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Mathys fragt …

Wir sind gemeinsam individuell

von Oliver Mathys erschienen am 24.10.2023
© Oliver Mathys
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Zur Person
Ulrike Seperant
ist Mitgesellschafterin bei Grönfingers in Rostock. Sie gehört der dritten Generation im Gartencenter an und verantwortet dort das Marketing und das Café. www.groenfingers.de
Oliver Mathys: Ulrike, du bist ja Teil der 'jungen' Generation bei Grönfingers, was ist dein Hintergrund und was dein Zuständigkeitsgebiet? Ulrike Seperant: Ich bin Teil der dritten Generation in unserem Familienunternehmen. Nach meinem Wirtschaftspsychologie Bachelorstudium habe ich die Elternzeitvertretung unser Marketing- und Eventmitarbeiterin übernommen. Aktuell bin ich die Abteilungsleiterin Marketing und Café. Im Gartencenter erwartet mit jeden Tag ein bunter Strauß an Aufgaben und das macht mir besonders viel Freude. OM: Im Unternehmen sind neben deinen Eltern, auch dein Onkel, deine Tante und Mann tätig. Was macht euch als Familie aus? US: Wir sind gemeinsam individuell. Jedes Familienmitglied bringt seine Stärken in den verschiedensten Bereichen ein und damit das Große und Ganze voran. Es ist immer ein Familienmitglied im Betrieb. Unsere Mitarbeitenden haben somit immer eine Ansprechperson aus dem Familienkreis, der ein offenes Ohr hat oder Entscheidungen treffen kann und die anderen den Freiraum, Erholung im Urlaub zu finden. Wir alle haben eigene Verantwortungsbereiche, die sich ergänzen und teilweise auch überschneiden. Wir können uns aufeinander verlassen, tauschen uns aus und übernehmen gegenseitig die Vertretung füreinander. So leben es mein Papa und Onkel bereits als gemeinsame Gesellschafter erfolgreich vor. Uns als dritte Generation bestehend aus meinem Cousin Piet, meiner Cousine Katja, meinem Mann und mir wird sehr viel Vertrauen entgegengebracht und wir sind stolze Mitgesellschafter. Wir befassen uns gemeinsam mit dem Generationswechsel und allen Themen, die damit zusammenhängen. OM: Als erfolgreiches Gartencenter ist man ja immer nur so stark wie sein Team. Mir fällt auf, dass ihr nicht über die angespannte Personalsituation klagt. Ihr macht mir den Eindruck eines ziemlich starken Teams, was macht ihr anders? US: Natürlich suchen wir auch in regelmäßigen Abständen Verstärkung für verschiedene Bereiche, allein aufgrund der angespannten Arbeitsmarktsituation und der natürlichen Fluktuation. Eine Stärke von Familienunternehmen ist die Nähe vom Team zur Geschäftsführung und zurück. Wir pflegen einen ehrlichen Umgang miteinander und lassen unser Team am Erfolg teilhaben. Dies drückt sich unter anderem in der fairen Entlohnung mit Prämien und hohen Anwesenheitsquoten bei unseren Teamevents aus. Wir fördern langfristige Arbeitsverhältnisse, unter anderem auch mit der arbeitgeber-finanzierten Altersvorsorge, die im 5-Jahres-Rhythmus ansteigt. OM: In den sozialen Netzwerken sehe ich immer mal wieder Bilder von Teamevents – was macht ihr da? US: Wir starten das Jahr mit einer Weihnachtsfeier im Januar und stoßen auf eine erfolgreiche Saison bei einem Grillfest an. Im Sommer nehmen seit Jahren mehrere Teams beim Firmenlauf teil und im letzten Jahr haben wir zur Hanse Sail ein Schiff gechartert und alle zu einem Segeltörn eingeladen. Jede Abteilung kann darüber hinaus ein eigenes Teamevent veranstalten und manchmal schließen sich mehrere Bereiche zusammen. OM: Lehrlinge auszubilden scheint bei euch eine Herzensangelegenheit zu sein … US: Die Ausbildung hat Tradition bei uns, wir bilden seit über 50 Jahren sowohl im Gartenbau als auch in der Floristik aus. Wir begeistern gerne junge Menschen für unsere Branche. Es ist auch ein wichtiges Instrument uns zu verjüngen. Jungen Menschen eine Chance zu geben und sie weiter zu entwickeln, gehört für uns dazu. Die Entwicklung zu beobachten und zu begleiten ist jedes Mal spannend. Einige unserer Führungskräfte, darunter Team- und Abteilungsleitungen haben bei uns ihre Ausbildung absolviert. OM: Als ein durch den VDG ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb durfte ich bei euch ja etwas hinter die Kulissen schauen. Mir fiel auf, dass ihr viele Extras bietet. Und auch regionale Lösungen - wie kamt ihr darauf, das so zu entwickeln? US: Sobald es uns möglich ist, unseren Mitarbeitenden etwas ohne große Abzüge zukommen zu lassen, nutzen wir diese Gelegenheit. Neben der Arbeitgeberfinanzierten Altersvorsorge und den Prämienzahlungen haben wir die monatlichen Grönfingers- oder Tankstellen-Gutscheine durch die LOKA-Karte abgelöst. Eine Jobkarte, die wir monatlich mit bis zu 50 Euro aufladen und die in über 300 regionalen Geschäften eingelöst werden kann. Natürlich ist dies auch ein Instrument der Mitarbeiterbindung, -Motivation und der Anwesenheitsförderung. OM: Die jüngere Generation hat sich verändert, und damit auch deren Bedürfnisse. Wie geht ihr bei euren Lehrlingen und auch jungen Neuzugängen damit um? Ich denke da an Arbeitszeiten, Work Lifetime Balance … US: Bei unseren Azubis lassen die Schule und der Rahmenvertrag nicht viel Spielraum. Unsere Branche bringt klare saisonal bedingte Höhepunkte mit, in denen jede Arbeitskraft gefragt ist. Zu den Spitzenzeiten müssen alle Bereiche stark besetzt sein, da unsere Kunden natürlich fachkundige Beratung erwarten. Wir haben in den verschiedenen Bereichen ganz unterschiedliche Arbeitsmodelle und -zeiten. Wir bemühen uns, den verschiedenen Bedürfnissen anzupassen und den Wünschen von Wechsel auf VZ oder TZ nachzukommen. Manchmal sind diese Wechsel zeitlich begrenzt, manchmal nicht. Dies klappt, wenn das Team gut besetzt ist. Wobei diese Wünsche bei uns im Unternehmen nicht nur von jungen Menschen kommen, sondern aufgrund verschiedener Lebenssituationen: Eltern geworden, Eltern zu pflegen, mehr Freiraum etc … Diese Herausforderung gab es in den vergangenen Jahren genau so, wie heute. OM: Wenn jetzt eine gute Fee vor dir stehen würde und du hättest einen Wunsch frei - was würdest du spontan verändern? US: Ich würde den Ausbildungsbereich bei uns gerne erweitern um bespielsweise Lagerlogistik, Verkaufsgärtner und Gestalter für Visuelles Marketing. Dafür bräuchte es natürlich auch die Kompetenz in den Berufsschulen und die gesellschaftliche Anerkennung von Ausbildungsberufen zurück, um das Interesse der jungen Menschen zu wecken.
Autor:in
Oliver A. Mathys
begleitet „DEGA GRÜNER MARKT“ seit 2007 als Kolumnist. Der Gärtner und Floristmeister war im Export in den Niederlanden tätig und ist als Betriebsconsultant europaweit unterwegs. Er befragt an dieser Stelle Kollegen zur Situation und Zukunft der Branche.
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