„Wer ins Gartencenter geht, verrät die Ideale des Gärtnerns“
So lautet der Titel eines ketzerischen Artikels, der Ende Juni 2024 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erschienen ist. Der Autor Stefan Rebenich geht darin mit unserer Branche hart ins Gericht.
von Erwin Meier-Honegger, Dürnten erschienen am 09.07.2024In seinem Text zieht Rebenich, ordentlicher Professor für Alte Geschichte und Rezeptionsgeschichte der Antike an der Universität Bern, die „Institutionen der kapitalistischen Gartenkultur“ in die Mitverantwortung um den Verlust der Biodiversität. “Anstatt die reiche botanische Tradition zu bewahren und zu fördern, setzen viele dieser Center auf den Verkauf von Massenware und hybriden Pflanzensorten, die zwar kurzfristig profitabel sind, aber langfristig die genetische Vielfalt unserer Gärten bedrohen“, schreibt der Autor des Buches „Der kultivierte Gärtner“ (Verlag Klett-Cotta, 2022). Zum Schluss holt er dann zum Rundumschlag aus, indem er Gartencenter in der Mitverantwortung um die Versteinerung und Vermüllung der Gärten mit Dekoobjekten sieht sowie den massiven Verkauf von chemischen Düngemitteln und Pestiziden als Ärgernis anprangert.
Das alles ist selbstverständlich eine undifferenzierte und unbelegte Provokation. Trotzdem kommt unsere Branche meiner Ansicht nach nicht darum herum, den im Artikel überspitzt formulierten Kritikpunkten Rechnung zu tragen. Denn auch in abgeschwächter Form kann kaum in Abrede gestellt werden, dass gewisse im Beitrag genannte neue Ansprüche an unsere Sortimente immer lauter und extremer artikuliert werden. Es scheint mir wichtig, diese Sichtweise wahrzunehmen und entsprechend interessierte und sensibilisierte Kreise mit ihren Bedürfnissen einordnen und abholen zu können. Natürlich handelt es sich um eine Minderheit – aber Minderheiten werden schnell „laut“, wenn man sie ignoriert.
Wir sollten uns nicht auf den Autor als Überbringer der schlechten Nachricht einschießen. Vielmehr gilt es, unsere Verantwortungen neu zu interpretieren und anzuerkennen, dass wir vom Trend der Ökologisierung nicht nur profitieren können – jedenfalls nicht, wenn wir an alten Tugenden und Geschäftsmodellen unhinterfragt festhalten.
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