu verknüpfen erfordert noch längere Abstimmungen.
- Veröffentlicht am
Mit Spannung und gemischten
Gefühlen war
die spoga+gafa 2008 in
Köln (Internationale Fachmesse
für Sport, Camping und Lifestyle
im Garten/Internationale Gartenfachmesse)
erwartet worden.
Hatten die Absagen einiger prominenter
Aussteller vor allem im
Motorgerätebereich im Vorfeld
einen Einfluss auf den Messeverlauf?
Oder verfehlten die Appelle
der Messebefürworter nicht ihre
Wirkung, die zur Unterstützung
der Messe als einzigartiger internationaler
Plattform aufriefen?
Beide Entwicklungen machten
sich bemerkbar. Tatsächlich lagen
die offiziellen Besucherzahlen
von am letzten Messetag geschätzten
41 500 gegenüber der
Zahl der letzten gemeinsamen
Ausgabe von spoga+gafa im Jahr
2006 (50 000) deutlich niedriger.
Auch die Zahl der Aussteller war
auf 2155 gefallen. Gleichzeitig
betonte die Koelnmesse die Qualität
der Besucher und die gestiegene
Internationalität: „Die internationalen
Entscheider aus Industrie
und Handel waren da.“
Die Wirklichkeit war etwas differenzierter,
von Ausstellerbereich
zu Ausstellerbereich, von Halle zu
Halle, zwischen den Ausstellern
desselben Segments. Die Stimmung
lag tatsächlich zwischen
himmelhochjauchzend und zu Tode
betrübt, so extrem waren die
Unterschiede im letzten Jahrzehnt
zumindest noch nie. Der Eindruck
der Journalisten, die für unsere
Zeitschrift unterwegs waren, lautet
in Kürze: Die Stimmung bei
Möbel- und Grillherstellern ist
durchwachsen, nicht euphorisch,
nicht grundsätzlich negativ. Auch
die Geräteaussteller schienen leidlich
zufrieden. Bewässerung: ganz
okay, Gefäße: nicht schlecht, Teile
der Halle 10.2 (Substrate, Pflanzenstärkungsmittel,
Dekoration,
Pflanzen): gerade noch so bis miserabel.
Entsprechend war auch die
Resonanz unterschiedlicher Firmen.
„Für uns die beste Gafa aller
Zeiten“, war ebenso zu hören wie
„das letzte Mal da gewesen“. Mitarbeiter
einiger Firmen, die im
Vorfeld laut die Werbetrommel
gerührt haben, am Stand viel
Neues und/oder viele Aktivitäten
boten oder einen neuen, überraschenden
Auftritt vorbereitet
hatten, „klagten“ über anstrengende
drei Tage mit Gesprächen
von morgens bis abends. Dazu
zählte Wolf Garten, Betzdorf, denen
zudem noch das schöne Wetter
für Outdoorgerätevorführungen
zugutekam, ebenso wie
Scheurich, Kleinheubach, mit immer
wieder neuen Konzepten für
den Verkauf von Keramik und einer
Vielzahl an trendigen Artikeln.
Elho, Tilburg/NL, trat nach Neubau
und Umzug des Unternehmens
auffallend groß und mit
vielen neuen Produkten auf, während
auch Emsa, Emsdetten, mit
neuen Linien für den Garten Aufmerksamkeit
auf sich lenken
konnte. Oase, Hörstel, fesselte die
Besucher alle halbe Stunde mit
wunderschönen, musikalisch untermalten
und durch den Einsatz
von Licht faszinierenden Wasserspielen
und machte eindrucksvoll
auf die Kompetenz und das Angebot
des Unternehmens aufmerksam.
Offensichtlich wirkte sich
auch die Abwesenheit des einen
oder anderen Mitbewerbers für
die messetreuen Firmen positiv
aus und bescherte manchem Unternehmen
mehr Aufmerksamkeit,
als wenn es diese hätte teilen
müssen.
Die Internationalität der Besucher
schien sich unterschiedlich
zu verteilen. Manch ein Aussteller
war absichtlich gekommen in der
Hoffnung auf potente ausländische
Besucher, vor allem aus
Osteuropa, und wartete vergeblich.
Andere hatten dabei mehr
Erfolg, interessante Kontakte zu
einem oder mehreren geschäftlich
interessanten Besuchern unter
den 55 % Auslandsgästen zu
knüpfen.
Auch bei den geschäftigsten
Messetagen scheint es Verschiebungen,
zumindest Unterschiede
zu geben. Der Sonntag war in
manchen Hallen oder bei manchen
Ausstellern, wie bei Fiskars
in Halle 8, sehr belebt, der Dienstag
ruhiger, während in der Halle
10.2 Besucher sonntags nur sehr
spärlich auszumachen waren. Dagegen
bewegte sich in früheren
Jahren am Dienstagnachmittag
kaum noch etwas, schon vor zwei
Jahren und auch 2008 waren
noch kurz vor Ende der Messe an
einigen Stände rege Kundengespräche
im Gange. Einkäufer größerer
Unternehmen kommen
nicht mehr zwingend am ersten
Messetag (Sonntag) wie früher,
sondern verlegen den Besuch
eher auf Montag oder Dienstag.
Ob der Herbsttermin noch ein
allgemeiner Konsens ist, wird sich
zeigen. Die Bedürfnisse der
Marktteilnehmer entwickeln sich
immer weiter auseinander: Große
Ketten haben andere Einkaufsgepflogenheiten
(die Geschäftsabschlüsse
erfolgen weit vor dem
Messetermin) als der Fachhandel
– beide gleich gut zu bedienen ist
ein Spagat, der schwer zu bewältigen
ist.
Thema: Abkupfern. Ein immer
wieder genannter Punkt einer
Messeskepsis oder -abstinenz ist
die Angst von Ausstellern vor Firmen,
vor allem aus Ostasien, die
vornehmlich Ideen und Material
mit nach Hause nehmen, um auf
der Messe gezeigte Produkte
möglichst rasch in Kopie zum Original auf dem Markt zu platzieren.
Das Vorgehen sei manchmal
ziemlich dreist gewesen, wurde
auch in diesem Jahr berichtet,
beispielsweise wenn die „Besucher“
versuchen laufende Geräte
umzudrehen, um Fotos zu schießen.
Die Lösung mancher Aussteller,
zum Beispiel Al-ko, hieß:
Neuheiten kommen in Kojen, Besucher
dürfen nur gezielt hinein.
Auch die Koelnmesse war in dieser
Hinsicht aktiv und unterstützte
den Kampf gegen Plagiate
– es wurden Stände von verdächtigen
Ausstellern vom Zoll geräumt
und geschlossen.
Events, Sonderschauen wie
Themenpräsentationen als Anregung
für den Handel und der
„Boulevard of Excellence“, der
Premiumanbieter zusammenführte,
bereicherten das Messeangebot.
Rege genutzt wurde
auch „spoga+gafa in Action“, das
Freigelände zwischen den Hallen
6 und 7 für das individuelle Ausprobieren
der Motorgeräte.
Optimismus ob wenig erheiternder
Umstände versprühten die
verschiedenen Berufsverbände wie
beispielsweise der BSI - Bundesverband
der Deutschen Sportartikel-
Industrie. Trotz oder vielleicht
gerade wegen steigender Energiepreise
und Lebenshaltungskosten
sehen sie den Garten oder umfassender
– Aktivitäten im Freien –
weiter im Trend.
Doris Ganninger-Hauck
Doris Ganninger-Hauck
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.