Muttertag 2020: BGI zieht Bilanz
Die leichte Lockerung der Coronavirus-Kontaktbeschränkungen in den Bundesländern und die Möglichkeit, die Eltern seit Wochen erstmals wieder zu Hause oder im Alters- und Pflegeheim besuchen zu können, hatten deutliche Auswirkungen auf das Muttertagsgeschäft. Der Blumengroßhandel spricht von einem "Run" auf Blumen und stellt fest: "Die Floristen haben Großes geleistet."
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Der Muttertag im Corona-Jahr 2020 hat das Zeug, zu einem denkwürdigen Tag im Blumenhandel zu werden. „So was hab ich noch nie erlebt“, äußerte sich ein Blumengroßhändler in der Blitzumfrage des Verbands des Deutschen Blumen-Groß-und Importhandels (BGI) zum Muttertag 2020. Nach den vielen Wochen der Unsicherheit mit wochenlangen Geschäftsschließungen im Blumenfachhandel, zeigt sich, dass es den Floristen gelungen ist, ihren Kunden wieder Lust auf Blumen zu machen. Der Blumengroßhandel musste sich richtig ins Zeug legen, um den „Run“ auf Blumen zu organisieren, immer wieder mussten nachgeorderte Bestellungen bearbeitet werden. „Zum Schluss war egal welche, Hauptsache wir konnten noch Blumen liefern“, erzählt einer der Händler. Am Samstag-Abend erreichten den BGI Fotos von leergefegten Hallen im Blumengroßhandel.
„Es hat sich wieder gezeigt, dass das Blumengeschenk für alle Menschen mit den meisten Emotionen verbunden ist. Viele Kontakte lassen sich über digitale Medien aufrechterhalten, doch der persönliche Kontakt zu Muttertag hatte in diesem Jahr eine ganz besondere Bedeutung“, ist Frank Zeiler, Geschäftsführer des BGI, überzeugt. „Blumen zu schenken, ist für viele Menschen ein starkes Symbol, wenn es darum geht, Nähe, Dank und die eigenen Emotionen auszudrücken. Es scheint, als hätten alle darauf gewartet, diesem tiefen inneren Bedürfnis Ausdruck zu verleihen.“
Analysten der psychosozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie haben insbesondere die Isolation der älteren Generation, vor allem der Menschen in Alters-und Pflegeheimen als besonders belastende Folge der Schutzmaßnahmen identifiziert. So wurde die langersehnte Öffnung der Heime zu Muttertag trotz hoher Auflagen und zeitlicher Begrenzung zu einem Fest der Begegnung der Generationen, bei denen Blumen auf keinen Fall fehlen durften. „Man hat sich in den letzten Wochen auf das Wesentliche beschränkt, und der besondere Wert der Familie und der Freunde wurde durch die Kontaktbeschränkungen sehr viel intensiver erlebt. Allen ist bewusst geworden, dass die Menschen, die einem nahestehen, nicht selbstverständlich sind. Das Blumengeschenk ist da ein Dank mit besonderer Bedeutung“, so Frank Zeiler.
So waren die Menschen bereit, mehr für ihr Blumengeschenk auszugeben. In den Blumengeschäften waren zahlreiche Vorbestellungen eingegangen, berichten die Blumengroßhändler, und auch am Sonntag mussten noch viele Sträuße gebunden werden. „Die Floristen haben Großes geleistet“, war der allgemeine Tenor unter den Blumengroßhändlern. Viele Blumengeschäfte hatten während der Geschäftsschließungen im Werkstattmodus gearbeitet, ihren Lieferservice ausgeweitet und über die sozialen Medien mit ihren Kunden den Kontakt gehalten. So wurden schon vor Muttertag reichlich Bilder von Sträußen und den Vorbereitungen zum Muttertag auf Facebook und Instagram gepostet. Dass viele Bestellungen, dennoch sehr kurzfristig eintrafen, machte die pünktliche Auslieferung für die Floristen teilweise zu einer großen Herausforderung. Die Geschäftsöffnung am Sonntag mit Einhaltung der Hygieneregeln werden alle noch lange im Gedächtnis behalten.
