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Studie IFH Köln/Messe Frankfurt

"Alle Macht geht vom Kunden aus. Wer ihn und sein Verhalten versteht, wird ihn auch besser bedienen."

Das Einkaufen wird immer mehr zum Erlebnis – zur Freizeitbeschäftigung. Der Kunde möchte begeistert werden und etwas Besonderes erleben. Aber wie kann der Handel das bieten? Und welche Faktoren spielen für den Händler darüber hinaus eine Rolle? Ist Online-Handel der Feind oder eine zusätzliche Chance? Studien und Marktanalysen können dabei helfen, die relevante Fragen zu beantworten und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. So auch die Studie „Status Quo des Handels in Deutschland“ vom IFH Institut in Köln, die exklusiv für die Konsumgütermessen der Messe Frankfurt in Auftrag gegeben wurde. Hierzu beantwortet Boris Hedde, Geschäftsführer der IFH Köln GmbH, weiterführende Fragen

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Boris Hedde ist seit 2009 Geschäftsführer des IFH Köln.
Boris Hedde ist seit 2009 Geschäftsführer des IFH Köln.IFH Köln
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Welches war für Sie, als erfahrener Handelsforscher, das überraschendste Ergebnis dieser Studie?
In der oft subjektiv geprägten Diskussion um die Bedeutung der Digitalisierung und zur Zukunft im Handel, ermöglicht die vorliegende Studie, dem Bauchgefühl mit Zahlen zu begegnen.Für mich war das entscheidende Ergebnis, dass das Wachstumder Gesamtbranche „Handel“ gerade in den letzten drei Jahren durch erhöhte Konsumausgaben einen Schub erhielt, der sowohl für das Online- als auch für das Offline-Geschäft Wachstum bereithielt.

Das steht im Widerspruch zu den Prognosen, die noch vor ein paar Jahren galten. Lediglich für den kleinbetrieblichen Handel ist das Zeitfenster für die Anpassung an dieEntwicklungen der Digitalisierung größer, als noch 2014 prognostiziert. Dennoch nimmt mit Blick auf die Prognosen in der Studie der Handlungsdruck immer stärker zu. Die Branche wäre gut beraten, Anstrengungen im Kontext der Digitalisierung zuforcieren.

In Ihrer Studie sprechen Sie viel vom Online-Offline-Wettbewerb.Wie sieht hier die Zukunft aus? Ist der Online-Handel der Feinddes stationären Handels oder gibt es ganz neue Entwicklungen?
In einer Zeit, in der das Verbraucherverhalten die strategische Leitlinie sein muss, gilt es, dem Cross-Channel-Verhalten der Verbraucher Rechnung zu tragen. Es ist nötig, sich bewusst zumachen, mit welcher Strategie an der Entwicklung partizipiert werden kann. Durch das Voranschreiten von Onlineplattformen stehen die Anbieter nicht nur vor der Frage, ob und wie eine Strategie mit einem eigenen Online-Shop aussehen kann.Vielmehr ist zu prüfen, wie Kunden digital erreicht und gleichzeitig in das stationäre Geschäft geführt werden können.

Wachstum kann auch über die strategische Nutzung von Vertriebsplattformen möglich sein. Das Spektrum der Optionen ist groß, entsprechend ist eine Wettbewerbsbetrachtung mit Fokus auf online-offline zu kurz gegriffen. Der Verbraucher wird nachweislich bequemer. Dadurch stehen heute auch stationäre Standorte viel stärker im Wettbewerb zueinander. Diese Entwicklung fordert alle Anbieter, bietet aber auch Raum für neue Kooperationsstrategien.

Was kann oder muss der Händler, egal ob Warenhaus oder Facheinzelhandel, heute beachten, um konkurrenzfähig zu sein?
Alle Macht geht vom Kunden aus. Wer ihn und sein Verhalten versteht, wird ihn auch besser bedienen. Die Strategie der Sortimentsvielfalt kann heute keine stationäre mehr sein. Sortimentsvielfalt findet sich im Netz. Es wird daher wichtig, andere Aspekte zu berücksichtigen. Im einen Fall geht es um Convenience, hier gilt der Fokus der Prozesstransparenz, der Vereinfachung und dem Service – all das dient der Bequemlichkeit.

Im anderen Fall geht es um das Shopping-Erlebnis. Hier stehen die Themen Inspiration, Involvierung, Emotionalisierung oder lokale Bindung im Fokus. Die richtige Zusammensetzung dieser Ströme, maßgeschneidert für die anvisierte Zielgruppe, wird für den nachhaltigen Erfolg entscheidend sein.

Wie sind Ihre Rückschlüsse bezogen auf die Branchen der Christmasworld, Paperworld und Creativeworld?
Wir haben in der Studie gesehen, dass gerade der kleinbetriebliche Fachhandel von der Entwicklung besonders betroffen ist. Es wurde zudem offenbar, dass gerade die Sortimente der Innenstadt rückläufige Wachstumsraten aufweisen. Je kleiner die Handelsformate, desto stärker ist der Abschmelzungsprozess. Dies ist von Bedeutung für die genannten Messen, weil deren Besucher Großhändler, Onlinehändler, Streckenhändler und eben auch kleinere Facheinzelhändler sind.

Ausgehend von der Tradition und der nachweisbaren Relevanz der Messen für die mittelständisch geprägte Handelswelt, ergibt sich ein großes Unterstützungspotenzial. Denn als Anlaufstelle für Information und als Vernetzungsplattform können die Messen Christmasworld, Paperworld, Creativeworld Funktionen übernehmen und neuen Mehrwert für die Teilnehmer offerieren.

Was können Messen leisten, um den Handel zu unterstützen bzw. wie profitiert der Handel von Fachmessen?
Ähnlich der Entwicklung, die wir auf dem Gesamthandelsmarktsehen, wird der Fokus nicht mehr nur auf Sortimentsbreite liegen können. Vielmehr gilt es, Besuchern der Messen nahe zubringen, mit welchen Strategien dem Strukturwandel zubegegnen ist. Einerseits sind die gesellschaftlichen Megatrends strategische Ansatzpunkte, andererseits sind Digitalisierung allgemein und am POS zu adressieren, um den überwiegend mittelständisch geprägten Messebesuchern Wege zur Zukunftssicherung aufzuzeigen.

 

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