Weiter günstige Rahmenbedingungen, kleine Händler unter Druck
Nach Prognose des Handelsverbands Deutschland (HDE) werden die Unternehmen des Einzelhandels ihren Umsatz in diesem Jahr um 2 Prozent auf knapp über 537 Mrd. Euro erhöhen. Grund dafür ist der anhaltend hohe private Konsum. Davon profitieren jedoch in erster Linie die Onlinehändler, während insbesondere die kleineren Händler mit Sorge auf ihre Geschäftslage schauen.
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Das laufende Jahr ist durch eine nachlassende gesamtwirtschaftliche Wachstumsdynamik gekennzeichnet. Die Forschungsinstitute haben ihre Prognosen teils deutlich nach unten revidiert. Die Phase des lang anhaltenden Aufschwungs ist vorbei.
Zwar besteht ein unmittelbares Risiko für ein Abgleiten in eine Rezession derzeit wohl nicht. Eine ganze Reihe von Risikofaktoren drücken jedoch auf die Stimmung der Unternehmen. So ist eine weitere Eskalation der handelspolitischen Konflikte nicht auszuschließen. Hinzu kommen die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit.
In diesem Umfeld erweist sich der private Konsum als ein wichtiger Stabilitätsfaktor. Die Konsumausgaben dürften im laufenden Jahr um 1,5% (Vorjahr 1,0%) wachsen. Wesentlich hierfür ist die unverändert gute Lage am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Erwerbstätigen wird 2019 – getragen von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen – nochmals um knapp 400.000 Personen steigen.
Die Arbeitslosigkeit geht weiter zurück und könnte im Jahresdurchschnitt unter die 5-Prozentmarke fallen. Weiterhin dürften im laufenden Jahr die verfügbaren Einkommen spürbar um 3,5% steigen und den privaten Konsum anschieben.
Der merkliche Preisauftrieb wird sich in 2019 verlangsamt fortsetzen. Die Inflationsrate dürfte leicht unterhalb 1,5% liegen. Angesichts dieser Entwicklung wird es 2019 wohl zu nennenswerten Reallohnzuwächsen kommen.
Anhaltend hoher privater Konsum
Die Konsumenten zeigen sich weitgehend unbeeindruckt von der konjunkturellen Eintrübung. Das HDE-Konsumbarometer (www.einzelhandel.de/konsumbarometer) stieg im April kräftig. Neben stabiler Beschäftigung und Lohnzuwächsen profitieren zahlreiche Haushalte auch von einer Reihe von Entlastungsmaßnahmen der Politik, die das verfügbare Einkommen der Haushalte erhöhen.
Zumindest ein Teil davon fließt auch in den Einzelhandel. In der Summe belaufen sich die Entlastungen der Bürger in diesem Jahr auf deutlich mehr als zehn Milliarden Euro. Der größte Posten ist die Rückkehr zur paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Insgesamt koppelt sich die Verbraucherstimmung ein Stück weit von der gesamtwirtschaftlichen Stimmungslage ab.
Kleinere Händler schauen mit Sorge auf ihre Geschäftslage
Die Ergebnisse der HDE-Konjunkturumfrage aus dem Frühjahr deuten eine spürbare Eintrübung der Stimmung der Unternehmen an. Vor allem die Umsatzerwartungen haben sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert. Nur noch 30% (Vorjahr 37%) der befragten Unternehmen erwarten für das erste Halbjahr steigende Erlöse. Für das zweite Halbjahr ist man nur unwesentlich optimistischer. Vor allem kleinere Unternehmen (100 Beschäftigte) sehr verhalten.
Insgesamt bleiben die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel in 2019 jedoch günstig. Der Einzelhandel (ohne Kraftfahrzeuge, Tankstellen, Brennstoffe, Apotheken) wird seine Erlöse 2019 moderat erhöhen können. Der Umsatz (ohne Mehrwertsteuer) wird nach Prognose des HDE um 2,0% auf 537,4 Milliarden Euro steigen. Preisbereinigt wird das Umsatzplus rund 0,5% betragen.
Der stationäre Einzelhandel wächst 2019 um nominal 1,3%. Der Online-Handel erhöht seine Erlöse um rund 9% auf 57,8 Milliarden Euro und steht damit für fast die Hälfte des absoluten Jahreswachstums.
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