Einer ganzen Reihe von Konsumenten ist durch die eingeschränkten Einkaufsmöglichkeiten die Bedeutung der lokalen Geschäfte wieder stärker ins Bewusstsein gerückt. So konnten die Blumengeschäfte zum Muttertag von ihren Kundenbindungsmaßnahmen profitieren und zur Höchstform auflaufen. „Wir sind sehr froh, dass das diesjährige Muttertagsgeschäft auch im Blumenfachhandel so positiv verlaufen ist. Auf der einen Seite ist eine Zunahme im Blumenversandhandel aufgrund der eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten erfreulich, auf der anderen Seite ist es aber wichtig, dass die Konsumenten den Blumenkauf und den direkten Kontakt mit dem hochwertigen Floristenstrauß erleben“, betont Frank Zeiler die Relevanz der Blumenfachgeschäfte für die deutsche Geschenkkultur. „Der besondere Strauß aus dem Fachhandel, das persönliche Einkaufserlebnis sind wichtig für die Wertschätzung unserer Produkte. Das darf nicht aus den Köpfen, dem Straßenbild und der Wahrnehmung der Konsumenten verschwinden.“
Im Vorfeld zum Muttertag hatten die Blumengroßhändler bei der Warenbeschaffung mit einigen Besonderheiten zu kämpfen. Durch geringere Frachtkapazitäten bei Importprodukten wie Rosen aus Afrika und Ecuador war insgesamt weniger Ware vorhanden. So gingen die Preise im Tagesgeschäft an den Versteigerungsuhren für Rosen in allen Farben und Längen deutlich nach oben und zogen die Preise der anderen Produkte mit. Bei Pistaziengrün aus Spanien und Portugal gab es deutliche Engpässe. Dass reichlich geordert wurde, hatte sich im Vorfeld an den Blumenversteigerungen abgezeichnet. Während der Wochenbeginn noch zögerlich verlief, wurde am Freitag an den Versteigerungen von Royal FloraHolland erstmals das Vorjahresniveau übertroffen und damit der höchsten Uhrenumsatz seit Beginn des Markteinbruchs durch die Coronakrise erzielt. Wer im Direktverkauf in den Gartenbaubetrieben schon früh Ware geordert hatte, konnte zu günstigeren Preisen einkaufen.
Gefragt waren Pastelltöne, vor allem Sträuße in Rosa, besonders rosafarbene Rosen, aber auch gemischte Sträuße mit Hortensien, Germini, Gerbera, Lilien, Freesien, Flieder und Pfingstrosen waren beliebt. Da die Pfingstrosensaison in diesem Jahr schon früh begonnen hat, waren auch diese stattlichen Blumen eine schöne Alternative im Strauß. Für junge Konsumenten waren auch Sträuße im natürlichen Feldblumen- oder Vintage-Look im Angebot, zum Beispiel mit Vergissmeinnicht und Maiglöckchen. „Bei roten Rosen waren die Preise wirklich verrückt“, konstatiert ein Händler, der froh war, dass es zum Muttertag reichlich Alternativen bei der Blumenauswahl gibt. Am Blumengroßmarkt Düsseldorf wurde eine erhöhte Nachfrage nach Blumen aus heimischer Produktion festgestellt.
In den letzten Wochen hatten sich Verschiebungen im Bestellwesen der Großhändler abgezeichnet. Da der Fahrverkauf Ende März aufgrund geschlossener Blumengeschäfte teilweise eingestellt werden musste, hatte eine Reihe von Großhändlern in ihre digitale Infrastruktur investiert. So konnten einige eine deutliche Zunahme der Online-Bestellungen feststellen. Dennoch kauften die meisten Kunden aus dem Fachhandel wieder sehr spät ein. Viele Großhändler verzeichneten Freitag und Samstag einen regelrechten Ansturm ihrer Kunden und waren innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Am Samstag und Sonntag musste noch Ware in Gärtnereien für das ebenfalls intensive Nachordergeschäft am Montag und Dienstag beschafft werden.
Insgesamt hoffen alle auf einen anhaltend guten Geschäftsverlauf auch nach dem Muttertag. Trotz des großen Erfolgs bleibt die Situation im Handel angespannt. „Es wäre schön,wenn das den Rest des Jahres so bleiben würde wie am Muttertag. Aber da für viele Geschäfte Hochzeiten, Feiern und Sommerveranstaltungen wegfallen, kann der Sommer sehr lang werden “, bringt ein Großhändler die Situation auf den Punkt.
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