VDG-Wintertagung in Wiesloch: Gartencenter zwischen Regionalität und Hightech
In der „Provinz“, wie manche Teilnehmer meinten, im badischen Wiesloch, ging es richtig zur Sache – mit spannenden,
zu kontroversen Diskussionen anregenden Vorträgen und Gartencentern und Einzelhandelsformaten, die sich
nicht vor denen aus Ballungsräumen verstecken müssen.
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Vor zwei Jahren – alle redeten
von Krise – war der VDG optimistisch,
dass es „die Krise“ in
den Gartencentern nicht gäbe.
Das Wetter sei der alles entscheidende
Faktor. Als dieser
erwies er sich auch 2010 bei anziehender
Wirtschaft. Das Wetter
verhinderte in vielen Gegenden
nämlich einige Umsätze, wie
Eckhard Heinemann, Vorsitzender
des Verbands Deutscher
Garten-Center (VDG), auf der
Wintertagung des Verbands im
badischen Wiesloch anmerkte.
Ein sehr langer Winter wurde in
der Regel von einem sehr intensiven
Mai kompensiert, bevor
kühl-feuchtes Wetter zurückkam,
ein kurzer, überheißer
Frühsommer und regenreiche
Monate August und September.
Zudem war alles regional sehr
unterschiedlich ausgeprägt. Im
feuchten Rosenheim im Süden
hatte Schneckenkorn Rekordumsätze,
im trockenen Nordosten
lagen Pflanzenschutzmittel
schwer in den Regalen. Nachdem
die Branche so in etwa mit
einer Null aus dem Jahr 2010 herauskam,
sei die Stimmung für
2011 aber gut. Auch hinsichtlich
Mitgliedern kommt etwas Bewegung
in den Verband. So zählt
er nach Zuwachs nun 107 ordentliche
Mitglieder mit 176 Verkaufsstandorten
und 159 fördernde
aus der Industrie.
Auf der gesamten Tagung mit
einer Rekordteilnehmerzahl von
219 war die Stimmung gut, das
Vortragsprogramm spannend.
Einen übergeordneten Rahmen
bildete das Thema Regionalität,
das in verschiedenen Facetten
beleuchtet wurde. Welche Chancen
Regionalität bietet, die zur
weit verbreiteten Sehnsucht nach
einer „besseren“ Welt passt, zeigte
Dr. Marianne Altmann von Co-
Concept, Luxemburg, sehr praxisnah,
während die drei Unternehmer
Wilhelm Ley, Bonn, Joachim
Roth, Zwönitz, und Alexander
Wagner, Wiesloch, vorstellten,
wie sie das Thema in ihrem Umfeld
umsetzen.
Etwas weiter vom Tagesgeschäft
eines Gartencenters entfernt
lagen die beiden Vorträge
der Trendforscher Lola Güldemann
aus Berlin und Sven Janszky
aus Leipzig. Sie gaben einen
Einblick, welche Strömungen
im Hintergrund beispielsweise
die Farb- und Materialtrends
der Zukunft hervorbringen
oder welche, vor allem
technologischen, Innovationen
auf uns in der Zukunft warten.
Etwa der Spiegel im Bad, der
uns morgens gleich mit den
neuesten News und Empfehlungen
zum Aktienkauf begrüßt?
Oder die Informationen, die ein
Handy auf einer Tagung offenbart,
wenn es das Gesicht eines
Kongressteilnehmers mit vorhandenen
Daten abgleicht? Ein
bisschen unwohl fühlte sich der
eine oder andere Teilnehmer
angesichts dieser Vorherblicke,
die Orwellsche Verhältnisse
Wirklichkeit werden lassen.
Am Vortag hatte Engelbert
Kötter als Inspektor der Zertifizierungen
seine Rückschlüsse
auf das vergangene Jahr kundgetan,
garniert mit einigen Beobachtungen,
an welchen Stellen
die Branche fast durchweg noch
Nachholbedarf hat. Frank Teuber
vom Blumenbüro Holland zog
Bilanz des Topfpflanzenprojekts
bei Dinger. Durch das neue System
wurden – so das Fazit – die
Umsätze bei geringerer Warenmenge
leicht erhöht.
Das obligatorische Besuchsprogramm
am dritten Tag führte
zu Bellandris Mauk in Bruchsal,
Blumen Bethge und Lebensraumgarten
Müller in Mauer sowie
Florapark Wagner in Wiesloch.
Doris Ganninger-Hauck
Doris Ganninger-Hauck
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