Logo DEGA GRÜNER MARKT

Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Kommentar Tjards Wendebourg

Eintrag ins Messe-Logbuch

Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, über das Konzept der spoga+gafa nachzudenken, meint Tjards Wendebourg in seinem aktuellen Kommentar. Denn sinkende Besucherzahlen sind auch meist ein untrüglicher Indikator für sinkendes Interesse.

von Tjards Wendebourg erschienen am 26.07.2025
Tjards Wendebourg © (C)2014 {Barbara Sommer}, all rights reserved
Artikel teilen:

30.000, 28.000, 25.000 – wer die Gesetzmäßigkeit mathematischer Reihen kennt, kann sich selbst ausrechnen, wann der Aufschlagpunkt erreicht ist, wenn die jährlichen Besucherzahlen einer Messe in dem Tempo abwärts gehen. Ja, auch 2022 gab es für die spoga schonmal nur 25.000 Besucher. Aber das war die erste Messe nach Corona und die war noch mit allerlei Einschränkungen behaftet. Wir erinnern uns: Vor der Pandemie– also 2019 – waren noch 40.000 Menschen nach Köln gekommen.

Nun sagt die Zahl der Besucherinnen und Besucher noch nicht viel über die Qualität eines Konzepts aus. Wenn etwa Hunderte Grillbegeisterte fehlen, weil keine Grills ausgestellt werden, kann der übrige Anteil deswegen trotzdem gut dargestellt und betrachtet worden sein. Die Frage ist natürlich, weshalb die Grills fehlten, und da drängt sich dann schon die Frage auf, ob es nicht am Konzept hakt.

Wie auch immer. Spätestens wenn man sich mit einer Veranstaltung in der Abwärtsbewegung befindet, wird es höchste Zeit, dieses Konzept generell zu überdenken. So scheint das wilde Zusammenfügen von Segmenten, Qualitäten und Zielgruppen bis an die Grenzen der Beliebigkeit wenig geeignet, Begeisterungsstürme zu entfachen. Und auch wenn man zeitgeistige Mottos hinzufügt, die sich dann am Ende nur im Fotopunkt verwirklicht wiederfinden, wird daraus noch kein Schuh.

Grundsätzlich stehen alle Messen vor dem Problem, wie man in Zeiten der digitalen Konkurrenz seine Attraktivität behält und aus den oft kommunal inspirierten Handlungsstrukturen heraus innovative Ansätze entwickelt. Dass dabei gut dotierte Arbeitsplätze und damit einhergehende hohe Kostenstrukturen – die besonders die Zielgruppe der Ausstellenden belasten – nicht wirklich förderlich sind, sei da noch angefügt. Sich gemein zu machen und etwa das Messegeschäft zu digitalisieren, hat sich aus meiner Sicht bereits als Flop erwiesen. Die Digitalmesse ignoriert komplett die USPs von Messen als Treffpunkte.

Menschen sind in ihrer Bedürfnisstruktur archaische Wesen. Wenn man den Veranstaltern etwas raten dürfte, dann könnte es das sein, sich daran zu erinnern, woher Messen kommen: Es sind Marktplätze, auf denen Menschen Waren begutachten und sich über ihre Erfahrungen austauschen möchten. Im Vordergrund steht dabei der Mensch mit seiner Neigung zu haptischen, emotionalen, optischen und olfaktorischen Eindrücken. Eine gute 6 o’clock-Party hat für die Eingeladenen deshalb vielleicht mehr Anziehungskraft als so mancher geistige Schnickschnack, den sich irgendwelche Macher ausgedacht haben. Je mehr man Mensch und Mehrwert in den Vordergrund rückt, desto besser ist die Versicherung gegen den Verfall. Ein klares Konzept, ein deutlich erkennbarer Mehrwert und ein gesundes Kosten-Nutzen-Verhältnis sind dabei gute Leitlinien. Letzteres lässt sich eventuell durch Reduktion auf das Wesentliche ganz gut realisieren.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren