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Kommentar

Lobbyarbeit für den Rasensprenger

Tjards Wendebourgs Gedanken zur Initiative von sechs Verbänden der grünen Branche, die Einfluss auf die Leitlinie Wasserknappheit des Bundes nehmen soll.

von Tjards Wendebourg erschienen am 21.05.2024
© Tjards Wendebourg
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Anfang April überraschte uns eine Mitteilung im Newsletter des VDG, die eine Verbändeinitiative gegen Bewässerungsverbote ankündigte. Man wolle verhindern, dass in der „Leitlinie Wasserknappheit“ des Bundes „ein Verbot der Bewässerung von grüner Infrastruktur in Dürrephasen“ festgeschrieben wird. Die Aussendung war wohl ein bisschen übereilt, denn unter den sechs angekündigten Verbänden befindet sich zwar ein „VGL“, von denen es mehrere gibt, wenn es um den GaLaBau geht, nicht aber der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) als Dachorganisation.

Nanu, dachten wir, „grüne Infrastruktur“ – um die ging es in der Mitteilung – ohne Landschaftsbau und Landschaftsarchitektur – das ist merkwürdig. Der BGL wusste zwar, dass man gemeinsam an einem Positionspapier arbeitet. Mehr aber auch nicht. Der einzig beteiligte Verband (lässt man außer Acht, dass es sich möglicherweise um den VGL NRW handelt), dem man eine Beziehung zur „grünen Infrastruktur“ abnimmt, ist der BdB als Vertretung der Baumschulen. Die verkaufen auch Stadt- und Parkbäume und könnten damit ein Interesse haben.

Für den Rest der unterzeichnenden Verbände kann man nur unterstellen, dass sie sich den Begriff „grüne Infrastruktur“ gemopst haben, um mit der Beziehung zum Klimawandel Greenwashing zu betreiben. Denn in diesem Fall dürften sich dahinter eher private Rasenflächen sowie Beet- und Balkonpflanzen verstecken, die bei Trockenheit nach kubikmeterweise Trinkwasser dürsten. Klar, wenn man Rasenflächen (Beet- und Balkonpflanzen sind wegen der geringflächigen Verwendung wohl kaum ein Thema) nicht mehr wässern darf, drohen sie über Wochen braun, unansehnlich und damit unattraktiv zu werden. Für alle, die Rasenpflegeprodukte und -technik verkaufen, ist das nicht schön. Denn hässliche Rasenflächen will auch niemand pflegen.

Nun kann man niemandem, der solche Produkte anbietet, verdenken, durch Lobbyarbeit zu versuchen, die Gesetzgebung zu beeinflussen. Das ist Gang und Gäbe und führt auch gerne mal zu absurden Entwürfen. Nicht schön ist aber, wenn man das Kind nicht beim Namen nennt („wir wollen weiter Rasen sprengen dürfen“) und sich stattdessen am öffentlichen Grün bedient; denn nichts anderes ist die „grüne Infrastruktur“.

Vollkommen aus der Zeit gefallen ist es aber, nicht gleich ein Angebot mitzuliefern. Schließlich ist die Sache ganz einfach: Wer weiter Rasen, Pflegeprodukte, Technik und Bewässerung verkaufen möchte, sollte nicht am Marketing und den Gesetzen drehen, sondern eine Wasserstrategie entwickeln und promoten, die auf das Zwischenspeichern von Niederschlagswasser setzt. Nur mit eigenem Speicherwasser werden sich Flächen, die sich nicht alleine tragen, über härtere Sommer bringen lassen. Im Übrigen war zumindest vom IVG angekündigt, das Ganze mit einer Verbraucherinformation zum Umgang mit Trinkwasser zu verknüpfen. Je eher die Nachricht bei den Konsumenten ankommt, desto besser. Niemand sollte dagegen versuchen, mit falschem Etikett Trinkwasserverschwendung zu legitimieren. Schließlich soll unser Geschäft auch übermorgen noch funktionieren.

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